Lügenbeichte
etwas mit dem neuen Roboter nicht stimmte.
»Dem fehlt eine Schraube und deshalb läuft er immer gegen die Wand.« Er stellte den Roboter an und ließ ihn gegen die Glaswand zum Wohnzimmer laufen. Dann schnappte er ihn wieder und ließ ihn noch mal gegen das Glas laufen.
»Papa, kannst du den reparieren?«
»Was?«, fragte Thomas abwesend. Er stand an der Terrassentür und zündete sich eine neue Zigarette an. Rauch schlängelte sich wieder in Richtung Hauptkommissar. Herr Werner schaute von seinem Smartphone hoch.
»Kannst du den Roboter re-pa-rie-ren?!«
Thomas seufzte. »Ja. Ich schau ihn mir nachher mal an.«
»Warum nicht jetzt?«
»Weil wir jetzt Besuch haben.«
Lou schaute den Besuch an und schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Ach, ich hab dir ja noch gar nicht Herrn Rufus gezeigt. Mann, bin ich blöd! Mannomann!«
Josi schmunzelte, Marina verzog das Gesicht. Sie konnte es gar nicht leiden, wenn Lou so aufgedreht war und sich so albern benahm.
»Mannomann, echt, bin ich blöd! So blöd!«, wiederholte er und kicherte. Dann hüpfte er ins Wohnzimmer und holte Herrn Rufus unter dem Sofa hervor.
»Da drin sitzt auch ein Roboter«, sagte er und lachte sich kaputt. Er zeigte auf Herrn Werner. Mit seinen blauen Krücken links und rechts von ihm hätte er tatsächlich als besondere Roboter-Spezies durchgehen können.
»Ein Sofa-Roboter.« Lou sprühte Spucke vor Lachen und hatte schon einen ganz roten Kopf.
»Es reicht, Lou!«, ermahnte ihn Marina.
Lou zeigte der Psychologin Herrn Rufus. »Herr Rufus ist ein Detektiv. Er hilft mir, die Bösen zu finden.«
Frau Bruchhusen durfte Herrn Rufus in die Hand nehmen.
»Und was sind das für Böse?«
»Böse Böse«, sagte Lou und verschluckte sich diesmal vor lauter Lachen.
»Lou. Komm mal wieder runter!«, sagte Marina.
»Und was machen die Bösen?«, fragte die Psychologin.
»Die reißen Köpfe ab und werfen sie in den Müll. In die Biotonne.« Lou lachte sich kaputt.
»Lou!« Marina verdrehte die Augen. »Ich weiß auch nicht, woher er diesen Quatsch immer hat. Wir achten sehr darauf, dass er keine schädlichen Videospiele spielt.«
Josi merkte, dass es der Psychologin gar nicht gefiel, dass sich Marina andauernd einmischte, aber sie ignorierte sie einfach und wandte sich wieder an Lou: »Sag mal, ist Herr Rufus denn vom Nikolaus?«
»Nein«, sagte Lou. »Der ist aus einem Überraschungsei.«
»Ist der neue Roboter auch aus einem Überraschungsei?«
»Nein, der passt doch nicht in ein Ei! Der alte Mann hat ihn mir gegeben. Er wollte ihn nicht mehr.« Na, das hatte Josi ja schneller rausgekriegt.
»Welcher alte Mann, Lou?«, fragte Marina dazwischen. Lou schaute sie an, als wäre er aus einem Traum aufgewacht. Er lachte auch nicht mehr, sah zu Josi und gähnte. Dann kletterte er zu ihr auf den Stuhl und setzte sich auf ihren Schoß. Josi nahm ihn in die Arme. Die Psychologin versuchte, noch weitere Einzelheiten aus ihm herauszubekommen, aber Lou wirkte abwesend und sagte nur noch: »Weiß ich nicht.«
»Josi, spielst du mit mir?« Lou legte seinen Kopf an ihre Schulter. Er war blass und wirkte völlig ausgepowert. Das kam wohl noch von diesen Tabletten, die er bekommen hatte.
»Was wollen wir denn spielen?«
»Irgendwas in deinem Zimmer«, flüsterte Lou ihr ins Ohr. Dann gähnte er wieder.
15:55
Es dauerte keine Viertelstunde und Lou war auf ihrem Bett eingeschlafen. Josi legte ihm Herrn Rufus neben das Kissen und ging wieder nach unten. Frau Bruchhusen verabschiedete sich gerade. Als sie Josi sah, fragte sie sie, ob sie wisse, wer »der alte Mann« sein könnte. Josi sagte ihr, dass sie keine Ahnung habe und auch nicht mehr wisse. Frau Bruchhusen fragte Herrn Werner, was denn mit dem älteren Herrn aus der Straße wäre.
»Herr Dittfurth? Sein Alibi überprüfen wir noch. Er will in der Philharmonie gewesen sein. Wir haben aber weder eine Online-Buchung noch eine Eintrittskarte bei ihm finden können, geschweige jemanden, der ihn gesehen hat. Er will ein befreundetes Ehepaar getroffen haben, aber besagte Leute sind gerade in Hamburg und wir haben sie noch nicht erreichen können.«
»Was für ein Motiv hätte dieser Mann denn?«, fragte Frau Bruchhausen.
Herr Werner räusperte sich. »Das, werte Kollegin, besprechen wir wohl lieber auf der Dienststelle, unter vier Augen.«
»Ich glaube, unser Hauptkommissar leidet unter Homophobie«, mischte sich Thomas ein und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Josi entging das leichte
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