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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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passende Outfit. Ich gehe übernächstes Wochenende mit Sammy hin, versprochen.«
    Ich kaue auf meiner Unterlippe herum und krümme die Zehen zusammen. Meine persönliche Methode, um mich zu beruhigen, wenn ich kurz vor einer Explosion stehe.
    »Und du meinst, dass Sammy Spaß daran hat, bei schönem Wetter mit euch durch die Boutiquen zu
ziehen? Der Junge ist acht, er sollte draußen sein und spielen.«
    »Aber im Miniaturwunderland wäre er auch drinnen. Und da ist es dunkel«, gibt Ralf zu bedenken.
    Punktsieg für ihn.
    »Richte Sammy aus, dass ich in einer halben Stunde da bin und ihn abhole. Wir fahren an die Ostsee!« Während ich noch ein schwaches »Aber ist es nicht viel zu kalt für den Strand?«, vernehme, lege ich auf, ohne mich zu verabschieden. Ha, das hat gesessen!
    Halb benommen vom Schlafmangel und äußerst mies gelaunt schleppe ich mich ins Badezimmer. Man sieht mir die Spuren der vergangenen Nacht deutlich an: Im Gegensatz zu dem, was in Zeitschriften propagiert wird, habe ich mich nicht abgeschminkt, weil ich zu müde war. Meine Wimperntusche ist verklebt, in meinen Mundwinkeln sind noch Reste des dunklen Lippenstifts, das Rouge dürfte sich mittlerweile auf dem Bezug meines Kissens befinden. Meine Haare stehen wirr nach allen Seiten ab, ich müsste dringend wieder zum Friseur.
    Britta erscheint vermutlich pünktlich alle vier Wochen beim Coiffeur ihres Vertrauens, bekommt dort schaumigen Milchkaffee serviert und liest in aller Ruhe die neueste Ausgabe der Vogue , während der Friseur ihre Kopfhaut massiert. Ich dagegen hocke bei einem dieser Zehn-Euro-Fritzen herum, muss verdursten und blättere in einer Frau im Spiegel von vor drei Jahren.
    Falls ich es überhaupt dorthin schaffe …
    Die beiden letzten Termine musste ich wegen Sammy absagen. Einmal waren spontan zwei Schulstunden ausgefallen,
beim nächsten Mal musste ich mit ihm zum Arzt, da er sich auf dem Spielplatz einen Ast in den Fuß gerammt hatte.
    Ich mache Katzenwäsche, schlüpfe in meine Jeans und ein T-Shirt, knote die Haare zum Pferdeschwanz und renne nach unten. Im Flur ist es mucksmäuschenstill. Kein Wunder, sonntags um halb sieben liegen alle noch in ihren Betten und schlafen.
    Als ich draußen bin, hole ich einen Moment tief Luft. Auch wenn es um diese Uhrzeit noch kühl ist, duftet es nach Frühsommer. Bienen surren emsig auf den Blumen des schmalen Beetes, das unseren Eingangsbereich säumt, Hundebesitzer führen ihre Lieblinge auf dem Grünstreifen vor unserem Backsteinhaus Gassi. Vögel zwitschern aufgeregt, ab und zu fährt ein Auto vorbei.
    Ich überlege kurz, wo ich meinen Wagen geparkt habe, und hoffe, dass ich nicht schon wieder einen Strafzettel kassiert habe. Doch kein Knöllchen ziert meinen kleinen verbeulten Fiat Uno, Glück gehabt.
    Während ich die Fahrertür aufschließe, entdecke ich einen Marienkäfer auf der Scheibe, der sich sonnt.
    Der würde Sammy bestimmt gefallen, denke ich und setze das Tierchen behutsam auf das grüne Blatt eines Rhododendrons. Wie gern würde ich mit Sammy auf dem Land leben, damit er mehr Natur um sich herum hat als hier in Eimsbüttel. Dieser Stadtteil ist zwar recht grün, wir wohnen sogar am Isebek-Kanal, aber Großstadt bleibt eben Großstadt.
    Ich fahre langsam durch die Straßen, die genauso verschlafen wirken, wie ich mich fühle. Selbst die Breitenfelder
Straße, die mich in den Nachbarstadtteil Eppendorf führt, ist so gut wie leer. Hoffentlich finde ich einen Parkplatz in der Curschmannstraße, denke ich, denn für eine Bestellung beim Universum bin ich eindeutig zu spät dran.
    Nachdem ich das Haus, in dem Ralf und Britta wohnen, ein paarmal umrundet habe und meinen Sohn bereits an der Fensterscheibe kleben sehe, beschließe ich, widerrechtlich mit Warnblinker in der zweiten Reihe zu parken. Schließlich will ich ja nicht dort übernachten, sondern lediglich Sammy einsammeln.
    Leider fällt es mir immer noch unendlich schwer, Ralf in seiner Wohnung zu besuchen. Wann immer es geht, versuche ich, Situationen wie diese zu vermeiden, und organisiere die Übergabe entweder an einem neutralen Ort oder bitte Ralf, zu uns nach Hause zu kommen. Ich hoffe nur, dass Britta noch im Bett liegt und ihrem Schönheitsschlaf frönt oder eine Shopping-Liste schreibt. Hauptsache, wir begegnen uns nicht.
    »Hallo, Franca«, begrüßt Ralf mich förmlich. Der dunkelblaue Schlafanzug steht ihm gut. Sein kurzes, akkurat geschnittenes blondes Haar glänzt in der Morgensonne mit seinen

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