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Lukas und die gestohlene Weihnacht

Lukas und die gestohlene Weihnacht

Titel: Lukas und die gestohlene Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Seitz
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dunkel.“

    Lukas war froh, die Hand seiner Schwester ergreifen zu können. Obwohl sie seit Jahren nicht mehr so verbunden miteinander waren, war es ihm gar nicht peinlich. Im Gegenteil, er fühlte sich geborgen bei seiner großen Schwester. Lukas drückte ihre Hand kurz etwas fester. Rebekka blickte zu ihm, lächelte und drückte auch seine Hand. Sie schritten auf den Ort zu und das einzige Geräusch, das man hören konnte, war das Knirschen des Schnees unter ihren Füßen.

    Als die zwei Kinder an den ersten Häusern des Ortes ankamen, blieben sie stehen und sahen sich um.

    „Komisch“, meinte Rebekka, „haben die hier keine richtige Straße, die durch das Dorf führt?“
    „Du hast Recht, das ist ungewöhnlich. Es gibt nur diesen etwas breiteren Feldweg, der sich durch den Ort schlängelt. Aber wenigstens brennt Licht in den Häusern.“

    Sie gingen zum ersten Haus des Dorfes und sahen von außen durch das Fenster. Was sie dort erblickten, ließ sie staunen: Sie sahen in ein Zimmer mit einer Kommode, einem Schaukelstuhl, einem Tisch mit vier Stühlen und einem Kachelofen. Die Möbel waren alle aus Holz und auf dem Schaukelstuhl saß eine alte Frau, die strickte. Am Tisch saßen eine Frau, ein Mann und zwei Kinder.

    „Was die anhaben!“, stieß Lukas hervor.
    Und Rebekka meinte: „Das sieht aus wie in so einem Museum, in dem wir schon mit der Schulklasse waren. Die haben nicht mal einen Fernseher oder einen PC! Merkwürdig!“
    „Komm, lass uns weiter gehen“, sagte Lukas. „Hier möchte ich nicht klingeln, wir probieren es beim nächsten Haus.“

    Aber auch im nächsten Haus erblickten sie durchs Fenster ein ähnliches Bild. Die Menschen hatten altmodische Kleidung an und es gab keinerlei elektronische Geräte zu sehen. Zudem entdeckten Lukas und Rebekka, dass sich an den Türen der Häuser keine Klingeln befanden. Anstatt dessen befanden sich an den Haustüren Türklopfer, ein an der Tür befestigter Ring, mit dem man auf einen Metallkopf darunter schlagen konnte. So etwas kannte Lukas von zu Hause vom alten Rathaus. Die Klopfer hier waren jedoch aus Holz, nicht aus Metall.

    „Hier stimmt etwas ganz und gar nicht. Die Pforte, durch die wir gegangen sind … dieser Ort ohne richtige Straße, ohne Autos … die Wohnzimmer der Menschen, ganz ohne Strom oder Fernseher …“
    „Als wären wir in einem anderen Jahrhundert, oder?“, murmelte Rebekka.
    „Ja, Bekki. Als wären wir durch eine Zeitpforte in die Vergangenheit gereist.“
    „Ich träum’ doch bestimmt. Au! Hey, was soll das, Lukas, warum schlägst du mir auf den Arm?“
    „Na, damit du merkst, dass du nicht träumst.“
    „Sieh mal, Lukas, da vorn bei der Kirche. Ist das nicht unser Mann?“
    „Ja, schnell, in Deckung! Er darf uns nicht sehen!“

    Lukas und Rebekka gingen in die Hocke und watschelten im Entengang hinter eine Hauswand. Um die Ecke herum spähten sie nach dem dunklen Mann. Er ging an der rechten Seite des Gotteshauses vorbei und zum Eingang des Gebäudes, welches genau an die Kirche anschloss.

    „Das muss das Haus des Pfarrers sein“, flüsterte Rebekka.
    „Woher willst du das wissen?“
    „Na, das Haus gehört zur Kirche. Und ein Pfarrer wohnt doch immer in einem Haus neben der Kirche. Weißt du das denn nicht?“
    „Woher denn? Ich bin außer zur Taufe und an Weihnachten nie in der Kirche gewesen. Ich bin froh, dass Mama und Papa da nie einen gesteigerten Wert darauf gelegt haben.“
    „Genau darum finde ich es auch so bescheuert,“ begann Rebekka, „ausgerechnet an Weihnachten zur Kirche zu gehen. Scheinheilig ist das!“, blaffte Rebekka verärgert.
    „Kann schon sein. Ich find‘ Weihnachten aber ganz okay. Und immer in die Kirche zu gehen, das ist doch stinklangweilig. Wer will schon den ganzen Schrott über Jesus und Gott und so hören. Mir reicht der Reli-Unterricht voll aus, das ist langweilig genug.“
    „Glaubst du eigentlich an Gott, Lukas?“
    „Das fragst gerade du, du Teufelsanbeterin?“
    „Ey, spinnst du? Ich bin keine …“
    „Psst, Bekki! Schau, der Mann geht ins Haus bei der Kirche. Los, hinterher.“

    Vor dem Haus an der Kirche, dem Pfarrhaus, in das der dunkle Manngegangen war, hatten Lukas und Rebekka keine Möglichkeit durch eines der Fenster zu schauen, ohne dabei Gefahr zu laufen, entdeckt zu werden. Nachdem sie einmal um das Haus und die Kirche herum gegangen waren, schlug Rebekka vor, es direkt durch die Kirche zu versuchen. In der Kirche war es genauso kalt wie draußen,

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