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Lulu

Lulu

Titel: Lulu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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aufrichtend.) Und niemand, der ihm den letzten Dienst erweist. – Ist das trostlos …
    Siebenter Auftritt
    SCHWARZ. DIE VORIGEN .
    SCHWARZ
    Noch nicht wieder zur Besinnung gekommen?
    LULU (links vorn)
    Was fang’ ich an …
    SCHWARZ (über Goll gebeugt)
    Herr Medizinalrat.
    LULU
    Ich glaube beinah, es ist ihm ernst.
    SCHWARZ
    Reden Sie doch anständig!
    LULU
    Er würde mir das nicht sagen. Er lässt sich von mir vortanzen, wenn er sich nicht wohl fühlt.
    SCHWARZ
    Der Arzt muss im Augenblick hier sein.
    LULU
    Arznei hilft ihm nicht.
    SCHWARZ
    Aber man tut doch in solchem Falle, was man kann.
    LULU
    Er glaubt nicht daran.
    SCHWARZ
    Wollen Sie sich denn nicht wenigstens umziehen?
    LULU
    Ja. – Gleich.
    SCHWARZ
    Worauf warten Sie denn noch?
    LULU
    Ich bitte Sie …
    SCHWARZ
    Was denn …?
    LULU
    Schließen Sie ihm die Augen.
    SCHWARZ
    Sie sind entsetzlich.
    LULU
    Noch lange nicht so entsetzlich wie Sie!
    SCHWARZ
    Wie ich?
    LULU
    Sie sind eine Verbrechernatur.
    SCHWARZ
    Rührt Sie denn dieser Moment gar nicht?
    LULU
    Mich trifft es auch mal.
    SCHWARZ
    Ich bitte Sie, jetzt schweigen Sie endlich mal!
    LULU
    Sie trifft es auch mal.
    SCHWARZ
    Das brauchten Sie einem in einem solchen Augenblick wirklich nicht noch zu sagen.
    LULU
    Ich bitte Sie …
    SCHWARZ
    Tun Sie, was Ihnen nötig scheint. Ich kenne das nicht.
    LULU (rechts von Goll)
    Er sieht mich an.
    SCHWARZ (links von Goll)
    Mich auch …
    LULU
    Sie sind ein Feigling!
    SCHWARZ (schließt Goll mit dem Taschentuch die Augen)
    Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich dazu verurteilt bin.
    LULU
    Haben Sie es denn Ihrer Mutter nicht getan?
    SCHWARZ (nervös)
    Nein.
    LULU
    Sie waren wohl auswärts?
    SCHWARZ
    Nein!
    LULU
    Oder Sie fürchteten sich?
    SCHWARZ (heftig)
    Nein.
    LULU (bebt zurück)
    Ich wollte Sie nicht beleidigen.
    SCHWARZ
     – Sie lebt noch.
    LULU
    Dann haben Sie doch noch jemanden.
    SCHWARZ
    Sie ist bettelarm.
    LULU
    Das kenne ich.
    SCHWARZ
    Spotten Sie meiner nicht!
    LULU
    Jetzt bin ich reich …
    SCHWARZ
    Es ist grauenerregend. (Geht nach links.) Was kann sie dafür!
    LULU (für sich)
    Was fang’ ich an.
    SCHWARZ (für sich)
    Vollkommen verwildert!
    (Schwarz links, Lulu rechts, sehen einander misstrauisch an.)
    SCHWARZ (geht auf sie zu, ergreift ihre Hand)
    Sieh mir ins Auge!
    LULU (ängstlich)
    Was wollen Sie …
    SCHWARZ (führt sie zur Ottomane, nötigt sie, neben ihm Platz zu nehmen)
    Sieh mir in die Augen!
    LULU
    Ich sehe mich als Pierrot darin.
    SCHWARZ (stößt sie von sich)
    Verwünschte Tanzerei!
    LULU
    Ich muss mich umziehen …
    SCHWARZ (hält sie zurück)
    Eine Frage …
    LULU
    Ich darf ja nicht antworten.
    SCHWARZ (wieder an der Ottomane)
    Kannst du die Wahrheit sagen?
    LULU
    Ich weiß es nicht.
    SCHWARZ
    Glaubst du an einen Schöpfer?
    LULU
    Ich weiß es nicht.
    SCHWARZ
    Kannst du bei etwas schwören?
    LULU
    Ich weiß es nicht. Lassen Sie mich! Sie sind verrückt!
    SCHWARZ
    Woran glaubst du denn?
    LULU
    Ich weiß es nicht.
    SCHWARZ
    Hast du denn keine Seele?
    LULU
    Ich weiß es nicht.
    SCHWARZ
    Hast du schon einmal geliebt –?
    LULU
    Ich weiß es nicht.
    SCHWARZ (erhebt sich, geht nach links, für sich)
    Sie weiß es nicht!
    LULU (ohne sich zu rühren)
    Ich weiß es nicht.
    SCHWARZ (mit einem Blick auf Goll)
    Er weiß es …
    LULU (sich ihm nähernd)
    Was wollen Sie wissen?
    SCHWARZ (empört)
    Geh, zieh dich an!
    LULU
    (geht ins Schlafkabinett).
    Achter Auftritt
    SCHWARZ, GOLL.
    SCHWARZ
    Ich möchte tauschen mit dir, du Toter! Ich gebe sie dir zurück. Ich gebe dir meine Jugend dazu. Mir fehlt der Mut und der Glaube. Ich habe mich zu lange gedulden müssen. Es ist zu spät für mich. Ich bin dem Glück nicht gewachsen. Ich habe eine höllische Angst davor. Wach auf! Ich habe sie nicht angerührt. Er öffnet den Mund. – Mund auf und Augen zu wie die Kinder. Bei mir ist es umgekehrt. Wach auf! Wach auf! (Kniet nieder und bindet ihm sein Taschentuch um den Kopf.) Hier flehe ich zum Himmel, er möge mich befähigen, glücklich zu sein. Er möge mir die Kraft geben und die seelische Freiheit, nur ein klein wenig glücklich zu sein.
Um ihretwillen, einzig um ihretwillen.
    Neunter Auftritt
    LULU. DIE VORIGEN .
    LULU (tritt aus dem Schlafkabinett, vollständig angekleidet, den Hut auf, die rechte Hand unter der linken Achsel; zu Schwarz, den linken Arm hebend)
    Würden Sie mich hier zuhaken. Meine Hand zittert.

Zweiter Aufzug
    Sehr eleganter Salon. Rechts hinten Entreetür. Vorne rechts und links Portieren. Zu der links

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