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Lulu

Lulu

Titel: Lulu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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(ihn besprengend)
    Das braucht dich wohl nicht mehr zu kümmern.
    SCHIGOLCH
    Wer hätte den königlichen Luxus vorausgeahnt!
    LULU
    Wenn ich zurückdenke – Hu!
    SCHIGOLCH (ihr das Knie streichelnd)
    Wie geht’s dir denn? Treibst du immer noch Französisch?
    LULU
    Ich liege und schlafe.
    SCHIGOLCH
    Das ist vornehm. Das sieht immer nach so was aus. Und weiter?
    LULU
    Und strecke mich – bis es knackt.
    SCHIGOLCH
    Und wenn es geknackt hat?
    LULU
    Was interessiert dich das!
    SCHIGOLCH
    Was mich das interessiert? Was mich das interessiert? Ich wollte lieber bis zur jüngsten Posaune leben und auf alle himmlischen Freuden Verzicht leisten, als meine Lulu hienieden in Entbehrung zurücklassen. Was mich das interessiert? Es ist mein Mitgefühl. Ich bin ja mit meinem besseren Ich schon verklärt. Aber ich habe noch das Verständnis für diese Welt.
    LULU
    Ich nicht.
    SCHIGOLCH
    Dir ist zu wohl.
    LULU (schaudernd)
    Blödsinnig …
    SCHIGOLCH
    Wohler als bei dem alten Tanzbär?
    LULU (wehmütig)
    Ich tanze nicht mehr …
    SCHIGOLCH
    Für den war es auch Zeit.
    LULU
    Jetzt bin ich … (Stockt.)
    SCHIGOLCH
    Sprich, wie es dir ums Herz ist, mein Kind! Ich hatte Vertrauen in dich, als noch nichts an dir zu sehen war als deine zwei großen Augen. Was bist du jetzt?
    LULU
    Ein Tier! …
    SCHIGOLCH
    Dass dich der! – Und was für ein Tier! – Ein feines Tier! – Ein elegantes Tier! – Ein Prachtstier! – – – Dann will ich mich man beisetzen lassen. – Mit den Vorurteilen sind wir fertig. Auch mit dem gegen die Leichenwäscherin.
    LULU
    Du hast nicht zu fürchten, dass du noch mal gewaschen wirst!
    SCHIGOLCH
    Macht auch nichts. Man wird doch wieder schmutzig.
    LULU (ihn besprengend)
    Es würde dich noch mal ins Leben zurückrufen.
    SCHIGOLCH
    Wir sind Moder.
    LULU
    Bitte recht schön! Ich reibe mich täglich mit Kammfett ein und dann kommt Puder darauf.
    SCHIGOLCH
    Auch wohl der Mühe wert, der Zierbengel wegen.
    LULU
    Das macht die Haut wie Satin.
    SCHIGOLCH
    Als wäre es deswegen nicht auch nur Dreck.
    LULU
    Danke schön. Ich will zum Anbeißen sein.
    SCHIGOLCH
    Sind wir auch. Geben da unten nächstens ein großes Diner. Halten offene Tafel.
    LULU
    Deine Gäste werden sich dabei kaum überessen.
    SCHIGOLCH
    Geduld, Mädchen! Dich setzen deine Verehrer auch nicht in Weingeist. Das heißt schöne Melusine, solang es seine Schwungkraft behält. Nachher? Man nimmt’s im zoologischen Garten nicht. (Sich erhebend.) Die holden Bestien bekämen Magenkrämpfe.
    LULU (sich erhebend)
    Hast du auch genug?
    SCHIGOLCH
    Es bleibt noch genug übrig, um mir eine Terebinthe aufs Grab zu pflanzen. – Ich finde selber hinaus. (Ab.)
    LULU
    (begleitet ihn und kommt mit Dr. Schön zurück).
    Dritter Auftritt
    LULU. SCHÖN .
    SCHÖN
    Was tut denn Ihr Vater hier?
    LULU
    Was haben Sie?
    SCHÖN
    Wenn ich Ihr Mann wäre, käme mir dieser Mensch nicht über die Schwelle.
    LULU
    Sie können getrost »du« sagen; er ist nicht hier.
    SCHÖN
    Ich danke für die Ehre.
    LULU
    Ich verstehe nicht.
    SCHÖN
    Das weiß ich. (Ihr einen Sessel bietend.) Darüber möchte ich nämlich gerne mit Ihnen sprechen.
    LULU (sich unsicher setzend)
    Warum haben Sie mir denn das nicht gestern gesagt?
    SCHÖN
    Bitte, jetzt nichts von gestern. Ich habe es Ihnen vor zwei Jahren schon gesagt.
    LULU (nervös)
    Ach so. Hm.
    SCHÖN
    Ich bitte dich, deine Besuche bei mir einzustellen.
    LULU
    Darf ich Ihnen ein Elixier …
    SCHÖN
    Danke. Kein Elixier. Haben Sie mich verstanden?
    LULU
    (schüttelt den Kopf).
    SCHÖN
    Gut. Sie haben die Wahl. – Sie zwingen mich zu den äußersten Mitteln – entweder sich Ihrer Stellung angemessen zu benehmen …
    LULU
    Oder?
    SCHÖN
    Oder – Sie zwingen mich – ich müsste mich an diejenige Persönlichkeit wenden, die für Ihre Aufführung verantwortlich ist.
    LULU
    Wie stellen Sie sich das vor?
    SCHÖN
    Ich ersuche Ihren Mann, Ihre Wege selber zu überwachen.
    LULU
    (erhebt sich, geht links die Stufen hinan).
    SCHÖN
    Wo wollen Sie denn hin?
    LULU (ruft unter der Portiere)
    Walter!
    SCHÖN (aufspringend)
    Bist du verrückt?!
    LULU (sich zurückwendend)
    Aha!
    SCHÖN
    Ich mache die übermenschlichsten Anstrengungen, um dich in der Gesellschaft zu erhöhen. Auf deinen Namen kannst du zehnmal stolzer sein, als auf meine Vertraulichkeit …
    LULU (kommt die Stufen herunter, legt Schön den Arm um den Hals)
    Was fürchten Sie denn jetzt noch, wo Sie am Ziel Ihrer Wünsche sind?
    SCHÖN
    Keine Komödie! Am Ziel meiner

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