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Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Titel: Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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bist, und wertet nicht. Es fragt nicht nach deinem Kontostand. So kann ein Tier schon mal zum Ersatz für andere Menschen werden. Was soll daran verwerflich sein? Lieber ein Tier als niemanden.
    Mit dem Schlangenbiss waren plötzlich so viele Fragen, Ge danken und Gefühle aufgetaucht. Die Schlange hatte ihr Gift in meine heile Welt gespritzt. Auf einmal sah ich überall Boten, Vorankündigungen, die man ja immer nur sieht, wenn etwas passiert ist und man nach ebensolchen sucht, die man ohne ein Unglück längst vergessen hätte.
    Eine Woche vor dem Schlangenbiss hatte ich bei einer Freundin auf der Schwäbischen Alb übernachtet. Nachts tobte ein Gewitter über dem Dorf, und als ich zur Toilette ging, wollte Luna, die im Erdgeschoss schlief, mit mir nach oben in mein Zimmer. Vor Gewittern fürchtet sie sich. Grell zuckten die Blitze vor den Fenstern.
    »Na, dann komm mit«, lud ich sie ein, und sie zögerte keine Sekunde. Ich legte ihre Decke an das Fußende meines Bettes. Luna hatte noch nie in meinem Bett geschlafen. Luna legt sich nie auf ein Sofa. Luna kennt ihren Platz. Doch nun folgte sie meiner Aufforderung sehr zaghaft und verlegen, die Lefzen leckend, und rollte sich am äußersten Rand des Futons zu einer Kugel zusammen … Die Blitze, die noch fünfzehn Minuten zuckten, ehe schwer der Regen herunterprasselte, erleuchteten hell mein Glück. Nun erschien mir diese Nacht wie der erste Bote des Abschieds. In der Hundesprache sieht der womöglich anders aus:
    Auf einem Bauernhof, an dem wir oft vorbeigehen, lebte ein alter Schäferhund, in den Luna vernarrt war. Eines Tages war die Hundehütte leer, der Bauer teilte mir mit, dass »der Nando hi is«, also gestorben war. Da sah ich aus den Augenwinkeln, dass Luna direkt vor die Hundehütte eine Wurst setzte. »Letzter Gruß«, kommentierte der Bauer.

Hühnerherzen in der rosaroten Zone
    L una ist dann doch keine Italienerin geworden. Lilly, die schon neun Jahre alt war, konnte die Welpen nicht aus tragen.
    Es war Februar 2001 und in meinem Hexenhäuschen alles vorbereitet für den Neuzugang. Johannes, der sich in der rosa roten Zone zwischen ein Freund und mein Freund befand, hatte ein Regal für die Hundesachen an die Wand gedübelt. Ich hatte Spielzeug, eine Bürste, Futter und eine Leine mit Halsband angeschafft sowie Angebote für eine Tierhalterhaft pflichtversicherung eingeholt, ein Hundekörbchen besorgt, und neben dem Sofa stapelten sich ein Dutzend Bücher zur Hundeerziehung. In einem Tierladen hatte ich mich ausführ lich beraten lassen und war von dem Besitzer aufgefordert worden, das Dosenfutter ruhig selbst einmal zu probieren: »Sie können das zu Hause kurz anbraten, dann merken Sie, so schlecht schmeckt das gar nicht. Ich schütte mir gern einen Klecks Ketchup drüber.«
    Er schnalzte mit der Zunge, hielt mir eine Dose unter die Nase, öffnete sie und forderte mich mit hochgezogenen Augenbrauen auf, zu riechen. Wie ein Clown sah er aus, doch er scherzte nicht. Das war keine Weinprobe, das waren Hühnerherzen. »Aha«, machte ich. Und hatte schon wieder ein schlechtes Gewissen. Anderswo schmierten sich die Leute so was aufs Brot. Wenn sie Brot hatten.
    Warum bloß dachte ich immer wieder, dass ich zu viel Geld für ein Tier ausgeben würde? Nein, es war nicht das Geld, es war die Aufmerksamkeit, der Stellenwert des Tieres – ein Erziehungsrelikt? Ich sah mich von außen, quasi jung verwitwet und jetzt einen Hund, da dauert es nicht mehr lang, und sie dreht vollends durch. So als wäre die Anschaffung des Hundes ein Eingeständnis. Wofür, das war mir nicht ganz klar. Aber es schien ein erster Schritt in Richtung Verschrobenheit zu sein. Ich würde nun komisch werden. Oder noch komischer. Ich würde mich den Menschen entfremden und nur noch guttural kommunizieren. Andererseits hörte ich nun öfter von dem hohen Flirtfaktor eines Hundes. »Mit einem Hund im Schlepptau hast du jede Menge Gesprächsstoff«, erklärte mir eine Freundin.
    »Und welchen?«, fragte ich.
    »Na …«, sie grinste, »hat er sein Geschäft schon erledigt?«
    Solche und ähnliche Fragen beschäftigten mich in der Prä-Luna-Zeit tatsächlich. Wie konnte man sein Leben mit so einem Flohträger verbringen? Einer wandelnden Bazillenschleuder? Hunde wälzten sich in Aas und Scheiße. Und überhaupt: Disqualifizierten sich Hundebesitzer als reife Menschen? Mit einem Tier ist es einfach auszukommen. Wer ein Tier hält, zeigt, dass er mit Menschen nicht klar kommt. Womöglich

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