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Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Titel: Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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nach, während ich auf die Kanüle starrte. Euthanasie, dachte ich. Dass man das jetzt so nannte, bei einem Hund! War hier dasselbe Tabu um den Tod gewachsen wie beim Menschen?
    Bluttransfusion , dachte ich, und dann gleich weiter zur Herztransplantation, weil es irgendwie zusammenzugehören schien.
    Neulich hatte ich einen Artikel gelesen über organtransplantierte Menschen, die nach dem Eingriff wesensverändert waren. Ein Schreiner, dem ein Herz transplantiert wurde, wollte nach der Operation plötzlich unbedingt Klavier spielen. Recherchen ergaben, dass er das Herz eines Pianisten erhalten hatte. Wie würden sich die dreihundert Milliliter Berner Sennenhund bei Luna bemerkbar machen? Ihr bester Kumpel, Moll, ist ein Berner Sennenhund. Würde der das wittern? Was merken Hunde? Und wie viel oder wenig davon können wir wahrnehmen mit unseren eingeschränkten Möglichkeiten? Allein die Nase des Hundes verfügt über etwa zweihundert Millionen Geruchssinneszellen, die des Menschen über fünf. Hunde leben in einer Welt aus Gerüchen. Und was gehört noch alles zur Grundausstattung Hund, wovon wir Menschen nicht mal wissen, dass es das gibt? Wie heißt dieser Sinn, mit dem sie in unseren Seelen lesen?
    Unfassbar! Eine Blutspende für einen Hund!
    In Syrien ist Bürgerkrieg, da gibt es nicht mal Krankenhäuser für Menschen, und mein Hund kriegt Kortisoninfusionen, intensivmedizinische Behandlung und frisches Blut.
    Ist das richtig? Warum habe ich ein schlechtes Gewissen? Ich möchte, dass Luna lebt, solange sie Freude dran hat. Der Schlangenbiss ist wie ein Unfall, sie könnte auch vor ein Auto gelaufen sein. Vor einer Woche hätte ich gesagt: niemals eine Bluttransfusion für einen Hund. Aber es begann so harmlos mit einem Zittern, dann wurde es ein Schock, dann das Kortison, die Klinik, dort eine Untersuchung nach der anderen. Wie sich der Patient in der Intensivmedizin fühlt, steht nicht zur Diskussion. Seine Werte sind von Interesse.
    Vor einigen Jahren schrieb ich ein Buch über Sterben in Würde und war oft zu Besuch in einem Münchner Hospiz, wo ich mich auch mit Patienten unterhielt, die dort Bewohner oder Gäste genannt werden. Ich lernte viel über das Leben im Angesicht des Sterbens. Die Beschäftigung mit dem Tod macht das Leben schöner und kostbarer. Seltsam, dass so viele Menschen ihn scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Eines der Münchner Hospize liegt in einem Wohngebiet, und es gab Nachbarn, die sich regelmäßig beschwerten, weil so oft Leichenwägen vorfuhren. Das sei ein Schock für die Kinder und ob die Toten nicht nachts abgeholt werden könnten statt am helllichten Tag.
    Im Hospiz hörte ich erschütternde Berichte über die wenig einfühlsame Behandlung durch Krankenhausärzte, und ich nahm nun einigermaßen erstaunt zur Kenntnis, dass Intensivmedizin keinen Unterschied zwischen Mensch und Tier zu machen scheint.
    Als wir Luna am ersten Tag in der Klinik besuchten, fragte ich eine Mitarbeiterin, ob es eine Stiftung oder einen Verein gäbe, der einspringt, wenn Tierhalter die Kosten der Behandlung nicht zahlen können.
    Sie schaute mich an, als wollte ich Insolvenz anmelden. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Also hätten Sie uns mit der sterbenden Luna in dieser Nacht weggeschickt?«
    »Wenn Sie die Rechnung nicht zahlen, ja.«
    Ich stellte mir vor, ich wäre Hartz-IV-Empfängerin und würde Leergut sammeln, um das Futter für meinen Hund zu verdienen. Mein Leben könnte sehr einsam werden. Vielleicht wäre ich auch krank? Aber jeden Morgen würde ich aufstehen, um Gassi zu gehen. Mein Hund, meine Katze wären für mich eine Nabelschnur zum Leben. Dem Tier könnte ich alles erzählen, was mich bewegt und bedrückt, und ich könnte es streicheln, seine Wärme spüren. Das würde mich zufrieden machen, vielleicht sogar hin und wieder glücklich, und ansonsten würde ich es schon irgendwie schaffen. Ich hätte viel Zeit zum Lesen, das hatte ich mir doch immer gewünscht. Es ist nicht so einfach, trotzdem rauszugehen, wenn man arm ist. Da gehört man nicht mehr dazu, das lassen einen die anderen spüren, wenn auch nur aus Hilflosigkeit oder der Angst, selbst so zu enden. Nach dem Motto: Halte dich fern von dem, was du fürchtest. Und dann zieht man sich zurück. Ich hätte die Nase voll von den klugen Ratschlägen anderer, die alles besser wissen würden und sich nicht einfühlen könnten. Ein Tier gibt keine Ratschläge. Es ist einfach da. Das ist sein Ratschlag. Es akzeptiert dich, wie du

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