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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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soweit er wusste, nichts Ungesetzliches getan, konnte also eigentlich ganz gelassen bleiben.
    Trotzdem stand er auf und ging ungeduldig auf und ab.
    Da wurde eine Glastür geöffnet. Ein junger Mann kam auf ihn zu, um ihn abzuholen.
    Der junge Mann hieß Martin Lerde, und Daniel Skotte war nicht ganz klar, ob er wirklich Polizist war oder nur Verwaltungsangestellter, denn er trug zivile Kleidung.
    Martin Lerde bot ihm den Besucherstuhl vor einem winzigen, mit Akten übersäten Schreibtisch an.
    »Ich habe nicht vor, Ihnen genauer zu erklären, wo wir dieses Material gefunden haben«, begann Martin Lerde. »Jedenfalls handelt es sich um die Kopie eines Zettels. Was sagen Sie dazu?«
    Er reichte Daniel Skotte ein kleines Blatt Papier.
    Daniel starrte es an und hoffte, dass er nicht allzu augenfällig errötete.
    »Ich habe keine Ahnung, was das sein kann«, sagte er und legte das Blatt auf den Schreibtisch. »Haben Sie sonst noch Fragen?«
    Er schaute diesem Martin wie-immer-er-hieß direkt in die hellblauen Augen.
    »Nein. Danke für Ihre Hilfe«, erwiderte Martin.
    Daniel Skotte wollte nur noch ganz schnell weglaufen, ging aber dennoch beherrscht und gelassen die Treppe hinunter.
     
    Sara-Ida schwitzte in ihrer Daunenjacke. Sie machte kleine Schritte, da es glatt war, aber sie ging schnell. Bald würde es stockdunkel sein. Der Himmel über ihr war diesig und grau. Es waren mehrere Tage vergangen, an denen es gar nicht richtig hell geworden war. Es ging ihr schlecht, und sie sehnte sich nach dem Frühling, nach Licht und Wärme, aber vor allem nach einem weniger komplizierten Leben. Sie sehnte sich danach, es sich mit Daniel gemütlich machen zu können.
    Es durfte nicht zu Ende gehen.
    Er liebt mich bestimmt noch, dachte sie stur und zählte die verschiedenen Faktoren auf, die dafürsprachen. Vor allen Dingen hatte er sie nicht verlassen, das hätte er doch vermutlich getan, wenn er sie nicht mehr geliebt hätte. Zum Zweiten schlief er mit ihr, sobald sich eine Gelegenheit ergab, das musste doch auch etwas bedeuten. Drittens kam er gerne zu ihr nach Hause, obwohl es auch vorkam, dass er das nicht tat.
    Weiter kam sie nicht. Ihr Handy summte in ihrer Tasche. Verdammt! Sie sah, wer es war.
    »Ich bin unterwegs«, sagte sie.
    Sie ging weiter den nördlichen Kai entlang. Der Wind schlug ihr ins Gesicht, als sie um die Schmalseite des Lagerhauses aus Wellblech bog. Die Ostsee und der Hafen lagen direkt vor ihr. Sie blinzelte in den kalten Wind, und ihre Augen tränten. Das Meer war graugrün, stellenweise schwarz, und die Wellen türmten sich bedrohlich auf.
    Die Kühlerhaube des Wagens schaute hinter der gegenüberliegenden Seite des langen Lagerschuppens hervor. Sie konnte immer noch umkehren und verschwinden. Hänschen! Einfach lächerlich. Wie hatte sie diesen Idioten nur so nennen können!
    Es war vorbei. Ganz und gar. Sie war nur hier, weil sie nett sein wollte. Um es hinter sich zu bringen.
    Jetzt hatte er sie durch das Seitenfenster entdeckt. Aber er blieb am Steuer sitzen und folgte ihr mit dem Blick, bis sie die Beifahrertür öffnete und einstieg.
    »Hallo«, sagte er.
    Seine Stimme klang sanft.
    »Hallo«, erwiderte sie und starrte durch die Windschutzscheibe.
    Mit gespieltem Interesse betrachtete sie die Autos auf der Skeppsbron auf der anderen Seite des Hafenbeckens, dort wo die normalen Menschen waren, die sich nicht zu verstecken brauchten. Es schauderte sie, als sie bemerkte, wie verdammt einsam dieser Platz war. Hier fuhren überhaupt keine Autos.
    Drei oder vier Meter vor ihnen endete der Kai, und das Wasser begann. Reiner Selbstmord, hier Auto zu fahren.
    Er räusperte sich, sagte aber nichts, sondern legte eine Hand auf ihr Bein.
    »Du wolltest was«, sagte sie mit heller Stimme.
    »Ja, aber zuerst können wir doch …«
    Jetzt machte sich seine verdammte Hand an ihren Hosenknöpfen zu schaffen.
    »Nein«, sagte sie und schlug seine Hand beiseite. »Ich will nicht.«
    »Der Ring«, sagte er.
    Sie schwieg.
    »Ich will den Ring zurückhaben«, sagte er und umklammerte das Lenkrad mit seinen Händen. Er trug Lederhandschuhe.
    »Aber du hast ihn mir doch geschenkt!«, erwiderte sie erbost, vor allem weil sie den Ring nicht mehr hatte. »Das war ein Geburtstagsgeschenk. Man fordert doch keine Geburtstagsgeschenke zurück!«
    »Ich finde«, erwiderte er kühl, »dass wir im Hinblick auf alles, was vorgefallen ist, sämtliche Spuren verwischen sollten, die auf eine Verbindung zwischen uns hinweisen können.

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