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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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Das sind wir alle. Wir versuchen immer, aus den Fehlern zu lernen. Wir ändern dann auch schon mal die Abläufe. Ampullen mit Insulin liegen nicht einfach so herum. Außerdem muss es sich um eine recht hohe Dosierung gehandelt haben. Allerdings ist es so, dass Patienten mit Diabetes ihr eigenes Insulin dabei haben. Sie kümmern sich selbst um ihre Behandlung, außer wenn sie frischoperiert sind. Es wirkt seltsam, dass jemand eine Spritze gestohlen haben sollte«, meinte sie ratlos.
    »Wir brauchen Ihre Hilfe. Wir müssen eine erneute Kontrolle durchführen. Daran werden auch einige von meinen Kollegen beteiligt sein. Aber da nun einige Feiertage anstehen, dachten wir, wir könnten schon einmal im Kleinen anfangen.«
    »Natürlich«, erwiderte sie und sah ihn an. »Wir werden alles unternehmen, um zu helfen. Das wird natürlich Wellen schlagen.«
     
    Sie hatten Spaghetti Carbonara gegessen. Sara-Ida trank Rotwein und Daniel Bier. Er hatte gekocht, und jetzt spülte Sara-Ida in der winzigen Küche das Geschirr. Daniel saß noch am Tisch und starrte in die Flammen der vier Adventskerzen. Sie wollte sie ausbrennen lassen, denn Weihnachten war vorüber, und der Weihnachtsschmuck würde bald weggeräumt werden.
    Jetzt wo er sie gewissermaßen zurückbekommen hatte, sah Daniel ein, dass er Sara-Ida nicht viel zu sagen hatte. Eigentlich wollte er nur seine Einsamkeit vertreiben. Seine Freunde heirateten einer nach dem anderen, im letzten halben Jahr war er auf drei Hochzeiten gewesen, und mehrere von ihnen hatten bereits Kinder.
    Vielleicht war sie ja eine Art Revanche für seine gescheiterte Beziehung. Es hatte ihm gefallen, sich mit einem so hübschen Mädchen zu zeigen.
    »Und?«, fragte sie und fuhr ihm mit den Händen durchs Haar. »Wie geht’s?«
    »Gut.«
    »Müde?«
    »Ja.«
    Da klingelte sein Handy. Er nahm den Anruf an. Eine ihm fremde Stimme meldete sich, sagte, sie sei von der Polizei und begann von einem Zettel zu sprechen. Daniel schaute auf die Uhr. Es war acht. Merkwürdige Tageszeit für so einen Anruf.
    Er stand auf und ging nach nebenan, während Sara-Ida weiter mit dem Geschirr klapperte.
    »Hören Sie, um ganz ehrlich zu sein, verstehe ich nicht recht, von was für einem Zettel Sie eigentlich sprechen«, erwiderte er und wurde noch misstrauischer.
    Hielt ihn der Typ zum Besten? Aber dann sagte der Beamte, er solle sich auf dem Präsidium einfinden, um sich dieses Stück Papier näher anzusehen.
    »Jetzt?«
    Schließlich habe ich Bier getrunken, da müssen sie mich schon abholen, dachte er. Der Polizist teilte ihm jedoch mit, es genüge, wenn er am folgenden Tag käme.
    »Ich höre Freitag immer früher auf, ich kann also am frühen Nachmittag kommen«, sagte Daniel und beendete das Gespräch.
    Sara-Ida stand mit einem Topf und einem Küchenhandtuch in den Händen im Türrahmen. Wie eine Schlafwandlerin trocknete sie den Topf ab.
    »Worum ging’s?«, fragte sie.
    Ihre Augen glänzten, und sie war bleich.
    »Keine Ahnung. Bloß ein verrückter Polizist, der irgendwas von einem Zettel faselte.«
    Er erzählte ihr nicht, was er in ihrem Badezimmer gefunden hatte. Auch über das Geldbündel verlor er kein Wort. Er wusste immer noch nicht, was er tun sollte.

19
    Es war neun Uhr morgens, am Freitag, den 28. Dezember. Josefine Langbacke wartete pünktlich im Foyer des Präsidiums. Sie war allein, und außer der Frau am Empfang, die sie keines Blickes würdigte, gab es nicht viel zu sehen. Sie kam sich vor wie eine Schwerverbrecherin. Sie hatte gegen das Gesetz verstoßen. Auf das Aussetzen von Kindern stand sicher Gefängnis.
    Sie musste nicht lange warten, denn wenige Minuten später erschien Kriminalkommissar Claes Claesson und ging mit ihr in ein anderes Zimmer als am Vortag. Vermutlich ein Verhörzimmer. Die Beamtin namens Louise Jasinski stieß zu ihnen und lächelte sie freundlich an. Sie wirkte nett, aber Josefine wagte es trotzdem nicht, sich zu entspannen. Der Schein konnte trügen. Sie musste darauf vorbereitet sein, dass die Stimmung umschlug. Vielleicht fuhren sie plötzlich scharfes Geschütz auf und bombardierten sie mit unangenehmen Fragen.
    Sie setzte sich auf die Stuhlkante.
    »Setzen Sie sich ruhig bequem hin. Wir haben es nicht eilig«, meinte Louise.
    Also würde es lange dauern. Diese Gewissheit verstärkte ihr Unbehagen noch, und das hatte Louise vermutlich nicht beabsichtigt, eher im Gegenteil. Schreckliche Ahnungen stiegen in ihr auf. Die Polizei würde sie durch die Mangel drehen.

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