Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster
an«, sagte Technik-Benny.
Alle blickten gespannt auf die weiße Leinwand, vor der er stand. Er projizierte das erste Foto an die Wand.
»Die Handfeuerwaffe, eine Pistole, die in Jörn Johanssons Kofferraum gefunden wurde. Mit größter Wahrscheinlichkeit wurde mit dieser Waffe auf Charlotte Eriksson geschossen. Das wissen wir jetzt«, sagte er.
Dann erschien das nächste Bild, ein Text.
»Bei der Pistole handelt es sich um eine FN von 1910, ich habe mir das alles angelesen. Ich musste dafür sogar etwas Französisch lernen«, witzelte er. »FN steht für Fabrique Nationale d’Armes de Guerre Herstal – Liège, Belgique«, sagte er auf Französisch mit starkem, småländischem Akzent. »Das steht auf der Waffe. Diese Pistole wurde 1909 patentiert. Alt, aber ausgezeichnete Qualität.«
Er verstummte und wartete auf Kommentare.
»Es stellt sich natürlich die Frage, warum er geschossen hat«, meinte Claesson mit leiser Stimme.
»Geld«, meinte Peter Berg. »Er brauchte eines neues Auto.«
»Falls wirklich er der Täter war«, fuhr Claesson fort.
»Jörn Johanssons Fingerabdrücke sind auf der Pistole sichergestellt worden«, meinte Benny. »Der Ärmste. Das war wirklich kein schönes Ende.«
»Man soll eben auch nicht am Straßenrand pinkeln«, meinte Lundin lächelnd.
»Ich übergebe jetzt an Erika Ljung«, sagte Claesson. »Bitte schön.«
»Johansson kaufte also ein neues Auto kurze Zeit, nachdem auf Charlotte Eriksson geschossen worden war, und zwar den gebrauchten BMW, unter dem er später tot aufgefunden wurde. Es ist vorstellbar, dass er für den Mord an Charlotte Eriksson bezahlt wurde. Vermutlich war er entsprechend geldgierig oder einfach dumm, je nachdem, wie man das sehen will. Johanssons Eltern haben sich jedenfalls keine großen Gedanken darüber gemacht, dass er es sich plötzlich leisten konnte, ein neues Auto zu kaufen. Das haben sie mir jedenfalls erzählt. Aber vermutlich sind sie so naiv wie die meisten Eltern, was die eigenen Kinder angeht.
Das alte Auto gab fast den Geist auf, Jörn wohnte noch zu Hause, obwohl er 32 Jahre alt war und recht ordentlich verdiente. Er habe für einen Pilotenschein gespart, erzählten die Eltern. Sie schöpften keinen Verdacht. Jedenfalls war er an dem Abend, an dem er wahrscheinlich auf Charlotte Eriksson geschossen hatte, mit seinem alten, weißen Volvo Kombi unterwegs. Der Auspuff hatte ein Loch. Zwei Zeugen haben das bestätigt, zum einen das Opfer selbst bei einem Verhör auf der Intensivstation, das ich zusammen mit Claesson durchführte«, dieser nickte zustimmend, »zum anderen die Frau, die später auf dem Friedhof beinahe ihr Kind zur Welt gebracht hatte, Josefine Langbacke.«
Es wurde still.
»Diese Geschichte wird langsam unübersichtlich«, meinte Janne Lundin und wandte sich an Claesson. »Ich weiß, dass es jetzt nicht darum geht, aber hat sie ihr Kind inzwischen zurückbekommen? Ich meine, die Mutter?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Claesson kurz.
»Nein, hat sie nicht«, warf Louise ein. »Es ist noch nicht eindeutig erwiesen, dass sie die Mutter ist.«
»Jörn Johansson ist jedenfalls tot«, fuhr Claesson mit lauter Stimme fort. »Wir werden vielleicht nie erfahren, ob ihn Geld dazu bewog, die alte Pistole seines Vaters abzustauben. Wir können nur Vermutungen anstellen.«
»Sein altes Auto haben wir bei Schrott-Pelle in Bockara gefunden«, fuhr Erika fort. »Glücklicherweise hatte er es noch nicht zerlegt. Pelle rechnet sogar damit, es nach ein paar kleineren Reparaturen wieder verkaufen zu können. Es ist nicht sehr schlüssig, dass Johansson die Waffe nach der Tat nicht wieder zu Hause an ihren Platz gelegt, sondern in seinem neuen Wagen verwahrt hat. Aber vielleicht wollte er sie wirklich in einem See versenken oder ein weiteres Mal verwenden. Vielleicht hatte er es auch auf die Mitfahrerin abgesehen, von der wir immer noch nicht wissen, ob sie bei ihm war, als er starb … ja, weiter werden wir jetzt wohl nicht kommen.«
»Harald Eriksson wollte seine Frau loswerden«, meinte Louise. »Das ist ziemlich offensichtlich. Sie wollte sich mit ihrem neuen Freund Thomas Dunåker zusammentun. Sicher wünschte sie sich außerdem Kinder, das sagen ihre Freundinnen, obwohl sie betonen, dass Charlotte nur äußerst selten von ihrer Kinderlosigkeit sprach. Aber das tun sicher nicht viele Frauen in ihrer Situation. Sich darüber beklagen, dass sie keine Kinder haben, meine ich. Dunåker ist übrigens nett und noch dazu gut
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