Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)
in der Arena Tod und Verstümmelung über seinen Gegner gebracht hatte und anschließend ungeschlacht und bedrohlich in seiner Zelle vor ihr aufgeragt war.
Hana wrang Kavins Haare aus. »Du kannst dich glücklich schätzen, dass dein Gebieter für deine Prüfung einen Marid ausgewählt hat. Sie verfügen über ein gelassenes Gemüt, darum solltest du bei ihm in Sicherheit sein, auch wenn er ein sahad ist.«
Sie stemmte sich aus dem Becken, nahm ein Badetuch vom Rand und hielt es für Kavin auf. Diese stieg bedächtig aus dem Wasser und trat in das Tuch.
Nachdem Hana den Stoff um Kavins nackten Körper gewickelt hatte, ging sie nicht beiseite, sondern lehnte sich verschwörerisch zu ihr. »Doch sollte er seine Gefährtin verloren haben …« Ihr Atemhauch sandte einen unheilvollen Schauder über Kavins Rücken. »Dann würde ich mir an deiner Stelle Sorgen machen. Große Sorgen.«
Drei Männer, deren Tätowierungen sie als Ghul-Sklaven auswiesen – Nasir trug dieselbe an seinem linken Arm –, versorgten seine Wunden.
Wortlos erfüllten sie ihre Pflicht, und Nasir verharrte still und reglos wie immer, während sie seine Schnitte nähten. Aber irgendetwas stimmte nicht. Anders als sonst nach einem Kampf schrubbten die Sklaven dieses Mal nicht den Schmutz der Arena von seiner Haut. Tatsächlich beschränkten sie seine Reinigung darauf, die Rinnsale von Blut wegzuwischen und seine Verletzungen mit dünnen Bandagen zu bedecken.
Er wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, aber seit sie ihn vor vier Monaten in die Gruben gesperrt hatten, überraschte ihn nicht mehr viel. Er blieb am Leben, indem er sich seine Wachsamkeit erhielt. Momentan waren alle seine Sinne in höchster Alarmbereitschaft, darum wusste er, dass etwas in der Luft lag.
Sein Blick schweifte von der gegenüberliegenden Wand zu den Sklaven, die ihn umringten. Alle drei trugen die traditionelle Sklavenkluft – weite graue Hosen, Sandalen, nackter Oberkörper –, und keiner von ihnen reichte Nasir auch nur bis zur Brust. Er hätte sie problemlos überwältigen können, doch dafür bestand kein Anlass. Die Gefahr lauerte nicht in diesem Badehaus, sondern jenseits seiner Steinmauern, wo mit Schwertern und Magie bewaffnete Wachen postiert waren, gegen die Nasir keine Chance hatte. Wo eine Armee von Ghulen nur auf eine Rechtfertigung wartete, ihn hinzurichten.
Unbändiger Zorn ätzte sich durch seine Adern – derselbe bittere Zorn, der ihn stets überkam, wenn er an seine Häscher dachte, an die Zauberin, die ihn in diese Falle gelockt hatte, oder wenn er den Feuerbrand-Opal über die Mulde an seiner Kehle streichen fühlte. Aber wie immer bezähmte er den Drang, wie ein Berserker um sich zu schlagen – wenn er seiner Wut jetzt freien Lauf ließ, bevor er seinen Plan fertig ausgearbeitet hatte, würde es ihm nur den Tod einbringen.
Nasir richtete den Blick wieder auf die Wand, während seine Gedanken zu den Ghulen zurückdrifteten, die ihm vorhin in seiner Zelle einen Besuch abgestattet hatten. Der Hochgeborene und die Frau, die er hinter sich hergezerrt hatte. Da sie nicht mit der Sklaven-Tätowierung gekennzeichnet war, konnte der Ghul nicht ihr Gebieter sein. Also war sie freiwillig mitgekommen, auch wenn sie sich wie ein furchtsames Häschen gegeben hatte. War sie seine Geliebte? Seine Gefährtin? Nasir wusste es nicht – und es interessierte ihn auch nicht –, aber ein untrüglicher Instinkt sagte ihm, dass die beiden nichts Gutes im Schilde führen konnten.
Als die Sklaven mit der Versorgung seiner Wunden fertig waren, drehten sie ihn zur Tür. Wie Nasir bereits geahnt hatte, würde es für ihn heute kein Bad geben. Was bedeutete, dass irgendjemand wünschte, ihn in seinem schmutzigen Zustand zu belassen. Die neueste Bestrafung dafür, dass er überlebt hatte? Sollte er nun nicht nur wie eine Ratte in einem Käfig hausen, sondern auch wie eine behandelt werden?
Die Sklaven führten ihn durch die endlos langen Korridore zurück in seine Zelle. Alle fünf Meter waren mit scharfen Schwertern bewaffnete Wachen in voller Rüstung postiert, die für diesen Tag jede Hoffnung auf Flucht zunichtemachten. Massive Stahltüren markierten die Zugänge zu anderen Zellen, von denen sich Nasir vorstellte, dass sie genauso feuchtkalt und deprimierend waren wie seine eigene. Er hatte keine Ahnung, wie viele Personen hier unten eingesperrt waren, aber es mussten Dutzende sein, denn jedes Mal, wenn sie ihn in die Arena befahlen, harrte bereits ein neuer Dschinn
Weitere Kostenlose Bücher