Lust de LYX - Verhängnisvolles Verlangen (German Edition)
dem Wagen, hämmerte er den Griff des Messers gegen die Seitenscheibe, bis sie zerbrach. Die Möglichkeit, die Frau dabei zu verletzen, bestand durchaus, aber vermutlich war sie sowieso schon tot. Und selbst wenn sie noch lebte, waren ein paar Kratzer besser, als zu ertrinken. Er griff in den Wagen und bekam einen Arm zu fassen. Schnell tastete er sich bis zu den Schultern. Beide Hände um die Ellbogen gelegt, drehte er die Frau so, dass er sie durch das Fenster ziehen konnte. Sobald er sie aus dem Wagen hatte, tauchte er mit ihr auf, nahm sie in den Rettungsgriff und schwamm so schnell er konnte an Land. Dort trug er sie die Böschung hinauf und legte sie auf ein Rasenstück.
Noch immer hatte sie sich nicht bewegt und auch ihr Brustkorb hob sich nicht. Gabes Kehle zog sich zusammen, als er sich neben die Fremde kniete und mit der Herzmassage begann. Ihre Haut war eiskalt, wie er bemerkte, als er sie beatmete. Aber das konnte auch am Wasser liegen und musste nicht bedeuten, dass sie bereits tot war. Seine Scheinwerfer beleuchteten ihre bleiche Haut, die durch den Kontrast zu den dunklen Haaren und Augenbrauen noch blasser wirkte. Ihre Lippen waren blau angelaufen. Sie wirkte fast wie eine Schaufensterpuppe.
„Komm schon! Atme, verdammt noch mal!“ Gabe wusste nicht, wann er begonnen hatte, mit ihr zu reden, aber es schien das Richtige zu sein. Vielleicht konnte sie ihn noch irgendwie hören und erkannte, dass jemand da war, der sich um sie kümmerte. Eigentlich hätte er einen Krankenwagen rufen müssen, aber sein Handy lag im Auto und er wagte es nicht, die Wiederbelebung zu unterbrechen. Und wenn er wartete, bis in dieser Einöde zufällig jemand vorbeikam, wäre es vermutlich zu spät. Seine Brust zog sich immer enger zusammen, je länger sie reglos unter ihm lag.
„Wach auf. Dein ganzes Leben liegt noch vor dir.“ Zumindest hoffte er das. Sie war jung, vielleicht Mitte zwanzig und wirkte unglaublich verletzlich. Jeans und ein Wollpullover klebten nass an ihrem Körper, ihre Füße steckten in hellgrünen Socken. Die Schuhe musste sie irgendwo verloren haben. War es möglich, dass sie absichtlich in den See gefahren war? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Wahrscheinlich hatte sie versucht, sich zu befreien und war genauso wie er an den verbeulten Türen gescheitert. Er konnte sich vorstellen, wie es sich angefühlt haben musste, im Wagen eingesperrt zu sein, während das Wasser immer höher stieg. Das hatte er im Training und auch bei einem Einsatz schon erlebt. Die Panik, das Gefühl, ersticken zu müssen. Als SEAL wusste Gabe, wie er damit umzugehen hatte, doch er bezweifelte, dass diese Frau darin ausgebildet war. Wenn sie wieder aufwachte, würde sie vermutlich traumatisiert sein.
„Ich bin bei dir, Kleine, zusammen schaffen wir das.“ Ach ja ? Im Moment war er überhaupt nicht sicher, ob er es schaffen würde, sie zu reanimieren. Aber er hatte noch nie einfach aufgegeben und jetzt würde er ganz sicher nicht damit anfangen.
Es kam ihm unendlich lange vor, bis er endlich eine Bewegung unter seinen Händen spürte. Rasch hob er den Kopf, gerade noch rechtzeitig, bevor ein Schwall Seewasser aus ihrem Mund schoss. Sofort drehte er sie auf die Seite und stützte ihren Kopf. Beruhigend strich er über ihren Rücken, während sie den Rest des Wassers aushustete. Schwer atmend blieb sie liegen, ihr Körper zitterte vor Anstrengung und Kälte. Schließlich versteifte sie sich und er verstand, dass es Zeit war, sich etwas zurückzuziehen. Sanft löste er sich von ihr und erhob sich. Sie hob den Kopf und blickte ihn zum ersten Mal an. Erleichterung breitete sich in ihm aus – und noch etwas anderes, während sie ihn mit großen Augen von Kopf bis Fuß musterte.
Vorsichtshalber trat Gabe noch einen Schritt zurück, damit er sie nicht ängstigte. „Wie geht es dir?“
„K…kalt.“ Ihre Zähne schlugen aufeinander. „W…was ist … p…passiert?“
„Du bist anscheinend mit deinem Wagen in den See gefahren. Zufällig habe ich ihn dort gesehen und dich herausgeholt.“ Er hockte sich vor sie. „Komm, ich bringe dich zu meinem Wagen und rufe dann die Polizei und einen Krankenwagen.“
Sie zuckte sichtbar zusammen. „Nein! Keine P…polizei!“ Anscheinend bemerkte sie seinen fragenden Blick. „Es … war ein … U…unfall. Bin in der K…kurve weggerutscht.“
„Okay, aber einen Krankenwagen werde ich rufen.“ Wodurch die Meldung dann auch an die Polizei gehen würde.
Wie erwartet
Weitere Kostenlose Bücher