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Lustig, lustig, tralalalala

Lustig, lustig, tralalalala

Titel: Lustig, lustig, tralalalala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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angesichts seiner Statur überhaupt nicht zugetraut hätte, und wendet sich seelenruhig wieder seinem Kartenspiel zu.
    Ich starre immer noch auf die seltsame Pokerrunde. Das Geräusch schwerer Schritte holt mich in die Realität zurück.
    «Felix?», höre ich eine tiefe Stimme fragen.
    Ich drehe mich um und stehe nun einem Hünen gegenüber, der sich gut auf einem Plakat für ein Wrestling-Turnier machenwürde. Er trägt lange, zerzauste Haare und ist in Felle gehüllt. Beides verleiht ihm ein martialisches Aussehen.
    «Freut mich, ich bin der Ruprecht», sagt er, streckt mir eine seiner Pranken entgegen und lächelt. Das sieht nicht sehr gewinnend aus, weil Ruprecht praktisch alle Vorderzähne fehlen. Um nicht unhöflich zu erscheinen, ergreife ich trotzdem seine Hand.
    «Freut mich ebenfalls», sage ich.
    Ruprecht bemerkt, dass mir etwas mulmig ist. Er überlegt kurz und vermutet wohl, dass mich der Anblick der Pokerrunde verstört hat, denn nun schließt er die Tür und sagt mit einem bedauernden Schulterzucken: «Ist schon schlimm, mit ansehen zu müssen, wie die dadrinnen ihr Leben vergeuden. Schlimm. Wirklich schlimm.»
    Ich nicke verständnisvoll. «Freunde?», frage ich.
    «Weihnachtselfen», erklärt Ruprecht sachlich. «Nachdem wir Ende des neunzehnten Jahrhunderts die Spielzeugproduktion eingestellt hatten, haben uns die meisten Weihnachtselfen verlassen. Aber die dadrinnen scheinen einfach die Hoffnung nicht aufzugeben, dass eines Tages wieder bessere Zeiten kommen.»
    «Soll das heißen, die pokern seit über hundert Jahren?», frage ich. «Sie sehen noch nicht so alt aus.»
    «Elfen werden leicht ein paar tausend Jahre alt», erklärt Ruprecht. «Eine hundertjährige Pokerpartie fällt da nicht so sehr ins Gewicht.»
    Ich nicke, um Ruprecht zu signalisieren, dass ich seine Ausführungen sehr interessant finde. Tatsächlich frage ich mich, ob ich unlängst irgendwelche Drogen eingeworfen habe. Wie sonst lässt sich das alles hier erklären?
    Ruprecht errät meine Gedanken. «Die meisten Leute, die zuuns kommen, wundern sich. Sie stellen sich den Weihnachtsmann als einen gutgelaunten und wohlgenährten adretten älteren Herrn vor, der in einem romantischen Häuschen auf dem Gelände einer gigantischen Spielzeugfabrik lebt und ständig von Tausenden fleißigen Helfern umringt wird.»
    Ich sehe ihn an und zucke ratlos mit den Schultern. «Ehrlich gesagt, hätte ich es mir auch so vorgestellt.»
    Ruprecht verzieht gequält das Gesicht. «Die Zeiten sind leider vorbei. Ich hab Santa Claus noch auf der Höhe seines Schaffens erlebt. Wir residierten am Nordpol und hatten wirklich die größte Spielzeugfabrik der Welt. In manchen Jahren haben wir mehr als zweihunderttausend Elfen beschäftigt. Damals war Santa Claus noch nicht ständig müde und übellaunig. Außerdem hatte er ein paar Kilo mehr auf den Rippen. Die vielen Sorgen haben ihm zugesetzt.»
    Ruprecht hat eine Tür am Ende des Ganges geöffnet. Dahinter ist eine schmale Treppe zu erkennen. «Komm, ich will dir was zeigen.»
    Wenig später stehen wir auf dem Dachboden. Durch ein großes Panoramafenster fällt kaltes Winterlicht auf einen riesigen roten Schlitten, der fast den gesamten Raum einnimmt. Von dem Gefährt geht ein milchiges Schimmern aus. Die rote Farbe scheint zu fluoreszieren.
    Während ich die imposante Konstruktion aus Holz, Eisen und Samt umrunde, bemerkt Ruprecht lapidar: «Voilà. Der Schlitten des Weihnachtsmannes.»
    Ich bin beeindruckt. «Woher kommt dieses Glänzen?»
    «Feenstaub. Der gesamte Schlitten ist in ein spezielles Harz getaucht und dann mit Feenstaub bedeckt worden.»
    «Damit er glänzt?», frage ich.
    «Nein. Damit er fliegt», lächelt Ruprecht.
    Ungläubig stehe ich vor dem ebenso seltsamen wie imposanten Vehikel. «Wie viele Rentiere braucht man dafür?»
    «Vierundzwanzig», erwidert Ruprecht. «Leider mussten wir alle verkaufen. Futter und Unterkunft waren irgendwann nicht mehr finanzierbar.»
    Ich betrachte den Schlitten, und gleichzeitig durchzuckt mich der Gedanke, dass mich hier jemand auf den Arm nehmen will. Bislang habe ich nur ein paar seltsame Typen kennengelernt, die mir weismachen wollen, dass der Weihnachtsmann verarmt ist und kaum noch seinem Job nachgehen kann. Vielleicht spielen hier alle nur Theater, denke ich. Vielleicht ist die Sache mit
Moby Dick
so arrangiert worden, dass jemand das Buch in meinem Keller deponiert hat. Die Weihnachtselfen könnten ebenso wie Ruprecht und Santa Claus

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