Lux Aeterna (German Edition)
kleinen Gruppe Hippies stieß, hießen diese ihn willkommen wie einen lange vermissten Bruder. Er zog mit ihnen weiter. Vielleicht war es auch das Romablut, das er in sich trug und was diese innere Unruhe auslöste.
Bald trug auch er Jeans, ein buntes Hemd und ein Stirnband in den halblangen Haaren. Es wäre eine unbeschwerte Zeit gewesen, wäre da nicht dieser unbarmherzige Hunger gewesen. Er würde nicht für immer ohne menschliches Blut überleben können. Und das von Tieren spendete nur wenig Lebenskraft.
Yasmine, eine hübsche Zwanzigjährige mit langen roten Haaren, hatte von Anfang an Gefallen an dem attraktiven Neuankömmling gezeigt. Die Welt war offener geworden, in jeder Beziehung, und was Jason zunächst verwirrte – dass eine Frau ihm Avancen machte – begann nun, ihm Spaß zu machen. Der Jagdinstinkt in ihm erwachte.
Wie jeden Abend saß die kleine Gruppe vor einem Lagerfeuer. George, der Anführer der Gruppe, spielte auf seiner Gitarre den Song San Francisco . Einige der Hippies sangen mit, andere schliefen bereits ihren LSD-Rausch aus.
Yasmine nahm plötzlich Jasons Hand und zog ihn lachend mit sich fort. Der Schein des Lagerfeuers war bald nur noch von Ferne zu erkennen. Die junge Frau hielt inne, lächelte Jason an und schlang ihre Arme um ihn.
Sie begann, ihn zu küssen, und Jason ging auf sie ein. Yasmine konnte nicht ahnen, dass sie den Tod umarmte. Als Vampir folgte der junge Mann jetzt nur noch seinen Instinkten. Für einen Vampir hatte der Begriff „freie Liebe“ eine ganz andere Bedeutung, denn er war keinen weltlichen Einschränkungen unterworfen.
Er schenkte ihr das, was sie begehrte – er kostete das aus, was sie ihm schenkte und nahm ihr dafür – das Leben. Jason Dawn tötete sein erstes Opfer.
Das süße Blut, dass durch seinen Körper rann und ihn wärmte, ließ sein Herz schneller schlagen und ihn erneut zu voller Kraft erblühen. Dies war seine Droge und seine Verdammnis.
Er hätte nie gedacht, dass sein Erschaffer Polignac Recht gehabt haben könnte. Es war im Grunde so einfach, und es erschien ihm fast, als hätte es ihr gefallen. Von dieser Nacht an genoss Jason die Jagd.
Neunzehnhundertsiebenundsechzig, im Sommer der Liebe, erwachten viele der Blumenkinder nicht mehr aus ihrem Rausch. Jason und einige seiner Artgenossen schenkten ihnen den Frieden, nach dem sie sich so sehr gesehnt hatten.
* * *
Die Einsamkeit seines Daseins quälte den jungen Vampir. Er fühlte sich wie ein Beobachter. Er beobachtete die Menschen, ihre gefühlsmäßigen und politischen Verstrickungen, doch er gehörte nicht dazu. Alles schien ihn zu langweilen, wäre da nicht die Musik gewesen. Das war etwas, was seinem Dasein so etwas wie einen Sinn gab.
Nach einer weiteren längeren Schlafperiode erwachte Jason Dawn im Jahre Zweitausendvier in London. In einem der Clubs begegnete er schwarz gekleideten Menschen, die gerne so sein wollten wie er, und das verwunderte ihn.
Hier fiel er überhaupt nicht auf. Diese Menschen nannten sich Goths oder Gothics, sie hörten teils recht laute, metallische Rockmusik mit düsteren Texten. Jason gab zu, dass auch ihn die melodramatischen, düsteren Texte ansprachen, und er versuchte zu ergründen, warum Menschen sich so sehr nach der dunklen Seite sehnten. Für einige war es Show, für andere eine Lebensphilosophie, wieder andere hatten der heuchlerischen, kommerziellen Welt den Rücken gekehrt oder protestierten einfach gegen das Spießertum ihrer Eltern.
Jason Dawn begann, Menschen in anderem Licht zu sehen. Er wurde neugierig. Fast jeden Abend war er hier mitten unter den Ahnungslosen. Er flirtete und scherzte mit ihnen, ließ sie in seinen hungrigen Augen versinken.
An einem dieser Abende spürte er die Anwesenheit eines anderen Vampirs. Suchend blickte er sich um. Dort drüben hinter der Säule stand sie, gekleidet in ein langes, schwarzes Gewand, die schlanke Taille durch ein Mieder betont. Rabenschwarzes Haar floss wie ein dunkler Strom über den schmalen Hals in ein reizvolles Dekollete. Zum ersten Mal begegnete er einem Wesen seiner Rasse: der Hybridenvampirin Laetitia. Sie grüßte ihn mit einem Nicken, als er sich ihr näherte.
Auch die schöne Italienerin hatte seine Gegenwart gespürt. Wie er es aus alter Tradition gewohnt war, neigte er den Kopf und begrüßte die Schönheit mit einem angedeuteten Handkuss.
Laetitia lächelte amüsiert. „Willkommen in unserer Zeit.“
Auch Jason musste lächeln. „Ich habe
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