Luzidzone: Projekt Alpha (German Edition)
Drecksarbeit leben konnte.
Er wollte sich heute nicht so sehr den Kopf zerbrechen und beschloss, das Telefonat ohne große Planung anzugehen. Irgendetwas schien ihn zu beruhigen und anzutreiben, die Nummer zu wählen. Kurz vor 10.00 Uhr schaltete er das Radio aus und ging in das Zimmer, das zugleich sein Schlafzimmer, Wohnzimmer und Lagerraum war. Auf einem Schreibtisch an der Wand stand sein Telefon, ein altes Telefon mit Kabel, was es nach dem ganzen Drahtlos- und Handy-Hype nur noch selten zu kaufen gab. Er wollte sich jedoch der neuen Mode nicht unterwerfen und blieb bei der Kabeltechnik, denn er wollte so wenig wie möglich Funkwellen ausgesetzt sein, die laut der Mobilfunkkonzerne angeblich so unschädlich seien. Für dieses Telefon mit Kabel war er extra einige Kilometer weit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren, um dieses nur noch schwer zu findende Gerät gebraucht von jemandem abkaufen zu können. In den Elektronikmärkten waren diese Geräte nur noch sehr selten zu finden, und meistens musste man dafür sogar noch mehr Geld ausgeben, als für die Telefone mit der fragwürdigen Funktechnologie. Die Dichte der Mobilfunktürme ließ eine flächendeckende Überwachung zu. Mobiltelefone gab es oftmals geschenkt, und die Bevölkerung nahm diese Geschenke nur zu gerne an. Jedermann trug seine persönliche Wanze bei sich. Man arbeitete auch an Chips, die in die Haut implantiert werden konnten, um die Überwachung zu vervollständigen, alles selbstverständlich im Namen der für jede Beschneidung der Rechte herhalten müssenden, großen „Sicherheit“. Es fehlte allein die Gefahr, und, da es keine gab, mussten welche erschaffen werden. Die Angstmacher gaben Milliarden aus, um das Drohgespenst aus Terrorismus, Krankheiten, Seuchen und Energieknappheit aufrecht zu erhalten statt dass nach dauerhaften Lösungen gesucht wurde. Das System führte sich selbst ad absurdum.
Er stellte sich vor sein Schnur-Telefon, kramte den Inserat-Zettel aus seinem Geldbeutel und legte ihn vor sich, um die Nummer abzulesen. Dann wählte er.
Das Tuten war lang, und er atmete tief ein und aus, so wie er es in den Callcenter-Schulungen gelernt hatte. Damit sollte man in eine ruhige Stimmung kommen und mit dem Gegenüber Vertrauen aufbauen. Er wusste, dass auch dies einen manipulativen Taschenspieler-Trick darstellte, hatte jedoch keine Skrupel dabei, ihn anzuwenden. Irgendwie musste er schließlich versuchen, in diesem seltsamen System Geld zu verdienen, damit er überleben konnte. Er konnte seine Nervosität jedoch nicht völlig ablegen.
Nach dem zweiten „Tuut“ hob jemand an der Gegenseite ab.
Eine Dame meldete sich mit einem russisch klingenden Namen, den er nicht verstand. In gekonnt ruhigem Ton begrüßte er sie und stellte sich vor: „Guten Tag, mein Name ist Trojan Gabriel, und ich rufe wegen dem Zeitungsinserat an“.
Am anderen Ende schien nun eine Routinetätigkeit in Gang gesetzt worden zu sein. Er hörte, wie auf einer Tastatur herumgetippt wurde. „Gut, Herr Gabriel“, erwiderte die Stimme nach einer kurzen Pause. „Dann wollen wir gleich beginnen“. „Beginnen, mit was?“ Er war etwas irritiert. „Mit dem Test“, hörte er in einem selbstverständlichen Tonfall.
„Ihr Alter, Ihre Herkunft, Ihr beruflicher Werdegang und Ihre schulische Bildung interessieren uns hier nicht. Bitte hören Sie mir nur genau zu und konzentrieren Sie sich darauf, was ich sage. Ich werde Ihnen nun 10 Fragen stellen, diese beantworten Sie bitte schnell, ohne darüber nachzudenken. Folgen Sie einfach Ihrer Intuition, und hören Sie nicht auf Ihren Verstand. Sind Sie bereit dazu?“ Er wusste nicht recht, was er sagen sollte, ein Schwall Gedanken rotierte in seinem Kopf. Er hatte schon damit gerechnet, dass dieses Telefonat unter Umständen ein wenig ungewöhnlich werden könnte, dass er jedoch so schnell und ohne Vorwarnung einem Test unterzogen werden sollte, darauf war er nicht gefasst. Seine Intuition sagte jedoch, dass es bei diesem Test nicht um Wissen gehen würde sondern um irgendetwas anderes. Er beschloss, sich auf das Spielchen einzulassen und antwortete mit “Ja“.
„Gut. Bleiben Sie ganz entspannt, während ich Ihnen die Fragen stelle. Sie können die Augen geschlossen halten oder offen, so, wie Sie es gerne möchten. Falls Sie Geräte wie Radio oder Fernseher in der Nähe eingeschaltet haben, so bitte ich Sie, diese abzuschalten, damit Sie sich voll und ganz auf mich und meine Stimme konzentrieren
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