Luzifers Hammer
beizubringendas war die Hölle, und als sie austrat, geschah dies nicht aus finanziellen Gründen.
Was die Heirat anging, so gab es keinen, mit dem sie hätte leben können. Sie hatte es einmal versucht, mit einem Polizeileutnant, und hatte mit ansehen müssen, wie ihn ein Leben ohne staatlich verbürgte Sicherheit beunruhigte. Und die gute Kameradschaft, die sie aufgebaut hatten, ging innerhalb eines Monats in die Brüche. Dann war da noch ein anderer Mann, doch der hatte eine Frau, die er nicht verlassen wollte, und es gab noch einen dritten, der für drei Monate nach dem Osten ging und nach vier Jahren noch nicht zurück war, und … Und ich mache alles richtig, sagte sie zu sich selbst, wenn sie über diese Dinge nachdachte.
Die Männer bezeichneten sie als überspannt oder als nervösen Typ, je nach Vorbildung und Wortschatz. Und die meisten trauten sich nicht, es mit ihr zu versuchen. Sie hatte einen beißenden Humor, von dem sie nur zu oft Gebrauch machte. Sie haßte dummes Geschwätz. Sie sprach viel zu schnell, verfügte aber über eine angenehme Stimme, die rauchig klang von den vielen Zigaretten, die sie konsumierte.
Diese Strecke fuhr sie schon seit acht Jahren. Sie nahm die Kurve der vierstöckigen Kreuzung, ohne sich was dabei zu denken. Doch einmal, vor Jahren, war sie mit ihrem Wagen durch diese Kurve gefegt, hatte die nächste Rampe gestreift, ihren Wagen geparkt und war dann zurückgeschlendert, um den Betonsalat zu begutachten. Sie war sich in der Rolle des tölpelhaften Touristen zwar ziemlich lächerlich vorgekommen, immerhin hatte sie aber recht dumm aus der Wäsche geguckt.
»Mittwoch«, tönte es aus dem Tonbandgerät. »Robin scheint mit der Marina-Geschichte durchzukommen. Wenn das der Fall ist, habe ich die Aussicht, Stellvertretender Direktor zu werden. Wenn nicht, gibt es keine Chance. Probleme …«
Eileens Hals und Ohren liefen jetzt schon rot an, und ihre Hände glitten nervös übers Steuer. Aber sie blieb standhaft. Ihre Mittwochstimme sagte: »Er will mit mir schlafen, das war nicht nur so dahingesagt. Wenn ich ihn abweise, geht dann das Geschäft kaputt? Soll ich mit ihm ins Bett gehen, um die Sache über die Bühne zu bringen? Oder soll ich lieber etwas versäumen, weil ich an die Folgen denke?«
»Verdammter Mist«, flüsterte Eileen. Sie ließ das Band zurücklaufen und überspielte diesen Teil. »Ich habe mich immer noch nicht entschließen können, Robin Gestons Einladung zum Abendessen anzunehmen. Vermerk: Ich muß dieses Band entschärfen. Sollte sich jemand das Gerät unter den Nagel reißen, möchte ich zumindest vermeiden, daß ihm die Ohren klingen.
Denk an Nixon.« Und sie schaltete das Gerät energisch aus.
Doch das Problem blieb, und sie war immer noch blindwütend, in einer Welt leben zu müssen, in der sie solche Probleme hatte. Sie überlegte, wie der Brief an diesen verdammten Fabrikanten zu formulieren sei, der die Filter geliefert hatte, ohne zu prüfen, ob alle Bestandteile mitgeliefert wurden, und gleich fühlte sie sich etwas wohler.
Es war später Abend in Sibirien. Dr. Leonilla Alexandrowna Malik hatte ihr Tagewerk vollendet. Ihr letzter Patient war ein vierjähriges Mädchen, Tochter eines Ingenieurs aus dem Raumfahrtzentrum hier in der nördlichen Wüstenei der Sowjetunion.
Es war mitten im Winter, und der Wind blies kalt von Norden.
Vor der Krankenstation lag der Schnee meterhoch, und selbst drinnen konnte sie die Kälte spüren. Leonilla haßte die Kälte. Sie war in Leningrad geboren, und strenge Winter waren für sie nichts Neues, dennoch hoffte sie auf eine Versetzung nach Baikonur oder gar nach Kapustir, Yar am Schwarzen Meer. Sie behandelte ungern Kinder, obwohl sie natürlich kaum etwas dagegen tun konnte. Es gab hierzulande kaum jemanden mit einer pädiatrischen Ausbildung. Dennoch war es verlorene Zeit. Sie war auch als Kosmonautin ausgebildet worden, und sie hoffte stets, eine Aufgabe im Weltraum übernehmen zu können.
Vielleicht schon bald. Von den Amerikanern hieß es, daß sie weibliche Astronauten ausbildeten. Sollten die Amerikaner wirklich vorhaben, eine Frau in den Weltraum zu schicken, so würde es auch die Sowjetunion tun, und ziemlich bald. Das jüngste sowjetische Experiment mit einem weiblichen Kosmonauten hatte in einer Katastrophe geendet. (War es wirklich ihr Fehler? fragte sich Leonilla. Sie kannte Valentina Tereschkowa und den Astronauten, den sie geheiratet hatte, aber sie hatten nie darüber gesprochen, warum
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