Luzifers Hammer
betrieben wurde. Drinnen standen Hocker, drei kleine Tische, vier Boxen, ein Spielautomat und eine Musikbox. Die Wände waren mit all dem Kram dekoriert, den die Gäste so mochten. Auf der Bar lagen Schreibutensilien, und die Wände waren stellenweise sauber abgewaschen. Da und dort blätterte der Putz ab und förderte Kommentare zutage, die vor Jahren hingeschmiert worden waren, eine Art Archäologie der Popkultur.
Harvey trat ins Dämmerlicht der Bar wie ein müder alter Mann. Sobald sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, erblickte er Mark Cescu, der auf einem Hocker saß. Er schwang sich neben Cescu auf eine der Sitzgelegenheiten und stützte die Ellenbogen auf die Bar.
Cescu war paarunddreißig, fast alterslos, ein ewig junger Mann, der drauf und dran war, eine Karriere zu starten. Harvey wußte, daß Mark vier Jahre bei der Marine gewesen und es auch in verschiedenen Colleges versucht hatte, von der UCLA bis hin zu den Unterstufen. Gelegentlich bezeichnete er sich immer noch als Student, aber keiner glaubte ihm, daß er je ein Examen machen würde. Er trug Radfahrerstiefel, alte Jeans, ein T-Shirt und einen verbeulten Aussie-Digger-Hut. Er hatte langes schwarzes Haar und einen schwarzen Vollbart. Seine Fingernägel hatten einen Trauerrand, und seine Jeans wiesen frische Fettflecken auf, obwohl Hände und Kleidung sauber waren. Was ihm fehlte, war lediglich das krankhafte Bedürfnis mancher Leute, sich rosa zu schrubben wie ein neugeborenes Ferkel.
Wenn Mark nicht gerade lächelte, sah er schier zum Fürchten aus, und dies trotz seines respektablen Bierbauchs. Eigentlich lächelte er immer, doch manche Dinge nahm er furchtbar ernst, und oft hatte er einen ganzen Rattenschwanz von Leuten um sich versammelt. Sie waren ein Teil seines Images. Cescu hätte mit jedem mithalten können, aber er wollte nun einmal nicht. Im Augenblick schaute er sorgenvoll vor sich hin. »Du siehst nicht gut aus«, sagte er.
»Mir ist, als könnte ich jemanden umbringen«, sagte Harvey.
»Wenn das so ist, kann ich dir vielleicht ein Opfer besorgen«, sagte Mark und lauschte dem Nachhall seiner Worte.
»Nein. Es geht um meine Vorgesetzten. Alle sind meine Vorgesetzten, möge der Himmel ihre unzähligen Seelen verdammen.« Harvey bestellte einen Krug Bier und zwei Gläser, wobei er Marks Vorschlag überhörte. Er wußte, daß Mark nicht in der doch im Augenblick war er nicht zu solchen Spielchen aufgelegt.
»Ich will was von denen«, sagte Harvey. »Und sie wissen, daß ich es bekommen werde. Wie zum Teufel sollten sie das nicht wissen? Ich habe sogar die telegrafische Bestätigung über die Förderung des Projekts. Doch diese Hurensöhne können es einfach nicht lassen. Wenn einer von ihnen morgen tot umfällt, sitze ich für einen weiteren Monat fest, und ich habe einfach nicht die Zeit dazu.« Es konnte nicht schaden, Cescu seinen Willen zu lassen. Der Bursche konnte durchaus von Nutzen sein, außerdem gab es eine Menge Spaß – und vielleicht konnte er doch einen Mord organisieren. Das konnte man nie genau wissen.
»Alsdann, was will man dir unterjubeln?« fragte Mark.
»Einen Kometen. Ich soll eine Dokumentarserie über einen neuen Kometen machen. Der Mensch, der ihn entdeckt hat, besitzt zufällig siebzig Prozent der Firma, die diese Dokumentation fördern will.«
Cescu kicherte, und Harvey nickte ihm zu. »Eine hübsche Sache, was? Ich habe die Möglichkeit, jene Art Filme zu machen, die ich wirklich machen möchte, und kann obendrein eine Menge dazulernen. Nicht wie bei jenem Mist von neulich, ich meine diese Interviews mit den Unken, jeder mit seiner höchstprivaten Ansicht über das Ende der Welt. Mir stand das Zeug bis hierher, ich hatte es einfach satt.«
»Alsdann, wo fehlt’s?«
Harvey nippte an seinem Bier, seufzte und sagte: »Schau, es gibt mindestens ein paar Leute, die mir weismachen wollen, ich müßte ein solches Flaggschiff einfach absaufen lassen. Doch das ist ein Irrtum, nicht wahr? Die New Yorker werden eine protegierte Serie niemals ablehnen. Sie werden die Show kaufen. Doch wer kann wissen, ob sie dann am Ende nicht vielleicht doch nein sagen, obwohl sie von mir Treatments und Kostenvoranschläge und all den Kram fordern? Nichts von all dem Mist wird gebraucht, aber sie benötigen angeblich ›eine solide Grundlage für ihre Entscheidung‹. Vier verdammte Primadonnen, die die Macht in Händen haben.
Okay, ich könnte mit ihnen auskommen. Doch da gibt es noch einige Dutzend, die zwar
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