Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
hörte, wie dieser leise fluchte, aber – das musste man ihm lassen – er drehte sich ohne Hast um. „Beim Luzifer, Dimitri, hast du dich immer noch nicht um die verzogenen Saiten von diesem Geiger kümmern können, die ich schon erwähnte? Es ist mehr als ärgerlich. Ich bin sicher, ein Blick von dir reicht, damit alles wieder stimmt.“
„Ich weiß nicht, welches Ziel du hier genau verfolgst“, sagte Dimitri und schob sich zwischen Voss und die würzig-blumig duftende Miss Woodmore, die ihre jüngere Schwester am Arm gepackt hatte und sie nun in die andere Richtung wegzerrte, „aber ich rate dir, dich von Angelica Woodmore fernzuhalten, es sei denn, du möchtest dich in einer höchst unangenehmen Lage wiederfinden. Weder Chas noch ich werden dein Scharwenzeln um Angelica oder die andere Miss Woodmore dulden.“
Voss warf ihm einen von diesen blasiert gelangweilten Blicken zu, mit denen er bei den Damen so viel Erfolg hatte – ganz abgesehen von dem hypnotischen Zauber oder Bann, den die Drakule einsetzten, um zu bekommen, was sie wollten, wann immer sie es wollten. „Selbstverständlich. Eine jener Kreaturen, die er selber jagt, ist das Letzte, was jemand wie Chas an einer seiner Schwestern herumschnüffeln sehen will. Keine Sorge, Dimitri“, fuhr er in diesem unverbindlichen, spöttischen Ton fort, „andere Mütter haben auch schöne Töchter – und wie ich persönlich es gerne bei diesen sehe – mit bezaubernden, zarten Handgelenken oder schmalen, sanft geschwungenen Schultern zum Anbeißen. Nichts kommt dieser Art von Vergnügen gleich, oder etwa nicht? Da hineinzubeißen ... rasch und ohne Widerstand, und dann diese plötzliche Flut flüssiger Hitze, satt und voll.“ Seine Stimme war nur noch verführerisches Flüstern.
Dann lächelte Voss auf einmal hintersinnig. „Aber ich vergaß, du hast ja überhaupt keine Erinnerung an derlei Vergnügen, wo du dir doch nur noch das Blut von Kühen aus Flaschen gestattest, die du von einem verschwiegenen Metzger deines Vertrauens bekommst.“ Er schüttelte traurig den Kopf. „Ich vermag mir nicht vorzustellen, warum nur, warum du diesen Weg der Abstinenz gewählt hast.“
„Ich bin sicher, das ist jenseits deiner Vorstellungskraft“, erwiderte Dimitri kühl. Er machte sich nicht einmal die Mühe, kurz seine Zähne warnend aufblitzen zu lassen. „Zu solcher Erkenntnis bist du einfach nicht fähig.“
„Erkenntnis?“, lachte Dimitri laut auf. „Lass es uns doch beim Namen nennen: Selbstkasteiung oder sogar Martyrium. Was für ein entsetzlich ödes Leben du führst, du gefühlskalter Bastard.“
„Wie auch immer“, sagte Dimitri, „halte dich von den Woodmore Schwestern fern. Mir ist sehr wohl bewusst, dass du alles mitnimmst, was sich bietet – und dir dein Vergnügen auch dort nimmst, wo es nicht freiwillig angeboten wird – und dann einfach alles wegwirfst, bevor du zu deinem nächsten Opfer schlenderst. Ganz zu schweigen von deiner Fahrlässigkeit und deinen dummen Spielchen.“
Hier verdunkelte sich endlich einmal das Gesicht von Voss, und in seinen Augen glomm ein gefährliches, rotes Feuer. „Was damals in Wien geschah, war ein Unfall. Das weißt du sehr wohl.“
„Das mag so sein“, erwiderte er, „aber es ist offensichtlich, dass selbst eine Tragödie wie damals nicht dazu geführt hat, dass du in den letzten hundert Jahren etwas dazugelernt hast.“
Ohne die Antwort des anderen abzuwarten, machte Dimitri auf dem Absatz kehrt und schritt davon. Angelica Woodmore war von ihrer energischen Schwester weggeschafft worden, und Voss würde es nicht wagen, ihm ein zweites Mal entgegenzutreten. Wenigstens heute Abend nicht.
Wenn die Woodmore Schwestern dann sicher zu Hause waren, könnte Dimitri sich ein letztes Mal in der nächsten Zeit ungestört in die Ruhe seiner Forschungen versenken.
Obwohl: auf dem Heimweg könnte er vielleicht durch eine der berüchtigten, dunklen Straßen von St. Giles oder am Fluss entlang laufen, wo er sicherlich von einer Diebsbande oder anderen Schurken überfallen werden würde. Ihm Stand der Sinn nach einer richtig guten Prügelei.
Er sollte die heutige Nacht ausnutzen, so viel er konnte, denn schon morgen würde es mit der Ruhe in seinem Heim vorbei sein.
ZWEI
~ Von ägyptischen Königinnen ~
“Wir sind jetzt fast da”, sagte Maia lächelnd zu Corvindales Schwester, die ihr und Angelica gegenüber in der geschlossenen Kutsche saß. Sie blickte kurz zu ihrer anderen Begleiterin
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