Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)
schüttelte den Kopf.
„Nein, ich bin hier, um mein Schicksal zu erfüllen“, sagte sie in einer eigenartig monotonen Stimmlage, die so gar nicht nach ihr klang.
Sonst hatte sie eine fröhliche, lebendige Stimme, die ihr Wesen widerspiegelte. Nun klang sie wie ein Roboter, eine Maschine.
Die beiden Vampire drehten Keira die Hände auf den Rücken und zwar so fest, dass sie aufstöhnte.
„Was ist los mit dir?“, fuhr sie Joli an.
Diese reagierte nicht und wandte ihr den Rücken zu, während die beiden Männer Keiras Hände fesselten. Eng zog sich das raue Seil um ihre Handgelenke, kratzte die Haut auf, schnitt in ihr Fleisch. Zumindest würde der Schmerz sie vor einem weiteren Anfall bewahren. Joli ging zielstrebig voran und die Vampirefolgten ihr.
Will konnte den Anblick der verstörten Missy kaum ertragen. Das Mädchen wusste, dass er es nicht im Stich lassen würde. Er hatte ihr erklärt, dass all dies nötig war, um die Anhänger dieser obskuren Vereinigung zu stoppen. Der Werwolf hatte ihm versprochen, dass weder ihm noch dem Mädchen etwas geschehen würde und Will hoffte, dass er sein Versprechen halten würde. Jetzt wartete er darauf, dass der Werwolf den Kampf eröffnete. Damit er nicht versehentlich von einem Bolzen getroffen wurde, hatte er sich etwas abseits positioniert, aber nah genug, um Missys Gesicht erkennen zu können. Die Arme hatte bis vor Kurzem nicht gewusst, dass es Vampire gab und nun fand sie sich bei einem vampirischen Ritual wieder, sollte zugleich Mahl für Ror als auch eine Gabe an Leonidas sein.
Worauf wartete dieser Werwolf noch? Wenn er nicht bald eingriff, würde sich Ror an dem Mädchen verköstigen. Spätestens dann würde Will einschreiten. Er konnte nicht anders. Seine menschliche Seite hatte längst überhand gewonnen. Er fühlte sich zu der Kleinen hingezogen und ertrug es nicht, sie so hilflos zu sehen. Natürlich hatte sie Angst, Todesangst, auch wenn er sie auf alles vorbereitet hatte, was hier geschehen mochte. Immer wieder zog sie an den Fesseln, versuchte, sich zu befreien, aber das war unmöglich. Die Seile endeten in Pflöcken, die fest in den Boden gerammt waren, sodass sich die Stricke an ihren Armen und Beinen spannten.
Mit der Hand tastete er nach dem Beil, das er unter seiner Kutte bei sich trug. Er hatte es in seinem Keller gefunden. Mit ihm würde er ihre Fesseln zerschlagen. Aber erst musste der Werwolf endlich in die Gänge kommen.
„Es ist an der Zeit, die letzte Maske fallen zu lassen, meine Kinder“, sagte Ror und zog sich die Kapuze vom Kopf, sodass die Anwesenden sein Antlitz erkennen konnten.
Auf seiner Stirn befand sich ein Mal, das die Vampire offensichtlich zu kennen schienen, denn sie gingen vor ihm auf die Knie wie vor einem Gott. Auch der Mann zu seiner Linken erstarrte für einen Moment und warf sich dann ebenfalls auf den Boden. Gezwungenermaßen taten es ihm Killian und die anderen gleich, um nicht aufzufallen.
„Ihr seid es selbst!“, rief Aronis fassungslos. „Meister, das hätte ich niemals zu hoffen gewagt.“ Er küsste Rors Füße. „Er ist zu uns zurückgekehrt, Brüder und Schwestern. Leonidas selbst steht vor euch!“
Die Vampire kauerten noch immer am Boden, niemand wagte es, aufzublicken. Vor ihnen stand einer der Ältesten und mächtigsten Vampire überhaupt! Das machte die Mission umso gefährlicher. Aber auch ertragreicher. Einen der Ältesten zu vernichten, würde die gesamte Vampirgesellschaft schwächen. Killian wurde erst jetzt klar, wie wichtig ihre Mission war.
„Erhebt euch, meine Lieben, erhebt euch!“ Die Stimme Leonidas klang sanft und zärtlich, war voller Liebe. „Ich habe mich lange vor euch verborgen, doch ich war immer an eurer Seite, habe euch geschützt. Ich musste mich verstecken, denn die Anhänger der Königin waren euch und mir dicht auf den Fersen. Nur als Ror konnte ich mir Vasterians Vertrauen erschleichen und war über ihre Schritte stets informiert. Aber nun hat sich einiges geändert und ich kann nicht länger zusehen. Pyrs Rückkehr steht bevor und somit rollt eine große Gefahr auf uns zu. Die Vampire werden nicht länger ihre Augen verschließen, werden uns jagen, bis sie den letzten gefunden und vor Gericht gestellt haben.“ Ein erschrockenes Raunen ging durch die Reihe. Ror hob beruhigend beide Hände. „Sorgt euch nicht. Ich habe alles in die Wege geleitet, damit dies nicht eintreffen wird. Glücklicherweise ist mein Plan aufgegangen und unser Gast ist meiner
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