Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)
Rituale veranstalteten. Sie waren dunkel und durch die langen Kapuzen konnte man die Gesichter verstecken. Optisch erinnerten sie an Mönchskutten.
„Und du hast dich schon einmal verkleidet und unerkannt an einem Vampirritual teilgenommen?“, fragte Killian, während er in das Gewand schlüpfte und sich die Kapuze über den Kopf streifte.
„Jupp. Und wie es geklappt hat“, sagte Rem. „Ich habe damals Joli aus Schloss Hornbach gerettet. Die Blutsauger haben nichts, aber auch gar nichts gemerkt.“
Vampirische Sinne waren verkümmert. Diese Untoten konnten weder riechen noch schmecken oder gar Farben sehen. Das war ihr Vorteil. Die Blutsauger wären so sehr mit ihrem Ritual beschäftigt, dass sie die Wölfe im Schafspelz erst bemerken würden, wenn es zu spät war.
Killian hatte mit Will verabredet, dass sich dieser aus der Gefahrenzone hielt, sobald die Werwölfe das Feuer eröffneten. Hoffentlich klappte das. Es täte ihm leid, wenn dem Jungen etwas zustieße. Er schüttelte den Kopf über diesen Gedanken. Es handelte sich immer noch um einen Vampir. Seit wann sorgte er sich um solches Gesindel? Aber Will war anders. Das musste er zugeben.
Sie warteten noch etwas, ehe sie sich auf den Weg zu der Stelle am See machten, wo das Ritual stattfinden sollte. Dort hatten sich bereits zehn Leute eingefunden, die ebenfalls ihre schwarzen Kutten trugen. Sicherlich würden noch einige kommen. Fackeln steckten im Boden und erleuchteten die Szenerie. Auf dem Stein, der angeblich zum Grundgemäuer des versunkenen Schlosses gehörte, lag ein Mädchen. Es war an Händen und Füßen gefesselt. Ihr Blick glitt ängstlich durch die Menge. Killian hätte die Kleine am liebsten sofort befreit, doch es war klüger, sich erst einmal zurückzuhalten. Er hielt Ausschau nach Will, doch er konnte ihn nicht erkennen. Entweder war er noch nicht hier oder er steckte ebenfalls unter einer Kutte. Unauffällig verteilten sich die Werwölfe in der zunehmend größer werdenden Menge.
Eine dunkle Limousine parkte in unmittelbarer Nähe und zwei Männer stiegen aus, die von Bodyguards begleitet wurden. Blutsklaven. Widerliches Pack, das sich freiwillig den Vampiren unterordnete. Die Menge wich zur Seite, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Sie verneigten sich, wie man es vor einem König täte und schließlich blieben sie links und rechts neben dem Stein stehen, auf dem das Mädchen lag. Der größere der beiden Männer war dürr und vollständig verhüllt. Seine Kutte schimmerte in goldenen Farben. Der glänzende Stoff reflektierte das Licht der Fackeln. Der zweite Mann trug die gleiche Kutte wie alle anderen, nur strich er als einziger die Kapuze nach hinten und zum Vorschein kam ein runder Glatzkopf. Blasse Haut, leuchtende Augen, feine Adern, die sich überall abzeichneten. Wahrscheinlich hatte er noch nichts getrunken.
„Liebe Brüder und Schwestern, wie schön, dass ihr so zahlreich erschienen seid, ich begrüße euch zur Opfernacht. Ich weiß, einige von euch sind neu bei uns und so will ich mich kurz vorstellen. Man nennt mich Aronis und ich leite unsere kleine Anhängerschaft seit einigen Jahrhunderten. Ich habe viele Vampire kommen und gehen sehen, doch die meisten fanden ihr Zuhause in unserer Mitte. Ihr fragt euch gewiss, wer ist dieser Leonidas? Was hat er getan, dass wir ihn heute Nacht ehren? Leonidas war ein Mann, ein Vampir, der von großem Mut beseelt war, weil er es wagte, sich gegen Königin Pyr zu stellen. Die Anhänger der Königin sehen in ihm einen Verräter und auch in allen, die ihm folgen. Deswegen jagten sie uns, tilgten uns aus den Geschichtsbüchern, aus den Legenden. Dabei wissen sie nicht, dass Leonidas die Königin einst verehrte, wie sie es noch heute tun. Sie hatten sogar ein inniges Verhältnis, doch Pyr merkte, dass Leonidas sehr stark war und fürchtete ihn, fürchtete seine Macht, also lockte sie ihn in sein Gemach, um ihn eines Großteils seines Blutes zu berauben und einen Fluch über ihn zu sprechen, der ihn schwächen sollte. Und so übertrug sich der Fluch auch auf Leonidas’ Nachfahren, auf uns. Nur das reinste Blut hält uns am Leben.“
Er strich über den Oberarm des Mädchens, das vor Schreck aufstöhnte, verzweifelt an seinen Fesseln zog, doch zu schwach war, um etwas auszurichten.
„Wir sind darauf angewiesen und unsere Gegner nutzten diese Schwäche gegen uns, wann immer es ihnen möglich war. Doch wir haben unsere Schwäche zu unserer Stärke gemacht. Wir sind empfänglicher für
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