Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)
doppelt so viel wie du.“
„Du übertreibst. Außerdem bin ich ein Vampir. Wozu bin ich sonst zu gebrauchen, wenn nicht dafür? Jetzt mach schnell.“
Missy tat, was er verlangte, und tatsächlich war es für ihn alles andere als schwer. Im Gegenteil, sie wirkte wie ein Fliegengewicht, und das, obwohl er in der Tat zu Lebzeiten eher ein Hänfling war. Jeder Vampir hat eine besondere Gabe, doch es braucht seine Zeit, ehe er sie erhält, hallten Meuticas Worte in seinen Ohren wider. Er hatte auf seine gewartet, geglaubt, dass er sie womöglich nie bekommen würde. Nun kannte er sie.
So schnell er konnte, brachte er Missy an einen sicheren Ort, versteckte sie in einer Höhle und ließ sie sanft zu Boden gleiten.
„Wo gehst du hin?“, fragte sie ängstlich, als er sich von ihr abwandte.
„Ich muss zurück.“
„Nein!“, rief sie auf und hielt seine Hand fest. „Bitte nicht.“
Will genoss das Gefühl seiner Hand in der ihren und wäre gern bei ihr geblieben. Doch das ging nicht.
Wütend schlug Killian dem Vampir die Faust ins Gesicht.
Er flog wie eine leblose Puppe zur Seite.
„Nein!“, brüllte Killian, als er Keira am Boden liegen sah.
Der Leonidasverschnitt thronte über ihr, zog gerade den Dolch aus ihrer Brust und hielt ihn mit beiden Händen über seinem Kopf, wohl in der Absicht, ihn noch einmal auf sie niedersausen zu lassen. Killian sprintete nach vorn, setzte zum Sprung an, doch als er den Vampir endlich erreichte, traf auch die silberne Klinge ihr Ziel.
„Nein!“, schrie er noch einmal und richtete die Armbrust auf die Brust des Vampirs. Dafür würde diese elende Kreatur bezahlen!
In dem Moment, in dem er auf Ror zielte, bemerkte er etwas Dunkles, das wellengleich von Rors Füßen ausgehend über den Boden auf ihn zufloss. Irritiert setzte er einen Schritt zurück, doch der Schatten holte rasch auf.
„Was ist das?“, rief er und wich noch weiter zurück. Da berührte der Schatten seine Stiefel, bedeckte sie und es schien plötzlich, als söge Killians Körper dieses körperlose Wesen auf. In seinem Kopf entstand ein unerträglicher Druck, der ihn herumwirbeln ließ. Etwas übernahm die Kontrolle, steuerte ihn. Die Armbrust zielte jetzt nicht mehr auf Ror, sondern auf Correy, seinen Bruder.
Schieß!, rief etwas in ihm und Killians Finger zuckte am Abzug.
Schieß!
Schweiß trat auf seine Stirn. Er wusste, dass das falsch war, und kämpfte dagegen an. Aber der Schatten manipulierte ihn. Plötzlich sah er statt Correy Ror zwischen den Vampiren stehen.
Schieß!
Killian legte die Armbrust an und zielte. Wenn er Rors Herz traf, wäre der Vampir augenblicklich tot. Nein, Moment, das war nicht der Vampir, meldete sich eine innere Stimme. Der Druck in seinem Schädel nahm zu, wurde so stark, dass er glaubte, er würde augenblicklich zerbersten. Killian biss die Zähne zusammen, konzentrierte sich auf einen einzigen Gedanken. Auf Keira. Dort, wo sie war, war auch Ror. In einer ruckartigen Bewegung fuhr er herum. Ror hockte noch immer über ihr, die Hände an dem Dolch.
Das Etwas in ihm versuchte, erneut die Macht über ihn zu erlangen und zu Killians Entsetzen drohte das auch zu gelingen. Seine Hände zitterten unkontrolliert. Er konnte die Armbrust nicht länger halten. Doch er konnte etwas anderes tun.
Mit einem gewaltigen Satz sprang er auf Ror zu, riss ihn zur Seite, rollte mit ihm den leichten Abhang zum See hinunter. Der elende Blutsauger lachte hysterisch, doch Killian versetzte ihm einen weiteren Schlag und noch einen und noch einen. Der Kopf des Vampirs kippte nach hinten und landete im Wasser. Ror rührte sich nicht mehr und Killian sprang auf, um zu Keira zu stürzen. Das Wesen in ihm war verschwunden, übte keine Kontrolle mehr über ihn aus.
Keiras Gesicht war totenbleich. Ihre Augen starrten ins Leere, der Mund war geöffnet, und als er den Finger unter ihre Nase hielt, spürte er, dass noch ein wenig Atemluft aus ihr austrat.
In dem Moment vergaß Killian alles um sich herum. Die Kämpfe, die wilden Vampire, seine Freunde, die sich ihnen mutig entgegenstellten. Alles verschwand im Hintergrund. Die Geräuschkulisse flaute ab, war nur ein surreales Gemisch verschiedener Laute. Vorsichtig zog er den Dolch aus ihrer Brust, legte eine Hand unter ihren Kopf und stützte sie.
„Keira, kannst du mich hören?“
Mit der anderen Hand umschloss er ihre schlaffe Hand, in der keine Kraft mehr war. Tränen rannen über seine Wangen. Sie durfte ihn nicht verlassen! Er
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