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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Sarles in dieser Art je gesehen hatte, bei weitem übertraf. Staunend über eine so glückliche Fügung warf er seine Schnüre von neuem aus, doch jetzt begann der Wind aufzufrischen, und in Sorge um den Zustand seiner behelfsmäßigen Pardune hob Sarles den Anker, hißte die Segel und richtete den Bugspriet auf Mynault, und während er dahinsegelte, betrachtete er in gieriger Freude seine wunderschöne grüne Perle, deren bloße Berührung ihm schon Schauer des Entzückens durch die Glieder rieseln ließ.
    Wieder im Hafen, zog Sarles sein Boot auf den Strand und wollte nach Hause gehen, doch da stieß er auf seinen Vetter Junt.
    »Was?« rief Junt. »Schon zurück von der Arbeit? Es ist noch nicht Mittag! Und was hast du gefangen? Eine einzige Flunder? Sarles, du wirst im Elend sterben, wenn du dich nicht zusammenreißt! Wirklich, du solltest die
Preval
gründlich überholen und dann eifrig fischen, damit du etwas für deine alten Tage beiseite legen kannst.«
    Verärgert über die Kritik, versetzte Sarles: »Und du? Wieso bist du nicht draußen mit deiner hübschen
Sirlou?
Fürchtest du dich vor einem bißchen Wind?«
    »Ganz und gar nicht! Ich würde fischen, und zwar mit Vergnügen, ob der Wind weht oder nicht. Aber die
Sirlou
muß kalfatert, die Fugen müssen neu ausgepicht werden.«
    Für gewöhnlich war Sarles weder neunmalklug noch boshaft oder hinterhältig; sein schlimmstes Laster war die Trägheit, vielleicht noch die säuerliche Verstocktheit im Angesicht seiner schimpfenden Ehegattin. Jetzt aber, angestachelt von einem unverhofften Kribbeln verschlagener Bosheit, entgegnete er: »Nun, wenn der Eifer dich gar zu sehr treibt – da liegt die
Preval
; fahr mit ihr hinaus zum Riff und fisch, bis du genug hast.«
    Junt grunzte geringschätzig. »Das ist ein kläglicher Abstieg, wenn man einmal auf der prächtigen
Sirlou
gearbeitet hat! Gleichwohl, ich denke, ich werde dich beim Wort nehmen. Es ist seltsam, aber ich schlafe nicht gut, wenn ich nicht einen hübschen Fang aus den Tiefen des Meeres heraufgezogen habe.«
    »Ich wünsche dir viel Glück«, sagte Sarles und wanderte auf der Mole weiter. Der Wind, so bemerkte er, hatte sich gedreht und wehte jetzt von Norden.
    Auf dem Markt verkaufte Sarles seine Flunder um einen anständigen Preis; dann hielt er inne, um nachzudenken. Er nahm die Perle aus der Tasche und betrachtete sie von neuem, wenngleich ihr grüner Glanz ungewöhnlich und sogar – er mußte es zugeben – ein wenig beunruhigend war.
    Sarles grinste ein kurioses, sinnloses Grinsen und stopfte die Perle wieder in die Tasche. Dann marschierte er quer über den Platz zur Schänke und ließ sich dort einen guten Schoppen Wein durch die Kehle rinnen. Der erste verlangte nach einem zweiten; als Sarles bei seinem zweiten Schoppen saß, näherte sich ihm einer seiner Kumpane, ein gewisser Juliam. »Wie geht's, wie steht's? Heute nicht zum Fischen?«
    »Ich bin heute nicht in der rechten Verfassung. Das kommt von meinem kranken Rücken. Außerdem meinte Junt, er müsse die
Preval
ausborgen, und so sagte ich: ›Nur zu, fisch ruhig die ganze Nacht über, wenn du vor Eifer so sehr von Sinnen bist!‹ So fuhr Junt mit meiner guten alten
Preval
hinaus.«
    »Wohlan, das war großzügig von dir.«
    »Warum auch nicht? Schließlich ist er mein Vetter, und Blut ist dicker als Wasser.«
    »Das stimmt.«
    Sarles trank seinen Wein aus und schlenderte zum Ende der Mole. Aufmerksam ließ er den Blick über das Meer wandern, aber weder im Norden noch im Westen oder im Süden war das geflickte gelbe Segel der
Preval
zu entdecken.
    Er wandte sich ab und ging auf der Mole zurück. Unten auf dem Kiesstrand zogen jetzt andere Fischer ihre Boote herauf. Sarles stieg hinunter und erkundigte sich nach Junt. »Aus reiner Herzensgüte erlaubte ich ihm, mit der
Preval
hinauszufahren; allerdings warnte ich ihn, daß der Wind zunehme und anscheinend nach Norden umschwenke.«
    »Er war draußen beim Schrammengrund, vor ungefähr einer Stunde«, berichtete einer der Fischer. »Junt will fischen, wenn ehrliche Männer Wein trinken.«
    Sarles schaute prüfend auf die See hinaus. »Das stimmt womöglich, aber ich sehe ihn nicht. Der Wind springt hin und her, und er wird in Schwierigkeiten geraten, wenn er nicht bald Kurs auf den Hafen nimmt.«
    »Um einen alten Seebären wie Junt brauchst du dir keine Sorgen zu machen, wenn er mit einem so kräftigen Boot wie der
Sirlou
draußen ist«, erklärte ein alter Fischer, der eben erst

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