Lyras Leidenschaft
Mutter hatte die Sammlung begonnen, und nun steuerte Lyra ihre eigenen Rezepte bei oder benutzte die schon vorhandenen.
Die sanften Klänge einer neuen Country-Band tönten aus der Anlage im Wohnzimmer, und ihr Fuß wippte im fröhlichen Rhythmus der Musik.
»Magst du diese Musik wirklich?«
Ein überraschter Angstschrei drang aus ihrer Kehle. Sie sprang so heftig auf, dass ihr Stuhl gegen die Wand flog, und beinahe hätte sie auch noch die Kaffeetasse vom Tisch gefegt.
Denn da stand er.
Ihr Erzfeind.
Der Mann musste einzig zu dem Zweck hierhergekommen sein, sie zu quälen und zu foltern. Eine andere Erklärung für sein Verhalten gab es nicht.
»Was hast du getan?« Sie drehte sich um, hob hastig den Stuhl vom Boden auf und stellte ihn wieder an seinen Platz, bevor sie sich zu ihm wandte und die Hände in die Hüften stemmte.
Er war hier. Und er verhielt sich ein kleines bisschen zu merkwürdig für ihren Geschmack. Bestimmt hatte er wieder irgendwas angestellt.
Er stand direkt hinter der Tür. Er war frisch geduscht und sah so verflucht männlich-herb aus, dass er damit jede Frau aus der Ruhe gebracht hätte. Wenn er einfach nur gut aussehend gewesen wäre, den üblichen Schönheitsstandards entsprechend, hätte sie ihn ignorieren können. Aber das war er nicht. Sein Gesicht war markant, mit harten Kanten, hohen Wangenknochen und sinnlichen, köstlichen Lippen.
Ein Mann sollte keine köstlichen Lippen haben. Es war eine zu große Ablenkung für Frauen, die nicht die geringste Hoffnung haben konnten, eine Kostprobe davon abzubekommen.
»Ich habe gar nichts getan.« Er strich sich mit der Hand über den Nacken, drehte sich um und schaute anscheinend verwirrt zur Tür hinaus, bevor er den Blick wieder zu ihr wandte. »Ich wollte mich entschuldigen.«
Er sah nicht so aus, als täte ihm etwas leid. Er sah vielmehr so aus, als wollte er etwas von ihr.
Er rieb sich wieder am Hals, seine Hand bewegte sich unter seinem offen herabfallenden langen Haar. Der Schnitt definierte und betonte die harten Flächen und Kanten seines Gesichts.
Natürlich wollte er etwas von ihr. Wie alle Männer. Und sie bezweifelte ernsthaft, dass es irgendwas mit ihrem Körper zu tun hatte. Was wirklich schade war. Ihr fielen eine Menge Sachen ein, für die sein fester, männlicher Körper sich hervorragend eignen würde. Leider hatten Männer wie er – sexy bad boys – im Allgemeinen nie etwas für sie übrig.
»Dich entschuldigen?« Sie fing den halb versteckten sehnsüchtigen Blick auf, mit dem er zur Arbeitsplatte und dem dort auskühlenden Brot schielte.
»Ja. Mich entschuldigen.« Er nickte kaum merklich, wobei sein Gesichtsausdruck für ihren Geschmack ein kleines bisschen zu berechnend wirkte.
Sie presste die Lippen aufeinander. Ihr war vollkommen klar, dass er nicht hier war, um sich zu entschuldigen. Mit seiner Lüge verschwendete er nur ihre und auch seine Zeit.
Er hatte es auf ihr Brot abgesehen. Das sah sie an seinen Augen.
»Okay.« Sie zuckte abweisend mit den Schultern. Was hätte sie auch sonst machen sollen? »Wenn du dich in Zukunft von meinen Pflanzen fernhältst, vergebe ich dir. Du kannst jetzt gehen.«
Er verlagerte sein Gewicht und lenkte ihren Blick auf seine breite Brust und sein strahlend weißes Hemd. Er hatte nicht nur geduscht, er hatte sich auch umgezogen. Jetzt trug er eine gut sitzende Jeans, in die das weiße Hemd ordentlich hineingesteckt war. Ein Ledergürtel umfing seine schlanken Hüften, und er hatte wie immer Stiefel an den Füßen, aber diese hier sahen ein wenig besser aus als das vorherige Paar.
Sein Blick huschte wieder zu dem Brot.
Sie lag richtig. Und das hungrige, verzweifelte Glimmen in seinen Augen ließ sie beinahe schwach werden. Beinahe. Sie nahm sich fest vor, sich nicht erweichen zu lassen.
Sie sah ihn kühl an, während ihre Hand die Stuhllehne umklammerte. Er würde nichts von ihrem Brot bekommen. In den Augen ihres Vaters und ihrer Brüder war dieses Brot Gold wert, und sie hatte es dringend nötig, sich bei ihnen damit ein paar Sympathiepunkte zu verdienen. Denn sie wusste, dass es die einzige Möglichkeit war, sie dazu zu bringen, dass sie ihr einen hübschen Holzschuppen bauten.
Tarek sah Lyra direkt an und versuchte nicht einmal mehr, die kalte Berechnung in seinem Blick zu verbergen.
»Du und ich, wir könnten einen Deal machen«, schlug er schließlich vor. Seine Stimme klang selbstsicher, beinahe feilschend.
Nun, darauf hätte sie wetten können.
»Ach
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