Lyras Leidenschaft
ja?« Sie ließ den Stuhl los und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte, während sie ihn skeptisch musterte. »Und wie sollte der deiner Meinung nach aussehen?«
Oh Mann, sie konnte es gar nicht erwarten zu hören, was jetzt kommen würde. Es müsste schon etwas Gutes sein. Sie wusste, wie Männer tickten, und sie wusste auch, dass er die nun folgende Rede garantiert sorgfältig einstudiert hatte. Aber sie war gespannt. Nur wenige Männer gaben sich Mühe, direkt oder zumindest ansatzweise ehrlich zu sein, wenn sie etwas wollten. Wenigstens machte er nicht einen auf Charmeur und tat so, als wäre er ganz verrückt nach ihr, um zu bekommen, was er wollte.
»Sag mir, was ich machen muss, um einen Laib Brot und eine Tasse Kaffee von dir zu bekommen«, verkündete er schließlich mit fester Stimme.
Sie starrte ihn schockiert an.
Ein so direktes, vollkommen gewinnorientiertes Vorgehen war sie nicht gewohnt. Schon gar nicht von einem Mann.
Sie musterte ihn nachdenklich.
Er wollte Brot, sie wollte einen Schuppen. Na gut, vielleicht konnten sie tatsächlich handeln. Es war zwar nicht, was sie erwartet hatte, aber sie war bereit, die Gelegenheit beim Schopf zu packen.
»Kannst mit einem Hammer besser umgehen als mit einer Motorsense?«
Sie brauchte diesen Schuppen.
Seine Lippen wurden schmal. Er blickte wieder zu dem Brot, diesmal mit leicht bedauerndem Ausdruck.
»Ich könnte dich anlügen und Ja sagen.« Er legte den Kopf schief und lächelte sie zögerlich an. »Die Versuchung ist sehr groß.«
Na toll. Mit einem Hammer konnte er also auch nichts anfangen.
Sie betrachtete seinen muskulösen, perfekt durchtrainierten Körper. Wenn ein Kerl so aussah, kam das nicht von Besuchen im Fitnessstudio. Seine Muskeln hatten eine natürliche Spannkraft, nicht das schwere, aufgepumpte Aussehen, das Männer sich im Fitnessstudio antrainierten. Aber wenn er weder seinen Rasen mähen noch einen Hammer gerade halten konnte, wie zur Hölle schaffte er es dann, so auszusehen? Sie schüttelte den Kopf. Offensichtlich meinte es die Natur sehr, sehr gut mit ihm, denn Tarek Jordan war alles andere als ein Outdoor-Typ.
»Lass mich raten. Du bist ein Computergenie?« Sie seufzte bei dem Gedanken. Wieso geriet sie immer an Nerds statt an echte Männer?
»Ja, das kann man so sagen.« Er lächelte sie hoffnungsvoll an. »Ist an deinem PC was kaputt?«
Wenigstens war er aufrichtig – zumindest in manchen Dingen. Sie fand, dass er dafür eine Belohnung verdient hatte, obwohl sie sich ehrlich eingestehen musste, dass sie manchmal einfach zu nett war.
»Hör zu, versprich mir, deine Geräte von der Grenze meines Grundstücks fernzuhalten, dann gebe ich dir einen Kaffee und eine Scheibe Brot«, bot sie an.
»Nur eine Scheibe?« Seine Miene verfinsterte sich wie bei einem Kind, dem man seine Lieblingssüßigkeiten vor der Nase weggeschnappt hatte.
Männer!
Sie blickte hinüber zur Arbeitsplatte. Was soll’s, sie hatte sowieso zu viel gebacken.
»Okay. Einen Laib.«
»Von jeder Sorte?« Hoffnung leuchtete in seinen goldenen Augen auf, und einen Moment lang fragte sie sich … Nein, natürlich hatte er schon mal frisch gebackenes Brot gegessen. Hatte das nicht jeder schon mal? Aber da schimmerte eine merkwürdige Verletzlichkeit in seinen Augen durch, mit der sie nicht gerechnet hatte.
Sie blickte wieder zur Arbeitsplatte. Sie hatte vier Laibe von jeder Sorte und einen Haufen Zimtschnecken. Es war nicht so, als würde nicht genug übrig bleiben.
»Komm rein.« Sie wollte sich gerade umdrehen, um eine zweite Kaffeetasse zu holen, doch stattdessen hielt sie inne und starrte ihn überrascht an.
Er zog sich die Stiefel aus? Er tat das ganz selbstverständlich, zog an den Fersen, bis das Leder von seinen Füßen glitt, streifte sie dann ab und stellte sie ordentlich neben die Tür.
Seine Socken waren weiß. Ein reines, schönes Weiß auf dem dunklen Kastanienbraun ihrer Keramikfliesen, als er zum Tisch ging.
Er blieb erwartungsvoll stehen.
Was zur Hölle war er? Ein Alien? Kein Mann, den sie kannte, hatte weiße Socken. Und es machte sich definitiv keiner die Mühe, sich an der Tür die Schuhe auszuziehen, ganz egal, wie schmutzig und dreckverkrustet sie oft waren. Ihre Brüder waren in dieser Beziehung am schlimmsten.
Sie schenkte den Kaffee ein und stellte die Tasse vor ihn hin, bevor sie sich umdrehte, um den Zucker und das Sahnekännchen von der Arbeitsplatte zu holen. Als sie sich wieder zu ihm wandte, sah sie stirnrunzelnd zu,
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