Macabros 002: Fluch der Druidin
borstigem Haar und einer Vorliebe für das
Trinken.
Unter seinem reich gestickten Wams trug er einen Lederbeutel, in
dem stets ein gut gefülltes Schnapsfläschchen steckte.
Thuerlaen griff danach, entkorkte es und nahm einen tiefen
Schluck. Sein Gesicht rötete sich, er rülpste und schlug
seinem stumpfsinnigen Begleiter auf die Schulter.
»Na, Tommy, auch’n Schluck?« fragte er laut. Seine
Stimme klang heiser. Seine wäßrigen Augen befanden sich in
stetiger Bewegung.
Thomas Knickery ging auf krummen Beinen neben seinem Herrn her und
schleppte die schweren Koffer.
Knickery war ein Trottel, der Thuerlaen aufs Wort gehorchte. Auch
er war ein brutaler Typ, den das Leben an der Seite des
Hexenjägers hart und unbarmherzig gemacht hatte und der es
verstand, aus jeder Situation seinen Vorteil herauszuschinden.
»Ich wart’ bis ins Gasthaus«, murmelte er.
»Wer weiß, wie lange das noch dauert. Verdammter Regen,
verdammter Boden«, knurrte Thuerlaen. »Wenn es nicht so
umständlich wäre, hätte ich glatt die Pferde
mitgenommen. Man ist das Laufen nicht mehr gewöhnt. Die ganze
Insel scheint ausgestorben zu sein. Bei diesem Sauwetter verkriechen
sich alle in der warmen Stube.«
Thuerlaen blickte nach vorn. Zwischen den flacher werdenden
Hügeln im Innern der Insel standen die kleinen Lehmhäuser
mit den Ziegeldächern dicht beisammen.
Das Dorfwirtshaus lag mitten im Ort. Als die beiden Fremden durch
die Dorfstraße gingen, wateten sie bis zu den Knöcheln im
Schlamm.
Thuerlaen fluchte. Hinter den kleinen, schmutzigen Fenstern
lauerten neugierige Gesichter.
Im Dorfwirtshaus saßen einige Männer und tranken
Bier.
Der fette Wirt kam sofort diensteifrig herbei, als die Fremden
eintraten. Auf den ersten Blick erkannte er an der Kleidung,
daß die beiden Männer nicht arm waren.
Thuerlaen fragte nach Unterkunft für ein paar Nächte.
Der Wirt rief seine Tochter aus der Küche, die ebenso dick war
wie er. Ihre großen Brüste wippten bei jedem Schritt.
Sie war stark wie ein Mann und schleppte die beiden Koffer mit
einer Leichtigkeit, daß selbst Thomas Knickery große
Augen machte.
Die Wirtstochter hieß Ioshean O’Leary. Sie war
dreiundzwanzig. Und es war nicht schwer mit ihr anzubändeln.
Thomas gab ihr einen Klaps auf den Po, als sie vor ihm die schmalen,
knarrenden Stufen hinaufging. Sie warf ihm einen vielsagenden Blick
zu, der keine Beschwerde war.
Ioshean O’Leary verließ kurz darauf das Zimmer, in dem
Thuerlaen und Knickery untergebracht waren.
In ihrer Hand befand sich ein Goldstück, das Jonathan
Thuerlaen ihr großzügig zugesteckt hatte. Wo er fremd war,
wollte er gleich Eindruck schinden.
Ioshean würde das weitererzählen. Man würde ihm mit
ganz anderen Voraussetzungen entgegenkommen. Das wußte er aus
Erfahrung.
Die beiden Männer entledigten sich ihrer nassen
Kleidungsstücke. In der Zwischenzeit stellte Ioshean unten in
der Küche die großen Töpfe auf und erhitzte Wasser,
das in großen Kübeln nach oben geschleppt und in die
hölzerne Badewanne geschüttet wurde.
Zuerst badete Thuerlaen. Als er bis zum Hals in der Wanne
saß und sein Kopf aus dem sahnigen Schaumberg wie eine braune
Kugel herausblickte, kam Ioshean O’Leary mit einem neuen
Kübel an und stellte ihn neben der Tür ab.
»Hallo, Schöne!« flötete Thuerlaen, und selbst
beim Baden verzichtete er nicht auf die Schnapsflasche, die er bis
auf einen kleinen Rest geleert hatte.
»Du kommst gerade richtig. Wäschst du mir den
Rücken ab?« Er grinste von einem Ohr zum anderen und
kratzte sich an seinen dicken roten Bartkoteletten.
»Sie haben Ihren Diener, Herr«, wich Ioshean aus. Ihre
dicken Wangen liefen rot an.
»Der ist immer so grob«, beschwerte sich Thuerlaen mit
schwerer Zunge. Er lehnte sich in die Wanne zurück und streckte
seine langen Arme blitzschnell nach Ioshean aus. Das Mädchen
wirbelte mit einem spitzen Aufschrei herum. Aber ehe die Wirtstochter
sich versah, griffen Thuerlaens Hände nach ihr und sie verlor
das Gleichgewicht. Mit ihrem dicken Hinterteil klatschte sie in die
Wanne, daß das Wasser zu beiden Seiten überschwappte.
Thomas Knickery schlug sich lachend auf seine Schenkel und
vollführte einen Freudentanz, während Jonathan Thuerlaen
die quietschende Ioshean festhielt.
Der Hexenjäger lachte dröhnend, daß es durch das
Haus schallte.
»Lassen Sie mich los, lassen Sie mich los!« tobte
sie.
»Das Wasser ist doch schön warm!« freute sich
Thuerlaen. »Du gefällst mir, du hast
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