Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth
Erde
existierenden Rasse floß, seitdem war ihm auch eine besondere
Rolle in diesem Leben zugefallen.
Im Kampf mit unsichtbaren Mächten und Geistern und
Dämonen hatte er manchen Sieg erfochten. Aber in ruhigen
Stunden, wenn er Gelegenheit fand, über bestimmte Dinge und
Ereignisse nachzudenken, kam es ihm so vor, als wäre er noch
keinen einzigen Schritt vorangekommen.
Manchmal auch fragte Björn sich, ob man nicht zuviel von ihm
erwartete, mehr als er imstande war zu geben.
Man – das war in erster Linie sein geheimnisvoller
Geistführer Al Nafuur, ein Zauberpriester aus dem Lande
Xantilon, von dem er nur die Stimme kannte. Al Nafuur existierte in
einem Reich zwischen Diesseits und Jenseits und war Unsterblicher der
weißen Priesterkaste, die in ferner Vergangenheit entscheidende
Impulse zu Xantilons Entwicklung gegeben hatte. Doch die Priester
hatten sich zerstritten. Einige waren abgefallen und hatten
dämonische und satanische Mächte angerufen und mit ihnen
paktiert. Damals hatte das Unheil begonnen, und nun setzte es sich
fort, in einer Zeit, in der kein Mensch außer Hellmark
wußte, worum es ging.
Die Priester von Xantilon hatten den Untergang des Reiches
hervorgerufen. Die Kräfte waren aufeinandergeprallt. Doch der
Kampf zwischen Gut und Böse war unentschieden ausgegangen.
Zum entscheidenden Schlag sollte nun ausgeholt werden, da die
Menschheit im Überfluß lebte und niemand an eine Gefahr
aus einem jenseitigen Reich glaubte, geschweige denn überhaupt
etwas ahnte.
Die Schwarzen Priester unter der Führung ihres obersten
Herrschers Molochos waren seine Hauptgegner. Molochos war es gelungen
im Dämonenreich eine besondere Stellung einzunehmen. Auch er und
seine Mitstreiter verfügten über ein ewiges Leben. Aber es
war das ewige Leben der Hölle, in das sie andere mit
hineinziehen wollten. Molochos symbolisierte das absolut Böse.
Und das hatte viele Namen. Zu allen Zeiten hatten die Menschen dem
Bösen Namen gegeben. Ob Moloch, Gorgo, Pluto – alle
Völker haben zu allen Zeiten das Schreckliche erkannt und
bezeichnet, und es sah ganz so aus, als verberge sich hinter tausend
und abertausend Namen nur einer: Molochos, der oberste der Schwarzen
Priester.
»Sie sehen so nachdenklich aus«, sagte die Stimme an
seinem Ohr.
Björn lächelte. Sie tanzten einen Blues. Er versuchte
die trüben Gedanken abzuschütteln, die ihn die ganze Zeit
über beschäftigten.
Aber so einfach war das nicht.
Er war nicht zu seinem Vergnügen hier. Ein Hinweis seines
unsichtbaren Freundes Al Nafuur hatte ihn veranlaßt, nach
Grafenau zu fahren. Er sollte sich näher mit dem Leichenraub
befassen. Ein eindeutiger Hinweis des Magiers war die bis jetzt nicht
bewiesene Tatsache, daß ein in Grafenau ansässiger Mann
geheimnisvolle, okkulte Experimente durchführen sollte, mit
denen er versuchte Tote ins Diesseits zurückzuholen.
Solche Experimente sprachen dafür, daß
übernatürliche Kräfte im Spiel waren. Und wo dies der
Fall war, hatte meistens auch Molochos seine Hände
dazwischen.
An tausend Orten gleichzeitig konnten Molochos und seine
Dämonenheere auftauchen. Dies war das schlimmste, was passieren
konnte. Doch offensichtlich war dieser Zeitpunkt noch nicht erreicht.
Die Erfahrung hatte gezeigt, daß unheimliche Ereignisse und
Vorfälle zwar überall auftraten, aber nicht unbedingt
gleichzeitig. Auch die Hölle brauchte ihre Zeit, voll aktiv zu
werden. Und so wie es im Moment aussah, schien eine Zeit der
Vorbereitung angebrochen zu sein.
Außer dem hilfreichen Geist Al Nafuurs gab es den Inder Rani
Mahay. Der Koloß aus Bhutan, der mit bloßem Willen wilde
Raubtiere bezwang, war ebenfalls ein Nachfahre der alten Rasse und
wie Hellmark der Stimme seines Blutes gefolgt, um Menschen, die durch
unsichtbare Mächte manipuliert wurden oder in den Sog
höllischer Mächte gerieten, zu helfen. Sie wußten
beide, daß es noch mehr Menschen auf der Welt gab,
Einzelgänger, die zurückgezogen lebten und auf ihre Weise
den Kampf gegen Unheil und Unbekanntes aufnahmen. Diese Mitstreiter
mußten sie finden. Sie gehörten zu ihnen.
Mit Mahay hatte Björn einen wichtigen Helfer gefunden. Rani
Mahay nannte eine magische Kristallkugel sein eigen. In dieser Kugel
ließen sich zukünftige Geschehnisse, die Hellmark
betrafen, sichten. Außer dem Geistführer Al Nafuur war die
Kristallkugel aus einem Bergkloster Bhutans zu einem wichtigen
Informationsträger geworden.
In der Kugel hatte er die Begegnung mit Antonia Harter
Weitere Kostenlose Bücher