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Macabros 021: Abraxas Fluch des Magiers

Macabros 021: Abraxas Fluch des Magiers

Titel: Macabros 021: Abraxas Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Spaß
aufgelegt schien, klatschte wie besessen in die Hände.
    Björn hielt den Atem an.
    Etwas gefiel ihm nicht, das Verhalten des
Inselmädchens…
    Es war erschrocken, fast entsetzt. Das war kein Auftritt nach
ihrem Geschmack.
    Assistentinnen von Zauberkünstlern und Illusionisten pflegten
anders aufzutauchen oder in der Versenkung zu verschwinden. Sie
lächelten und unterstrichen durch ihre Person den zauberhaften
Ablauf des Geschehens. Sie freuten sich über das Gelingen oder
taten zumindest so.
    Von alledem war in diesen Sekunden nichts zu spüren.
    Björn registrierte es, aber es ging alles viel zu schnell, um
die Gedanken weiter in diese Richtung zu lenken, um die Sinne zu
schärfen.
    Innerhalb von drei Sekunden war alles zu Ende.
    »Wunderbar. Wollen Sie sie haben?« fragte Abraxas.
    Jake Fuller hielt das – wie alle anderen hier im Saal –
für einen Scherz. Aber er ging darauf ein.
    »Geschenkt?«
    »Ja.«
    »Dann nichts wie her mit ihr!« Fuller zwängte sich
durch die Reihe. Bereitwillig wurde Platz gemacht. Ein dunkelhaariger
Mann klopfte ihm anerkennend auf die Schultern, und die meisten
konnten hören, was er sagte: »Sie sind ein Glückspilz.
Hoffentlich löst er das Mädchen nicht in Rauch auf. Beeilen
Sie sich!«
    Er hatte die Lacher auf seiner Seite. Die Stimmung im
»Exclusive-Theatre« war hervorragend.
    »Bleiben Sie, bleiben Sie!« rief da Abraxas. Es ging
alles rasend schnell. »Ich schicke sie Ihnen!«
    Er riß beide Arme hoch. Sein großer, innen mit roter
Seide gefütterter Umhang wirkte wie Flügel, die er
plötzlich entfaltete, als wolle er fliegen.
    Heiß, wie der Atem eines unsichtbaren Ungetüms, blies
es plötzlich trocken und fauchend über die Bühne.
    Der Umhang blähte sich auf und flatterte.
    Die Insulanerin gab einen spitzen Aufschrei von sich. Im gleichen
Augenblick erhob sie sich und löste die nackten Füße
vom Bretterboden der Bühne. Blitzartig wurden ihr die Arme
auseinandergerissen, als wolle sie sie wie Flügel zum Flug
spreizen.
    Alle sahen es und hielten den Atem an. Abraxas, der Welt
größter Magier, zog sie in seinen Bann, und niemand konnte
sich ihm entziehen.
    Das Mädchen von der fernen Insel stürzte auf die
Zuschauerreihen zu.
    Sie würde von der Bühne fallen…
    Erschreckt sprangen einige Zuschauer in der ersten Reihe auf und
liefen nach vorn.
    Unter ihnen auch Björn Hellmark. Er war Saionan in dieser
Sekunde am nächsten.
    Er sah in dieses von Zweifeln und Ängsten geprägte
Menschenantlitz, hörte den spitzen, entsetzten Schrei aus
nächster Nähe, sah den schwarzen, massigen Schatten, der
wie eine riesige Hand aus der Düsternis von oben herabkam, sie
einhüllte und – verwandelte.
    Das Mädchen wurde zu einem riesigen, schreienden Vogel, der
tief über die erschreckten und sich duckenden Theatergäste
hinwegstrich, die Luft knatternd mit den gezackten Schwingen
zusammenschlug und wie ein Pfeil auf Jake Fuller zujagte.
     
    *
     
    Der Mann stand wie erstarrt.
    Er duckte sich und riß gleichzeitig instinktiv die
Hände empor, um sein Gesicht vor den messerscharfen Krallen zu
schützen.
    Der schwarze Riesenvogel stieg steil und zentimeternahe vor ihm
empor und flog wie ein Albatros durch die stickige Theaterluft
über die Atem anhaltenden Menschen hinweg zur
rückwärtigen Wand.
    Ein Zischen…
    Der Vogel wurde zu einem durch die Lüfte wirbelnden
Mädchenkörper. Der lange, geschlitzte Rock zerriß von
oben bis unten, und das Tahitimädchen löste sich auf in
einen Schatten, der verging.
    Sekundenlang Totenstille…
    Der Vorhang fiel.
    Da löste sich die Starre, der Bann.
    Hände rührten sich. »Bravo«, rief eine
Männerstimme. Beifall brandete auf.
    Nur ein Trick, eine Illusion…?
    Der Spuk war vorbei.
     
    *
     
    In der Pause ging man ins Foyer oder in das angegliederte kleine
Restaurant.
    Nach zwanzig Minuten wollte Abraxas weitermachen. Dann kam der
zweite Teil des Abends.
    Die Menschen waren begeistert. In Gruppen standen sie beisammen
und unterhielten sich flüsternd.
    »… wie ist so etwas nur möglich?« fragte eine
ältere, elegant gekleidete Dame, und zupfte ihre mit
Silberfäden durchwirkte Stola zurecht. Der Mann an ihrer Seite
zündete sich eine mit einer rot-blau-gold gestreiften Bauchbinde
verzierte Zigarre an. Das Ehepaar, mit dem sie sich unterhielten, war
nicht viel jünger, auch etwa Mitte fünfzig.
    »Taschenspielertricks«, knurrte der mit der Zigarre.
»Spiegelungen…«
    »Aber ich habe den Luftzug gespürt. Ganz

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