Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten
Dämonen kämpfte.
Er suchte den Obersten der Schwarzen Priester, der sich zum Herrscher
über das Dämonenreich emporschwingen wollte.
Seltsam, wie genau sie diese Dinge im Kopf behielt. Lauter
unsinniges Zeug.
Sie griff sich an die Stirn. Sie fühlte sich kalt und feucht
an.
»Ich bin wach. Ich bin vollkommen klar bei Verstand. Es gibt
keinen Grund zur Panik«, redete sie sich mit leiser Stimme ein.
»Ich lebe im zwanzigsten Jahrhundert. Es gibt keine Gespenster,
keine Dämonen. Diese Zeit ist aufgeklärt und
fortschrittlich. Dennoch – immer wieder ereignen sich
unerklärliche Vorfälle, mit denen unsere aufgeklärten
Hirne nichts anfangen können. Die Zeitschriften sind voll von
wissenschaftlichen Beobachtungen und Berichten über
parapsychische Phänomene. Leben bedeutet Weiterentwicklung. Seit
Anbeginn hat sich der Mensch verändert: Er hat sich immer seiner
Umwelt und seiner Zeit angepaßt. Warum soll das zum Stillstand
gekommen sein?«
Sie lauschte ihrer eigenen Stimme.
Ihre Unruhe schwand. Nach knapp einer halben Stunde war sie so
weit, daß sie tief und gleichmäßig atmete und das
Licht wieder löschte.
Sie legte sich zurück in ihre Kissen, lag noch eine Zeitlang
wach und dachte über das Erleben nach. Es war erstaunlich, wie
schnell sie diesen schockartigen Erregungszustand wieder
überwand.
Und sie fand es ebenso erstaunlich, wie sehr sie sich darauf
freute, dem blonden Mann aus ihrem Traum zu begegnen.
Wenn sie darüber mit einem Außenstehenden sprechen
würde, der griffe sich nur an den Kopf und würde sagen,
daß sie verrückt sei. Ein normaler Mensch konnte doch
nicht solche Gedanken und Empfindungen wie sie haben.
Vielleicht aber war der Zeitpunkt gekommen, wo sie nicht mehr
länger schweigen konnte. Sie mußte sich jemandem
anvertrauen.
Ihr kam ein Gedanke, den sie zuvor noch nicht gedacht hatte. Sie
konnte sich mit Rita besprechen. Es war ohne weiteres zu
bewerkstelligen, daß die Vielbeschäftigte trotz allem
einmal einen Abend hier in ihrer Stadtwohnung verbringen und ihre
Schwester beobachten konnte, während sie schlief. Ja, das war
eine Möglichkeit.
Sie schloß die Augen.
Endlich kehrte nun wieder jene gesunde Müdigkeit zurück
wie stets nach den schrecklichen Alpträumen.
Innerhalb von zwei Minuten war sie eingeschlafen.
*
Es war sieben Minuten nach halb eins, als der zitronengelbe Jaguar
mit dem schwarzen Verdeck vor dem Apartmenthaus hielt. Hinter dem
Steuer des schnittigen Wagens saß eine attraktive junge Frau,
sportlich gekleidet, mit langem, offenem Haar, das in der Mitte
gescheitelt war.
Sie beugte sich ein wenig zur Seite, um einen Blick am Haus
emporzuwerfen.
»Es ist dunkel im Zimmer«, murmelte sie.
»Wahrscheinlich schläft sie schon. Sie hat sich zu einer
richtigen Schlafmütze entwickelt. Naja, probieren kann
man’s ja.«
Sie stieg aus. Der weiße Hosenanzug brachte ihre weiblichen
Formen voll zur Geltung.
Rita Moreen, siebenundzwanzig Jahre alt, von Beruf Fotomodell und
Schauspielerin, lief zur Haustür und klingelte neben dem
Namenschild, das den Namen ihrer Schwester Cynthia trug.
Rita war einen Kopf größer als die zierliche Cynthia.
Ihre Formen waren weicher als die der Vierundzwanzigjährigen,
die einmal das Erbe des Vaters übernehmen sollte, wie er es
bestimmt hatte.
John D. Moreen, erst vierundfünfzig, den jede neuerrungene
Million reicher und gleichzeitig kränker gemacht hatte, trug
sich ernsthaft mit dem Gedanken, seine Unternehmen in jüngere
Hände abzugeben. Er litt an Blutkrebs. Die besten Ärzte der
Welt konnten ihm nicht mehr helfen. Er wußte, daß er nur
noch zwei oder drei Jahre zu leben hatte.
Das Erbe ging in zwei Hälften. Keine Tochter wurde finanziell
benachteiligt. Nur eine Besonderheit gab es: John D. Moreen wollte,
daß seine jüngste Tochter Cynthia, die Leitung des
Betriebes übernahm. Er traute Rita nicht die Qualitäten zu.
Sie war für ihn eine leichtlebige Person.
Von Anfang an hatte sie nicht den Weg eingeschlagen, den er
für sie ausgewählt hatte. Sie fühlte sich von jeher zu
Menschen hingezogen, deren Leben in anderen Bahnen verlief: junge
Schauspieler und Künstler gehörten zu ihrem Bekanntenkreis.
Heimlich nahm sie Schauspielunterricht, und damit zog sie vollends
den Groll ihres Vaters auf sich.
Vor drei Jahren hatte er einen Herzinfarkt erlitten, als er
erfuhr, daß Cynthia Drogen nahm. Aber Cynthia hatte alles
wieder ausgebügelt. Mit einer enormen Willensleistung hatte sie
die Sucht
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