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Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Titel: Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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England und
hausgemachten Geistern. Der Comte war ein Hexenmeister… sagt
man. Ein Professor aus Perpignan soll Material über das
Schloß zusammengetragen haben, Material, das nie
veröffentlicht wurde. So steht es in dem Buch, das mir in die
Hände fiel. Der Herausgeber hatte entweder keine Lust oder keine
Zeit – oder er war zu oberflächlich, um zu recherchieren.
Merkwürdig ist, daß gerade dieses verfallene Schloß
in Südfrankreich eine so unheimliche Geschichte liefert, auf die
jedoch von niemand näher eingegangen wird.«
    »Und Sie wollen das tun?«
    »Ja. Ich bin Maler und Zeichner. Ich arbeite an einem Buch,
in dem ich die berühmtesten Spuk- und Gruselschlösser in
Wort und Bild vorstelle. Und ich werde das tun, was meine
Vorgänger bisher unterließen: über das seltsame
Schloß des Comte de Noir berichten.«
    »Wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, Monsieur, dann werden Sie all
das, was Sie vorhaben, nicht tun! Reisen Sie ab, so schnell Sie
können! Lassen Sie diesen Landstrich hinter sich und vergessen
Sie ihn! Sie werden sich noch wünschen, nie hier gewesen zu
sein. Ich fürchte nur, daß es zu einer Umkehr zu spät
ist, denn Sie haben sie gesehen.«
    »Ah, demnach geben Sie zu, daß dort drüben jemand
sein könnte, der…«
    »… nicht mehr von dieser Welt ist, Monsieur«, fiel
der Franzose ihm ins Wort. »Ich bin überzeugt davon,
daß Sie die junge Frau gesehen haben, von der Sie eben
sprachen. Es ist Danielle, die Tochter des Comte!«
     
    *
     
    Harry Frandon konnte sich das Lachen nicht verkneifen.
    »Dann hat der Comte also Nachfahren, wenn ich das recht
verstehe? Vielleicht wissen Sie zufällig, wo die Herren
wohnen?«
    »Es gibt keine Nachfahren.«
    »Aber eben erwähnten Sie doch…«
    »… den Comte de Barteaulieé, den man auch Comte
de Noir nennt, Monsieur. Er hat vor mehr als fünfhundert Jahren
dort drüben gelebt, richtig. Und Danielle, seine Tochter, war
eine Hexe, wie er ein Hexenmeister war. In dem Schloß wurden
Menschenopfer dargebracht. Und ich will Ihnen sagen, was mit Pierre,
meinem Jungen, geschehen ist: er hat die Hexe auch gesehen und ist zu
der Ruine gegangen, um nachzuforschen, wo sie sich verbirgt. Sie
haben Pierre auf dem Gewissen – der blutrünstige Comte und
seine Tochter, die Hexe. Pierre wurde ermordet!«
     
    *
     
    Der Wirt stieß es haßerfüllt hervor.
    Seine Lippen zitterten, und er erschrak sichtlich, als er merkte,
daß er in Rage mehr gesagt hatte, als er ursprünglich
hatte sagen wollen.
    Frandon äußerte nichts mehr. Der Mann war
verrückt! Der junge Engländer setzte noch mal das Glas an
und inspizierte die Grasfläche, die sanft auf der einen Seite
des Kaps zum Landesinnern hin abfiel, ehe die Felswände fast
kerzengerade in die Tiefe stürzten.
    Er konnte die schöne Fremde, die vor wenigen Augenblicken
dort noch ein Sonnenbad nahm, nicht mehr sehen.
    Mit dem Fernglas suchte er jeden Meter ab, ohne etwas von ihr zu
entdecken.
    Sie war verschwunden, als hätte sie es nie gegeben.
     
    *
     
    Es war, als hätten das Ereignis und das Gespräch die
anfänglichen Sympathien zwischen ihm und dem Wirt merklich
abgekühlt. Der Franzose war trotz guten Zuredens nicht mehr
bereit, weitere Ausführungen zu machen.
    Wortlos, nachdenklich und aufgewühlt trank Frandon eine Tasse
dünnen Kaffees und knabberte lustlos an dem frischen
Weißbrot, das er sonst so gerne aß.
    Er fühlte sich nicht mehr wohl hier oben in dem leeren
Gasthaus und wurde das Gefühl nicht los, daß es dem Wirt
lieber wäre, wenn er jetzt seine Zeche zahlte und von hier
verschwand.
    Er legte fünf Francs auf den Tisch und erhob sich. Der Wirt
hantierte hinter der Theke und blickte gar nicht auf.
    »Au revoir, Monsieur«, verabschiedete Frandon sich.
    Der Franzose reagierte überhaupt nicht darauf.
    Frandon ging achselzuckend über die fünf ausgetretenen
Sandsteinstufen, die auf einen schattigen Hof führten. Dem
eigentlichen Gasthaus angebaut war ein Wohnhaus mit kleinen Fenstern
und abblätterndem, ockerfarbenem Verputz. Die Fenster im
Parterre und im ersten Stockwerk waren angelehnt. Eine jüngere
und eine ältere Frau hantierten unten in der Küche. Oben
wurde gehämmert.
    Frandon fuhr einen cremefarbenen Triumph Vitesse älterer
Bauart. Der Motor keuchte, und es war ein Wunder, daß der
Kleinwagen die Strecke durch England und fast ganz Frankreich bisher
ohne nennenswerte Störungen geschafft hatte.
    Sogar die steilen und oft schwierigen schmalen
Küstenstraßen hatte der Wagen

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