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Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Titel: Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Hosentaschen und kramte ein
großkariertes, zusammengeknülltes Stofftaschentuch hervor,
in das er sich kräftig schneuzte. »Das sagen Sie!
Erzählen Sie das mal meiner Frau. Die ist da ganz anderer
Ansicht. – Nein, es ist so, wie ich anfangs sagte: Ich wollte
nur mal wieder hier in das Haus, sehen, wie alles noch aussieht
– zurückdenken an die schönen Stunden mit James
Muligan. Und entschuldigen Sie mich, bitte!«
    »Sie wollen schon wieder gehen?« Es klang direkt
enttäuscht. Mrs. Fently riß ihre faltigen Augenlider auf.
McCasey hatte das Gefühl, daß eine Mumie vor ihm
saß. Die Haut und die Adern seines Gegenübers waren hart
und ausgetrocknet, als befänden sich keine Lebenssäfte mehr
in diesem Körper. Die herabgezogenen Mundwinkel und die schmalen
Lippen Mrs. Fently erinnerten ihn ebenso an seine Frau wie die
spitze, graue Nase, und er schüttelte unwillkürlich den
Kopf, als er daran denken mußte, daß Hariett dieser Frau
eines Tages wohl sehr ähnlich sein würde.
    »Ja, es ist besser, wenn ich…«
    »Aber nein! Sie stören überhaupt nicht! Ich freue
mich, daß ich Besuch habe. Trinken Sie noch ein Glas, Mister
McCasey…«
    Ehe er es verhindern konnte, schenkte sie ihm schon wieder ein.
Randvoll.
    Er trank.
    Es blieb nicht bei einem und auch nicht bei einem dritten Glas.
McCasey fühlte sich in einer seltsam beschwingten Stimmung. So
kam sehr schnell der Moment, daß er Dinge sagte, die er nicht
mehr überprüfen konnte.
    Dann sprach er von James Muligan und der Vision, die er gehabt
hatte, und er gab ehrlich zu, daß er eigentlich nur deshalb
gekommen sei, um festzustellen, ob Muligan nicht doch wieder hier
wohne. Es könnte auch ein Traum gewesen sein, daß er
annahm, Muligan könne vor fünfundzwanzig Jahren gestorben
sein.
    Er schraubte sich langsam in die Höhe, schwankte beachtlich
und hatte einen schalen Geschmack im Mund.
    McCasey streckte die Rechte aus und deutete auf den
mächtigen, geblümten Sessel. »Da hat er immer
gesessen… nie habe ich ihn ohne Buch in der Hand
gesehen…« Mit diesen Worten schwankte er auf das Regal zu.
»Er wollte die Welt ergründen – und das, was
dahintersteht… Mrs. Fently…« Er machte jetzt
Gedankensprünge. »Und mit einem Buch in der Hand –
starb er. Eines morgens fand man ihn tot in seinem
Sessel…«
    »Ein schöner Tod!«
    »Gewiß, aber etwas ist merkwürdig an diesem
Tod.«
    »Nanu? Selbstmord?«
    »Ich weiß nicht… vielleicht… Monate vorher
sagte James mal zu mir: ›Eines Tages werde ich in diesem Sessel
sitzen und tot sein – und der Arzt wird einen Herzschlag
feststellen. Aber es wird kein – natürlicher – Herztod
sein.‹ Er hat gewußt, daß er sterben würde. Ich
glaube, er… stand mit den Geistern in Verbindung, mit denen er
sich so intensiv beschäftigte. Was in diesen Büchern dort
stand, das befand sich auch in seinem Kopf…«
    McCasey führte seine Hand über die Lederrücken der
alten Bücher und nahm eines heraus.
    Im gleichen Augenblick klappten die beiden Deckel zusammen, und
eine dicke Staubwolke wirbelte vor ihm auf. Mehlfeiner Staub rieselte
auf seine Hose und seine Schuhe.
    McCasey mußte husten.
    Mit leisem Aufschrei trat Mrs. Fently schnell einen Schritt
näher.
    »Was ist denn da passiert?« fragte sie entsetzt.
    Wie in Trance klappte McCasey die Deckel auseinander.
    Die Innenseiten existierten nicht mehr.
    Sie waren völlig zerfressen bis auf den Lederrücken, der
von der Innenseite her schon fadenscheinig wurde.
    Auf dem Boden lagen zwei Hände voll Staub, winzig klein
zermahlenes Papier, das mal die Innenseiten des Folianten gewesen
war.
     
    *
     
    Mrs. Fently faßte sich erstaunlich schnell wieder.
    »Es müssen Holzwürmer oder andere Schadinsekten
sein. Die Bücher sind schon sehr alt… vielleicht lösen
sie sich auch von selbst auf…«
    »Vielleicht«, nickte McCasey.
    Sie nahmen noch mehrere Bände heraus. Dabei stellten sie
fest, daß in der oberen Regalreihe nur noch zwei Bände
standen, in denen keine pulverisierten Seiten waren. Das Buchinnere
war teilweise angefressen, die Seiten sahen aus, als hätte
jemand mit einem scharfen Gegenstand auf die äußeren
Kanten geschlagen.
    Nach dieser Entdeckung machte Mrs. Fently einen betrübten
Eindruck, aber sie meinte, daß man wohl nichts daran
ändern könne. In die Bücher selbst hätte
lediglich ihr Mann anfangs mal hineingeschaut. Seit dieser Zeit
stünden sie herum. Mit dieser außergewöhnlichen
Bibliothek, die aus allen Teilen Englands

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