Macabros 066: Die Monsterstürme von Kh'or Shan
Forschungsschiff trug den vielversprechenden Namen DISCOVERY.
Es war mit den modernsten Apparaturen und Forschungsgeräten
ausgestattet. Insgesamt hielten sich siebzehn Personen an Bord
auf.
Sie waren offiziell registriert und der Regierung bekannt. Nicht
registriert war die Anwesenheit der achtzehnten Person. Bei ihr
handelte es sich um Ted Morton…
Die DISCOVERY lief am frühen Abend aus. Ihr Ziel war das
militärische Sperrgebiet im 17. Breitengrad.
In all diesen Stunden konnte Ted Morton die ihm zugewiesene Kabine
nicht ein einziges Mal verlassen. Außer seinem Vertrauensmann
durfte er sich auf dem Forschungsschiff niemandem zeigen.
Dieser Vertrauensmann war der Schiffskoch der DISCOVERY. Ein
junger, blondgelockter Mann mit blaßblauen Augen und hellem
Teint. Morton und der Koch kannten sich schon lange. Der Koch selbst
war es gewesen, der sich mit dem Vorschlag an den Reporter wandte,
die geheimnisvolle Fahrt heimlich mitzumachen. Morton hatte seinen
Obolus entrichtet und hoffte, daß alles gut ging. Er hatte so
seine Gefühle, und die trogen ihn selten.
In der winzigen Kabine lagerten Mehl-, Reis-, Nudel- und
Kartoffelvorräte. Hinter einem Berg von Säcken hatte der
Koch ein notdürftiges Lager bereitet, auf dem Ted Morton seine
Zeit verbrachte.
Er hing seinen Gedanken nach, machte sich Notizen, erhob sich hin
und wieder und warf einen Blick durch das kleine Bullauge aufs Meer,
in dem sich der Sternenhimmel spiegelte.
Monoton hämmerte das Geräusch der Maschinen durch den
Schiffsleib. Die Wellen klatschten gegen den Rumpf, die
Kreiselstabilisatoren glichen das Schlingern der DISCOVERY aus.
Außer den Sternen gab es noch mehr Lichter, die Ted Morton
nicht entgingen. Er registrierte zahlreiche Positionslampen
großer Schiffe, die in einem langgezogenen Konvoi unweit der
DISCOVERY vorüberglitten.
Aber da war noch mehr. Das Knattern von Luftschrauben im Himmel
über ihnen. Von den Kriegsschiffen stiegen immer wieder
Helikopter auf und kreisten über dem Bezirk.
Morton beobachtete alles aufmerksam. Dabei sah er plötzlich
etwas im Hintergrund, was ihm den Atem raubte.
Er hatte in seiner kleinen Kammer eine Seekarte und erfuhr durch
den Koch immer wieder die Position, die von der DISCOVERY eingenommen
wurde.
Auf der Karte war deutlich zu erkennen, daß dort, wo er die
Umrisse einer Insel wahrnahm, überhaupt keine Insel sein
durfte!
Was hatte das zu bedeuten?
Was war hier während der letzten Tage geschehen?
An den Gerüchten mußte doch mehr dran sein, als manch
einer wahrhaben wollte. Dieser enorme Aufwand von Menschen und
Technik sprach dafür…
Aus der Tiefe des Meeres war eine unbekannte Insel aufgestiegen!
Ihre Geburt mußte die furchtbaren Unwetter und Seebeben
ausgelöst haben, die in der letzten Zeit dieses Gebiet
heimsuchten.
Wie der Rücken eines urwelthaften Ungetüms lag das
Eiland im Ozean. Nebelschwaden waberten über dem Wasser. Die
Sicht war nicht mehr ganz so gut, und je näher man der
geheimnisvollen Insel kam, desto schlechter wurde sie.
Rötlicher Widerschein schimmerte auf dem Wasser und im Nebel
und erzeugte eine gespenstische Atmosphäre.
Es schien, als bestände das Land hinter den hochaufragenden
Ufern noch aus purer, glutflüssiger Lava, doch der Eindruck
tauschte…
Die Kriegsschiffe der US-Navy bildeten einen gewaltigen Halbkreis
vor den Ufern dieser neuen, aus der Tiefe des Meeres aufgetauchten
Welt. Man hatte begonnen, die Größe zu vermessen und zu
katalogisieren.
Unter dem Schutz schwerbewaffneter Soldaten sollten die Forscher
zunächst den ufernahen Raum betreten und näher
untersuchen.
Ted Morton wußte später nicht mehr zu sagen, wie lange
er am Bullauge gestanden und nach außen geblickt hatte.
Die Zeit schien auf seltsame, magische Weise stillzustehen.
Plötzlich fuhr er erschreckt zusammen.
Ein Geräusch!
Schritte wurden draußen vor seiner Kabine hörbar. Kam
unerwartet noch mal der Koch zurück, um ihn mit einer
Information zu versehen?
Morton wollte das Bullauge noch schließen, kam aber nicht
mehr dazu.
Die schlingernde Bewegung, die die DISCOVERY machte, ließ
ihn taumeln. Draußen fauchte plötzlich der Wind, und
meterhohe Wellen schlugen gegen den Rumpf des Schiffes.
Es ächzte in den Schiffswänden, und es gab einen dumpfen
Schlag gegen die Tür der kleinen Kabine, in der er sich
verborgen hielt.
Die Klinke wurde wie von einer kräftigen Faust
heruntergeschlagen. Die Tür flog krachend nach innen. Mit ihr
stürzte etwas in den Raum.
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