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Macabros 091: Die Pestreiter

Macabros 091: Die Pestreiter

Titel: Macabros 091: Die Pestreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Lascane sah, wie die beiden Männer im
undurchdringlichen Dickicht jenseits des Lagerplatzes verschwanden.
Eine Zeitlang noch war das durch die Blätter schimmernde Licht
der Taschenlampe zu sehen, dann wurde es auch von der Dunkelheit
verschluckt. Fraplin entfernte sich weit vom Lagerplatz.
    Peggy Lascane strich eine Haarsträhne aus der Stirn, klappte
den Zelteingang zu und drehte sich um.
    Da sah sie etwas, das zuvor nicht im Zelt gewesen war.
    Es lag mitten vor ihr auf dem Schlafsack und schimmerte
gelbgrün.
    »Ein Ei?« Peggy Lascane schüttelte den Kopf.
    Wie kam es in das Zelt.
    Also doch – ein Vogel! Sie hatte richtig gehört. Das
leise Schlagen der Flügel vorhin, das kaum merkbare Aufsetzen
des Tieres, jetzt entsann sie sich wieder genau.
    Wie aber war der Vogel ins Zelt gekommen? Gab es ein
Schlupfloch?
    Sie tastete nach der zweiten Stablampe, die neben ihrem Schlafsack
lag. Der Lichtstrahl lag bleich und hell auf dem Objekt, das die
Größe eines Hühnereis hatte.
    Peggy Lascane, daran gewohnt, erst nachzudenken und dann zu
handeln, war vorsichtig.
    Ein solches Ei hatte sie nie gesehen. Und irgendwie sah es eklig
aus. Seine Oberfläche war nicht glatt sondern wirkte schwammig
und weich.
    Plötzlich geschah etwas, das ihr den Atem verschlug und sie
so in Bann zog, daß sie nicht mal schrie und Fraplin
heranrief.
    Das Ei – erhob sich plötzlich in die Luft, verlor den
Kontakt mit dem Schlafsack und wuchs rasend schnell an, so daß
es im nächsten Moment die Größe eines
Straußeneis hatte.
    Da platzte es wie eine reife Frucht.
    Aus dem Spalt schoß etwas auf Peggy zu.
    Das ging so schnell, daß die wie gelähmt sitzende Frau
zu keiner Abwehr kam.
    Sie sah das runde, weiße Gesicht einer kahlköpfigen
Gestalt. Diese saß auf einem Pferd, das nicht größer
war als ein kleiner Vogel, der ihr entgegenschoß und sie
berührte. Etwas glitt in sie hinein. Peggy Lascane fühlte
nichts, sie wußte es einfach nur.
    Die Berührung war wie ein Hauch.
     
    *
     
    Sie saß noch immer mitten im Zelt, als Eric Fraplin
zurückkehrte.
    »Alles okay, Cherie«, sagte er fröhlich.
»Keinerlei Anzeichen, die uns Besorgnis bereiten könnten.
Du mußt dich getäuscht haben – oder der Vogel ist
gleich wieder davongeflogen, ehe er uns bekleckern konnte.«
    »Er hat ein Ei gelegt, Eric…« Peggy Lascane wandte
den Kopf. Sie sah verstört und müde aus.
    Zwischen Fraplins Augen entstand eine steile Falte. Was hatte das
nun wieder zu bedeuten? »He, Peggy wach auf! Was erzählst
du mir denn für Geschichten?«
    »Die Wahrheit, Eric… hier hat’s gelegen, direkt vor
mir.« Sie deutete auf die betreffende Stelle.
    »Und wo ist es jetzt?«
    Sie zuckte die Achseln. »Keine Ahnung! Auf einmal – war
es wieder weg, es war kein normales Ei, Eric. Es hat sich innerhalb
eines Augenblicks gewaltig vergrößert, hing dann direkt
vor mir, und – und schließlich klappte es
auseinander.«
    Eric Fraplin ließ seine Freundin und Begleiterin nicht aus
den Augen. Die Art und Weise, wie sie sprach, gefiel ihm nicht. Ihr
Sprechen erfolgte schleppend, als müsse sie sich erst jedes Wort
genau überlegen.
    »Aus dem Spalt ist ein Reiter gekommen.«
    »Aber Peggy!« entfuhr es Eric.
    »Er sah gespenstisch aus«, sie schien den Einwurf
überhaupt nicht vernommen zu haben. »Ich konnte nur seinen
Kopf und seine Hände sehen, sie leuchteten weiß wie matter
Kalk. Einen Körper hatte der Reiter nicht.«
    Etwas stimmte auch mit Peggys Augen nicht, stellte Fraplin fest.
Sie konnte ihn nicht ansehen. Als er sie darum bat, hob sie nur
flüchtig den Blick. Ihre dunklen Augen waren matt, die junge
Frau wirkte krank.
    »Was ist los mit dir, Peggy?« fragte er besorgt, legte
seine Rechte auf ihre Stirn und fuhr zusammen. Sie fühlte sich
feucht und heiß an.
    Fieber!
    »Du bist krank, Peggy«, sagte er verwirrt. Seltsam,
daß ihm das nicht schon vorher aufgefallen war. »Du
brauchst Ruhe. Leg dich hin! Ich gebe dir eine Spritze.«
    Deshalb also ihr eigenartiges Verhalten, ihre Behauptung, etwas
gehört und gesehen zu haben, das er nicht wahrgenommen hatte.
Sie hatte im Fiebertraum phantasiert.
    Aus der Reiseapotheke nahm er ein Thermometer. Eric Fraplin fand
seine Befürchtungen bestätigt. Peggy Lascane hatte eine
Temperatur von achtunddreißigsieben.
    Er zog eine Penicillinspritze auf und verabreichte sie ihr.
    Peggy lag danach still und teilnahmslos in ihrem Schlafsack und
hatte die Augen geschlossen, aber sie schlief nicht.
    »Bis morgen früh wird

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