Macabros 093: Fluch der Schlangengöttin
Dollarbündel in der Nähe liegen, wird’s kritisch.
Papier brennt schnell…« Er lachte, und Thomason fiel in
dieses Lachen ein.
*
Die Andeutung des Journalisten wirkte in Thomason nach. Es schien,
als hätte er sich mit einem Virus infiziert.
Etwas stimmte nicht mehr mit ihm, mit dem heutigen Tag hatte sich
tatsächlich etwas verändert.
Am späten Nachmittag war er schließlich allein im
Hotelzimmer. Seit heute morgen schien ihm eine Ewigkeit
vergangen.
In seinem Kopf schwirrte es von Eindrücken.
Hinzukam, daß der Brand und besonders seine Person bereits
in einer Sonderausgabe an diesem Mittag allen New Yorkern
zugänglich gemacht worden war.
Da stand es Schwarz auf Weiß zu lesen:
»MENSCH ÜBERSTEHT FLAMMENDES INFERNO«
»Brian Thomason – der Mann, der durchs Feuer gehen
kann.«
Die Journalisten hatten bei vielem in ihrer Berichterstattung
übertrieben. Nur eines hatten sie nicht vermocht: die Tatsache
zu steigern, daß ein Mensch nicht den Flammen zum Opfer
gefallen war.
Seit dem Erscheinen der Sonderausgabe stand im
›Astoria‹, in dem Thomason untergebracht war, das Telefon
nicht mehr still. Viele wollten ihn sprechen und sich erkundigen, was
das für Kräfte waren, die er plötzlich entwickelt
hatte. Ob man dies Geheimnis auch weitergeben könnte?
Thomason ließ sich verleugnen. Er wollte nach den
Aufregungen dieses Tages endlich seine Ruhe haben und nachdenken.
Für die nächsten drei Tage hatte er aufgrund des
durchgemachten Schrecks Urlaub vom Geschäft genommen.
Diese Zeit würde ihm wohl reichen, um die ersten Probleme zu
überdenken und mit ihnen fertig zu werden.
Er ging im Zimmer auf und ab.
Die Begegnungen mit Jack Hallon und dem Journalisten gingen ihm
nicht mehr aus dem Kopf.
Er war unruhig wie ein gefangenes Tier.
Er trank mehr Whisky, als es ihm zuträglich war. Das
verbesserte seine Stimmung, trug aber nicht dazu bei, seine Gedanken
besser zu ordnen.
Er kam plötzlich auf eine wahre Schnapsidee.
Sein letzter Gesprächspartner hatte gar nicht so unrecht,
wenn er behauptete, daß sich mit seiner Fähigkeit
möglicherweise ein Vermögen scheffeln ließ.
Voraussetzung war, er konnte das nachvollziehen, was heute in den
frühen Morgenstunden schicksalhaft eingetreten war.
Er sah das Streichholzbriefchen mit dem Reklameaufdruck des
›Astoria-Hotels‹. Die Streichhölzer lagen auf dem
kleinen runden Tisch, um den herum zwei bequeme, dickgepolsterte
Sessel standen.
Automatisch und versonnen griff Thomason nach den
Zündhölzern.
Dann ging er ins Bad.
Er wollte es genau wissen. Es kam nur auf einen Versuch an. Mehr
als sich die Finger verbrennen konnte er nicht.
Er starrte mit fiebrig glänzenden Augen in die kleine,
aufzuckende Flamme.
Er hielt sie an den kleinen Finger, gerade so weit entfernt,
daß die obere Spitze des Flämmchens seine Haut
berührte. Instinktiv wollte er die Hand zurückziehen. Alles
in ihm wehrte sich gegen den Versuch, der eigentlich keinen
großen Beweis erbringen konnte, wie er sich im stillen selbst
eingestand.
Es kostete ihn eine große Überwindung, das zu tun, was
er jetzt tat.
Mit voller Absicht hielt er seinen Finger in die
Streichholzflamme. So etwas tat nur einer, der seiner fünf Sinne
nicht mehr mächtig war. Ein Verrückter! War er auf dem Weg
dahin?
Er empfand keinen Schmerz. Seine Haut rötete sich nicht, er
bekam keine Brandblase.
Eines war ausgeschlossen: Seine Haut konnte von dieser kleinen
Flamme her unmöglich in Brand gesetzt werden. Es sei denn, er
gösse Benzin oder Öl über sich. Dann würde sich
zeigen…
Seine abstrusen Gedankengänge wurden unterbrochen, als jemand
an die Zimmertür klopfte.
»Ja?« Thomason kam eilig aus dem Badezimmer und blies
das zweite Streichholz aus, das er kurz zuvor noch angerissen
hatte.
»Mister Thomason? Ich bin’s…« Der Mann
draußen vor der Tür hätte seinen Namen garnicht zu
sagen brauchen. Thomason erkannte ihn schon nach den ersten zwei
Worten.
Es war – Jack Hallon…
*
Er öffnete ihm.
Hallon lächelte ihm freundlich zu. »Darf ich
näherkommen?« fragte er jovial.
»Bitte, natürlich…« Thomason war irritiert.
»Woher wissen Sie, daß ich hier zu finden war?«
»Ich hüte Sie wie meinen Augapfel, Mister Thomason. Ich
kann mir auch denken, was Sie versucht haben. Es ist unter Ihrer
Würde. Lassen Sie diese dummen Spiele…« Mit diesen
Worten deutete er auf das Streichholzbriefchen, das er noch immer in
der Hand hielt. »Es führt zu nichts. Sie
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