Macabros 093: Fluch der Schlangengöttin
ganze Zeit über gerichtet
hatte, kam aus dem oberen Stockwerk des zweigeschossigen
Gebäudes, das sehr groß war.
Vom Gut aus erstreckten sich Felder und Futterwiesen, die bis tief
in die Dunkelheit hineinreichten. Auf einer mit einem Drahtzaun
umspannten Weide lagen mehrere Kühe. Der Regen störte sie
nicht.
Macabros lief am Gatterzaun entlang und bewegte sich mit der
Lautlosigkeit eines Schattens.
Er beobachtete seine Umgebung. Außer den Kühen befanden
sich keine weiteren Tiere im Freien. Er mußte seinen ersten
Eindruck revidieren, als er aus der Ferne ein leises Wiehern vernahm,
das jedoch sofort wieder verstummte. Offenbar gab es jenseits des
Hauses und der Stallungen noch eine Koppel, auf der sich eine Anzahl
Pferde befand.
Menschen jedoch waren weit und breit nicht zu sehen.
Sie hielten sich bei diesem unfreundlichen Wetter im Haus auf.
Die unangenehme Witterung kam Macabros jedoch entgegen.
Er achtete nicht darauf, daß der Wind jetzt schärfer
blies, daß eine Bö die Büsche diesseits des Gatters
zerzauste. Das Gewitter kam rasch näher.
Hellmark umkreiste mit seinem Doppelkörper das Anwesen. Er
verschaffte sich einen Eindruck von der Größe des Anwesens
und der Lage der einzelnen Gebäude zueinander.
Dann versetzte er sich jenseits des Gatters.
Im nächsten Moment fuhr er zu Tod erschrocken zusammen.
Von drei Seiten her jagten ihm große Bluthunde entgegen,
kläfften wie von Sinnen und alarmierten durch ihr Gebell den
Gutsbesitzer McForter und seine Leute…
*
Macabros reagierte mit einer Geschwindigkeit, die an Hexerei
grenzte.
Die drei Tiere jagten mit Riesensprüngen auf ihn zu. Ein
Mensch aus Fleisch und Blut hätte keine Chance gehabt, den
scharfen Bestien zu entrinnen. Er wäre verloren gewesen.
Macabros hätte jeden Angriff überstanden. Die
messerscharfen Reißzähne hätten aus seinem Leib
keinen Fetzen herausbeißen können. Einige gezielte Tritte
und Schläge wären ausreichend gewesen, um die abgerichteten
Hunde zurückzudrängen oder gar unschädlich zu machen.
Aber für eine solche Aktivität konnte er sich keine Zeit
nehmen. Ein derartiger Auftritt hätte zur Folge gehabt,
daß man erst recht mißtrauisch auf dem McForter-Besitz
geworden wäre. Jedes Aufsehen aber mußte er vermeiden.
Er versetzte sich in dem Augenblick, als die Bluthunde ihn
anspringen wollten, um einige hundert Meter jenseits des Gatters.
An der Stelle, wo er sich noch eben aufgehalten hatte, entstand
ein Vakuum.
Die Hunde registrierten es nicht mehr rechtzeitig genug und
konnten ihren Angriff nicht mehr abstoppen.
Zwei von ihnen prallten zusammen. Ihre Köpfe schlugen
gegeneinander. Es hörte sich an, als prallten zwei
Kokosnüsse aneinander. Die Tiere jaulten, torkelten durch die
Luft und fielen betäubt zu Boden. Der dritte Hund verfehlte die
beiden Zusammenstoßenden nur um Haaresbreite, setzte über
sie hinweg, wirbelte herum, als würde eine unsichtbare Kraft ihn
am Schwanz ziehen, und lief dann jaulend und bellend um die anderen
herum, die am Boden lagen und sich nicht mehr rührten.
Aus dem Haus stürzten mehrere Personen. An ihrer Spitze
McForter.
»Was ist denn mit den Hunden los?« hallte seine markige
Stimme durch die windige Nacht. Die nachfolgenden Worte bekam
Macabros nicht mehr mit.
Das Ereignis stellte McForter und seine beiden Begleiter vor ein
Rätsel.
»Da muß doch einer sein«, sagte eine Stimme.
»Komm’, Bill, sehen wir uns mal in der Runde
um…«
Die Lichtkegel starker Taschenlampen flammten auf, wanderten
über den Boden und lagen zitternd auf den verwitterten
Gattern.
McForter kümmerte sich um seine Hunde und begriff, was mit
ihnen passiert war.
»Die Kerle sind so in Rage geraten, daß sie in ihrer
Aufregung in der Luft mit ihren Köpfen zusammengeprallt sind.
Möchte nur wissen, wie es dazu gekommen ist…«
Aus der Ferne, auf einem dichtbelaubten Baum sitzend, bekam
Macabros einiges mit. Er sah, wie McForter - ein kräftiger,
breitschultriger Mann – einen der schweren Hunde emporwuchtete
und unter das vorspringende Schuppendach schleppte. Das gleiche tat
er mit dem zweiten.
Macabros taten die beiden Tiere leid. Er hoffte, daß sie
keine ernsthaften Verletzungen bei diesem Manöver davongetragen
hatten.
Die Männer fanden nicht den Grund heraus, weshalb die Hunde
so in Aufregung versetzt worden waren. Unverrichteterdinge kehrten
sie wieder auf das Hofgut zurück.
»Vielleicht war’s der Wind… oder das Gewitter,
daß sie sich täuschen
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