Macabros 105: Jagd auf den Horror-Götzen
es.
Macabros war kein Gott, aber er war unverwundbar. Wer nicht aus
Fleisch und Blut bestand, den konnte man mit bekannten Mitteln nicht
töten.
Macabros war eine feinstoffliche Substanz, wurde erhalten durch
unbewußte geistige Ströme, durch ein unsichtbares Band,
das ihn an den Originalkörper Hellmarks kettete.
Kein Feuer konnte ihn verbrennen, die tödliche Hitze einer
Sonne ebenso wenig Umbringen, wie die nicht minder absolute
Kälte des Weltraums, kein Schwert konnte seine Haut ritzen,
keine Kugel ihn zu Tode bringen.
Und doch war dieser Körper verletzbarer als andere.
Auf andere Weise.
Es genügte, den Mann zu töten, dessen Geist ihn schuf
und dessen Unterbewußtsein ihn erhielt.
In allen Materialisationsfällen vorher hatte Macabros stets
mit Hellmark in Verbindung gestanden. Was Macabros sah und
hörte, was er auf irgendeine Weise wahrnahm und erfuhr, wurde
gleichzeitig zum Bewußtseinsinhalt Hellmarks. Der sich dann
danach richten konnte. Diese außergewöhnliche
Fähigkeit hatte ihn zu einem harten und gefährlichen Gegner
für seine dämonischen Feinde gemacht.
Daß Macabros zur Zeit in der fernen Vergangenheit Xantilons
operierte und Hellmark nichts von diesen Abenteuern seines
Doppelkörpers erfuhr – nur manchmal eine, schwache,
traumhafte Ahnung davon hatte – hing damit zusammen, daß
das Entstehen seines Doppelkörpers unter sehr zweifelhaften und
lebensbedrohlichen Umständen geschehen war. Hellmark hatte noch
versucht, der Falle Molochos’ zu entkommen. Mit Hilfe seines
Doppelkörpers. Aber Macabros war weit außerhalb des
molochos’schen Ewigkeits-Gefängnisses materialisiert, war
hineingeschleudert worden in Raum und Zeit, war gelandet in der
Vergangenheit jener Welt, auf der seine erste Existenz begonnen hatte
und von wo seine Unterrichtung erfolgt war.
Er hatte erfahren, daß er schon mal lebte, als Kaphoon, als
ein heldenhafter, kühner Kämpfer für das Recht,
für die Freiheit derer, die bedroht waren, gegen feindliche
Eindringlinge, ihnen allen voran dämonischer Abkunft, die
versuchten, die Erde in ihren Besitz zu bringen. Xantilon war der
Ausgangspunkt. In Xantilon hatte einst alles begonnen…
Vielleicht – so war es Macabros seit seiner Anwesenheit in
der Vergangenheit schon mehr als einmal durch den Kopf gegangen, aber
er hatte bisher zu niemand darüber gesprochen – vielleicht
war Xantilon sogar jener Ort, wo in fernster Zeit Rha-Ta-N’mys
Thron gestanden hatte. Durch irgendeinen unerfindlichen Grund hatte
sie ihn verloren. Doch ihre unstillbare Sehnsucht, ihn auf der Erde
wiederzufinden und wiederzuerrichten, war geblieben…
»Geschafft?« sagte da eine Stimme hinter Macabros, und
ein ähnlicher Mann, groß, blond, mit breiten Schultern und
einem Lendenschurz bekleidet, der ihm einen Tarzan-Touch verlieh,
trat aus dem violetten Nebel. »Du irrst dich… jetzt
fängt alles erst an. Wir sind an der Grenze des
rätselhaften, unerforschten Landes Un, das in den Sagen und
Märchen der Eingeborenen einen besonderen Platz einnimmt. Denk
an die Geschichte mit den drei Zauberinnen, die ich dir erzählt
habe. Hier sind sie zu Hause…«
Macabros nickte. »Ja, ja, ich weiß… Ich habe sie
nicht vergessen.« Sein Blick versuchte die andersfarbigen
Nebelschleier, die wenige Schritte vor ihm begannen, zu durchdringen.
Wie groß das triste, unbewohnte Land Un war, wußte
niemand.
Hinter seiner westlichen Grenze begannen der Ewige Nebel und die
›Allessehenden Augen‹. Das war eine Zone, von der er
gehört hatte, über die aber - wie über so vieles in
dieser jungen Welt - kaum jemand etwas wußte. Die sich einst
aufmachten, um Dinge und Hintergründe zu erforschen, waren nie
wiedergekommen und blieben verschollen. Was aus ihnen geworden war,
wußte niemand.
Vielleicht waren sie im ›Ewigen Nebel‹ zugrunde
gegangen. Die Wahrscheinlichkeit, daß sich dort das
geheimnisvolle ›Singende Fahsaals‹ befand, war groß.
Es wurde immer mit Nebel in Verbindung gebracht – dies hatte
Macabros schon herausgefunden.
Das ›Singende Fahsaals‹ war so etwas wie ein
Rätsel, ein großes Geheimnis, das Unbeschreibliches
vermochte. Gegen die Dämonen und deren Statthalter, die hier
tätig geworden waren. War es nur eine fromme Legende, eine
Hoffnung? Oder gab es das › Singende Fahsaals‹ wirklich?
Niemand wußte es. Unzählige hatten sich schon aufgemacht,
es zu suchen. Sie waren nicht wiedergekommen. Nie waren irgendwelche
brauchbaren Berichte eingetroffen.
Doch vom
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