Macabros 105: Jagd auf den Horror-Götzen
ohne auch nur das geringste
daran ändern zu können.
Sie befanden sich im Schreckens-Zentrum, im
Ewigkeits-Gefängnis des Dämonenfürsten Molochos’,
der sich anschickte, alle seine anderen dämonischen
›Kollegen‹ und Mitstreiter zu überflügeln.
Molochos stand derzeit bei Rha-Ta-N’my, der
geheimnisumwitternden Dämonengöttin, hoch im Kurs.
Mit Hinterlist und Heimtücke hatte er den Mann besiegt, der
der ärgste Feind der Dämonen auf der Erde war: Björn
Hellmark…
Und seit Hellmark hier weilte, schien sich das Blatt mehr und mehr
zugunsten Molochos’ zu wenden.
Er hatte das Gesetz des Handelns übernommen, plante und
agierte und überließ nichts dem Zufall.
Die Heere derer, die ihm dabei zur Verfügung standen, waren
Legion. Er verstärkte seine Reihen, wo immer er konnte. Und er
war nicht nur erbarmungslos den Menschen gegenüber, aus deren
Reihen er hervorgegangen war, sondern auch hochrangigen Dämonen
gegenüber, die wie er mächtige Positionen im
Dämonen-Universum anstrebten.
Kaltblütig hatte er durch Björn Hellmark eine
große Mitstreiterin, aber gleichzeitig auch Nebenbuhlerin
– Apokalypta – ausschalten lassen. Sie war nur ein
›bedeutendes‹ Beispiel…
Unter dem titanischen Netzgebilde, in dem die beiden Menschen
klebten, dehnte sich eine triste, alptraumhafte Landschaft aus.
Düster waren die scharfkantigen, zerklüfteten Berge und
Schluchten. Die Welt unter den beiden Menschen erinnerte frappierend
an die Urtage der Erdgeschichte.
Das Licht war trüb und diesig, Nebel wallten zwischen den
himmelstürmenden Felsnadeln, scharfgewundene Pfade und
Schluchten, die selbst hier aus der ›Vogelperspektive‹ sich
verloren irgendwo im Nichts…
Ein unheilvoller Horizont schien die Nähe der Hölle
anzukündigen. Die Landschaft zwischen den Bergen wirkte
unausgegoren, feindselig und sumpfig.
Über allem – zwischen den Schluchten und dem Netz –
schwebte eine steinerne Plattform.
Seltsame Kräfte hielten sie.
Und aus dem Halbdunkeln, in dem sich die Plattform zu allen Seiten
verlor, näherte sich eine Gestalt.
Sie ging hochaufgerichtet und stolz. Der Umhang war schwarz-rot,
ein mächtiger Stehkragen zierte die Schultern und wurde zu einer
dreigezackten Lehne für den Hinterkopf.
Es war ein Mann, der in die Mitte der Plattform trat.
Sein Gesicht war abweisend. Tief eingegraben waren die Linien
neben Mund und Nase. Die Augen waren groß und schienen fast nur
aus den Pupillen zu bestehen. Die Nase war scharf gebogen wie ein
Vogelschnabel.
Das Antlitz des Vogels – war eins der Symbole, mit denen
Rha-Ta-N’my sich zeigte und verehren ließ.
Es schien, als wäre der Mann, der unter Hellmark und Carminia
Brado zu stehen kam, jener rätselhaften Dämonenfürstin
immer ähnlicher…
Das widerliche, abstoßende Grinsen um die Lippen des
Abkömmlings verstärkte sich.
»Björn Hellmark!« rief dann eine laute, weithin
hallende Stimme. »Ich bin gekommen, um mit dir zu sprechen…
Ich will, daß du mich hörst, daß du aufwachst aus
dem Schlaf, in den ich dich geschickt habe…«
Er hob die Hand. Die Innenseiten begannen giftgrün zu
leuchten. Der Schein kehrte auf den armdicken Strängen, in denen
Hellmark hing, wider. Ebenso auf dem Gesicht des blonden Mannes.
Da begannen Hellmarks Augenlider zu zittern wie die Flügel
eines Schmetterlings. Und langsam öffnete der Herr von Marlos
seine Augen…
*
Der blonde Mann, Hellmarks Zweitkörper, wurde Macabros
genannt.
Hier in der fernen Vergangenheit Xantilons aber, in der grauen
Vorzeit eines Kontinents, auf dem Magier und Hexen, finstere
Dämonen, seltsame Wesen, Priester und Drachen hausten, wo es
Zauberer und Zauberinnen gab, hier aber nannte man ihn nur ›den
Namenlosen‹…
Die Abenteuer, die er inzwischen erlebt hatte und die in aller
Munde waren, hatten das Gerücht in Gang gebracht, bei dem
›Namenlosen‹ handele es sich um einen Gott. Ein Gott von
den Sternen, ein Gott von einer fremden Welt, der hier gestrandet war
und andere ›Götter‹ suchte. In den Legenden und
anderen historischen Überlieferungen kam zum Ausdruck, daß
es vor noch längerer Zeit, als Xantilon aus den Urnebein der
Welt aufstieg, Besuch von Menschen aus anderen Welten und von anderen
Sternen gegeben hätte. Er, der ›Namenlose‹ müsse
dann wohl ein Nachkomme dieser Götter sein, denn er zeichnete
sich dadurch aus, daß weder ein Schwert ihn verwunden noch ein
Blitzstrahl ihn fällen konnte.
Was das Letztere betraf, so stimmte
Weitere Kostenlose Bücher