Macabros 125: Das Zauber-Pergament
vielen
Übung, die ich schon hinter mir hatte – die Stämme
gewissermaßen… wie im Schlaf an Ort und Stelle zu
bringen… ›Das schafft Blobb-Blobb im Schlaf ‹, hat
Pepe stets gesagt…«
Björn Hellmark schloß einen Moment die Augen,
öffnete sie dann wieder und kam auf die Blüte zu, in der
Blobb-Blobb wie ein Häufchen Elend hockte. Er war blaß um
die Nase, und es schien ihm bewußt geworden zu sein, daß
es um Haaresbreite zu einem Unglück gekommen wäre. Aber
dann hellte sich seine Miene auch schon wieder auf.
»Doch dir wäre schon nichts geschehen«, krähte
er dann fröhlich. »Wenn hier auf Marlos mal ’ne
kritische Situation eintritt, dann kann jeder sich an einen anderen
Ort versetzen, und schon ist die Gefahr gebannt…«
»Hier auf Marlos, Blobb-Blobb, hat’s keine kritischen
Situationen zu geben. Das nächste Mal werden die Bauarbeiten
nicht wie im Schlaf erledigt, sondern bewußt ausgeführt.
Alles klar?«
»Alles klar, Käp’ten!« Blobb-Blobb stand
stramm und legte die Rechte zum militärisch knappen Gruß
an die Schläfe.
Dann turnte er über die Hibiskusblüten, faßte die
beiden zu Boden gekommenen Stämme wieder fest ins Auge und
lenkte die unsichtbaren Kräfte auf die Objekte.
Wie von Geisterhand bewegt erhoben sich die beiden Stämme in
ihrer ganzen Länge und schwebten sanft empor.
Blobb-Blobb begann leise eine Melodie zu pfeifen, und sein Gesicht
nahm einen verklärten Ausdruck an.
»Schwebt davon… langsam davon…« murmelte er,
»und kommt nicht auf die Idee, euch wieder selbständig zu
machen… schön langsam…«
Björn Hellmark lächelte verschmitzt vor sich hin und
setzte seinen Weg fort.
In sicherem Abstand glitten die beiden Stämme neben ihm durch
die Luft.
Blobb-Blobb konnte es aber nicht unterlassen, sie ständig
auf- und niederschweben zu lassen, so daß sie – genau
seiner gepfiffenen Melodie entsprechend – eine tanzende Bewegung
vollführten.
Die schwebenden Stämme entfernten sich dann nach rechts,
während Hellmark zum Mittelpunkt der Blockhüttensiedlung
strebte.
Rani Mahay – damit beschäftigt – ein Netz zu
flicken – blickte auf, als sein Freund Björn Hellmark
erschien.
Carminia Brado, die rassige Brasilianerin, kam aus der Hütte
und ging ihm entgegen.
»Hast du eine Entscheidung gefällt, einen Weg
gefunden?« fragte sie leise den großen blonden Mann.
Sie wußte, daß Björn nach seiner Rückkehr
aus der anderen Dimension eine Möglichkeit suchte, das
sogenannte »Pergament« zu finden.
»Wir müssen nochmal zurück, Schoko«, sprach er
die Fragerin an.
»In das Land des Träumers Drudan?«
Er nickte. »Vielleicht hatten wir es nach dem Erfolg zu
eilig, von dort wegzukommen. Aber bei näherem Hinsehen kommt mir
in den Sinn, daß es besser gewesen wäre, weiter zu suchen.
Es ist nicht ausgeschlossen, daß dort, wo die Botschaft im
Stein entdeckt wurde, noch mehr zu finden ist.«
»Dann muß es in der Vergangenheit schon mal jemand
gegeben haben, der über die Dämonengöttin Bescheid
wußte und einen Weg entdeckte, um ihr beizukommen. Aber aus
irgendeinem Grund hat er dann sein Vorhaben nicht in die Tat umsetzen
können.«
»Du sprichst mir aus der Seele, Schoko.«
»Dafür gibt es zwei Gründe…« schaltete
der Inder mit der prächtigen Glatze sich ein. Wenn das
Gespräch auf Rha-Ta-N’my, ihre Erzfeindin kam, dann wurde
jeder der auf der Insel sofort hellhörig. »Entweder war das
Unternehmen, zu dem sich unser Mister Unbekannt entschlossen hatte,
zu umfangreich, so daß er es allein nicht in die Tat umsetzen
konnte, oder die Dämonengöttin wurde rechtzeitig gewarnt
und hat allem einen Riegel vorgeschoben. – Wann brechen wir
auf?«
Die Frage kam wie aus der Pistole geschossen.
Rani Mahay wußte nur zu gut, daß Björn Hellmark
die Zeit auf den Nägeln brannte.
Wenn er eine Chance sah, die Dämonengöttin
aufzustöbern, ihr Versteck zu finden und zu vernichten, dann
würde er nicht rasten und ruhen, bis er es geschafft hatte.
Schon mal glaubte der Herr von Marlos, den Weg zu der unheimlichen
Gegnerin gefunden zu haben. Dann jedoch erwies sich, daß er
einer argen List aufgesessen war.
Auch damals hatte Hellmark sein Vorgehen eingehend mit den
Freunden abgesprochen. Gerade im Zusammenwirken der Kräfte aus
dem Reich der Finsternis mußte man immer mit
Überraschungen rechnen, und Björn Hellmark war alles andere
als leichtsinnig. Er versuchte stets den sichersten Weg zu gehen, um
Risiken kleinzuhalten. Aber die
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