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Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Titel: Machen Sie sich frei Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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sollte. Und der Dean war über alles dermaßen besorgt, daß er nicht wußte, woran er denken sollte. Aber am meisten machte ihm doch das Wetter zu schaffen.
    »Dieser verdammte Fernseh-Kerl hatte doch recht«, klagte er bekümmert, während er - von Kopf bis Fuß in eine blaue Plastikschürze gehüllt - eine in Ei getunkte Brotschnitte aß. »Plötzlich hat es sich bewölkt. Ein höchst sonderbarer Morgen.«
    »Ich würde sagen, er besitzt die Frische, die uns erinnert, daß wir selbst des Sommers müde werden können, und dennoch die nahenden Wintertage ankündigt«, murmelte Auberon, mit dem gelben Morgenrock des Dean bekleidet, ohne von der Zeitung aufzublicken. »Wenn man jetzt aufs Land führe, würde man in den Tälern Brautschleier aus Nebel sehen - verzerrt und reglos.«
    »Wovon, zum Teufel, sprichst du?« fragte der Dean erbost.
    »Vom Wetter.«
    Der Dean schlug sein zweites Ei so heftig auf, daß es entzweibrach. »Faith, mein Liebling, es tut mir leid, daß du nicht in der Halle sein kannst, wenn die Königin kommt. Aber wenn alle Chefärzte ihre Familie mitbrächten, würde es dort aussehen wie in der U-Bahnstation Oxford Circus zur Stoßzeit. Obwohl ich dich - hätte ich darauf bestanden - der Königin hätte vorstellen lassen können. Doch Oliphant meinte, du seist ein wenig zu alt, um mit einer Blume in der Hand zu knicksen.«
    »Ich werde vom Fenster aus Zusehen, Vater.«
    »Da wirst du viel Gesellschaft haben. Das gesamte Spitalspersonal wird Zusehen. Gott allein weiß, was geschieht, wenn ein Patient die Schüssel verlangt.«
    Josephine schlürfte ihren Kaffee. »Ich hoffe, du findest auch irgendwo einen Platz, Auberon. Es wäre schade, das Spektakel zu versäumen.«
    »Ach, ich werde jedenfalls hinübergehen. Natürlich ist die ganze Sache schrecklich langweilig. Aber vielleicht lohnt es sich, zuzusehen, weil immerhin die Chance besteht, daß etwas ganz furchtbar danebengeht.«
    »Dein Sinn für Humor war mir schon immer zuwider«, sagte der Dean, »aber nie so sehr wie heute morgen.«
    Auberon sah ihn unschuldig an. »Ich wollte gar nicht witzig sein.«
    »Nichts wird schiefgehen«, sagte der Dean entschlossen. »Dafür werde ich sorgen.«
    »Ich hoffe, du hast den Blitzableiter überprüft?« Der Dean blickte unruhig auf. »Der Architekt könnte ihn vergessen haben; kommt bei neuen Gebäuden häufig vor. Es könnten alle vom Blitz getroffen werden.«
    Für den Dean verging der Morgen in dem rasenden, turbulenten Tempo eines Fernsehwerbefilms. Er war viel zu beschäftigt, um auf das Dunklerwerden des Himmels zu achten. Die Professoren und ihre Frauen begannen sich in der Halle zu versammeln, beinahe unkenntlich in ihrer ephemeren Pracht. Vornehme Besucher trafen ein. Überall schienen Polizisten herumzustehen. Trotz der Menschenmenge wurde es plötzlich merkbar kühler. Kurz vor zwölf blitzte es, dann folgte ein Donner, und hinter den geöffneten Glastüren begann es in Strömen zu regnen.
    »O nein!« rief der Dean entsetzt. »Was für ein Verhängnis! Seit Juni ist das Land staubtrocken, und alle Bauern sind verzweifelt. Jetzt muß die gesamte Regenmenge eines Monats an einem Morgen herunterprasseln.«
    »Wo ist der vorgesehene Regenschirm, Lionel?« fragte Josephine besorgt.
    Der Dean sah sich um. »Er ist in meinem Büro. Ich habe eben noch Zeit, ihn zu holen.«
    »Kannst du nicht jemanden schicken?«
    »Wer immer geschickt wird, ist imstand, den Regenschirm und sich selbst zu verlieren, und dann landen wir alle im Tower.« Ein Donner krachte. Der Regen wurde heftiger. Rasch sah der Dean auf die Uhr. Es war sechs Minuten vor zwölf. In genau sechsunddreißig Minuten würde die Königin mit ihrer unfehlbaren Pünktlichkeit, die selbst die englischen Eisenbahnen weit in den Schatten stellt, vor dem Eingang aus ihrem Wagen steigen.
    »Paß auf, daß niemand den verdammten Schlüssel stiehlt«, befahl er Josephine. »Ich traue den Studenten von St. Swithin alles zu.«
    Der Dean eilte zum Aufzug.
    Er erreichte den letzten Stock des Spitals, wandte sich nach rechts und ging den Gang entlang zu seinem Büro. Wie erwartet, war das Vorzimmer leer. Bestimmt stand seine Sekretärin schon an einem Vorderfenster. Er zog den nagelneuen Regenschirm aus einer Ecke neben dem Aktenschrank und beglückwünschte sich zu seiner Voraussicht, ihn bei schönstem Wetter gekauft zu haben. Baldachin oder nicht, es war lebenswichtig, daß kein Regentropfen auf die königliche Kopfbedeckung fiel, die - nahm der Dean an

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