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Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Titel: Machen Sie sich frei Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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so viele Chancen, den königlichen Haushalt kennenzulernen, wie den Kreml«, fuhr er resigniert fort. »Meine letzte Hoffnung war, mich mit dem Regenmantel meiner Sekretärin, der in meinem Büro hängt, zu bedecken. Doch jetzt fällt mir ein, daß er aus durchsichtigem Kunststoff ist.«
    »Aber wo sind denn deine Kleider, Vater?« fragte Faith. »Du hattest sie alle an, als du nach dem Frühstück fortgingst.«
    »Gute Frage. Die ich - mein Gott, Faith, du bist ja schon ein erwachsenes Mädchen! - die ich einfach beantworten kann. Sie sind in der Spitalswäscherei. Bei dem üblichen Tempo dieser Abteilung werde ich sie bestenfalls in einem Monat Wiedersehen. Und wenn ich fragen darf, mein Kind, was treibst du eigentlich ohne Kleider?« Die Stimme des Dean wurde schärfer. »Und welche Art Zufall ist es, daß mein schwachsinniger Assistent — meine Güte, Undercroft, ich hatte keine Ahnung, daß sich hinter Ihrem unansehnlichen Äußeren so ein kräftiger Körper verbirgt - ebenfalls splitternackt herumgeht?«
    »Wir wurden angehalten und durchsucht, Vater. Von der Sicherheitspolizei. Sie waren sehr gründlich. Dann sog die Klimaanlage unglückseligerweise alle unsere Kleider in den Ventilationsschacht. So wie es mit den wichtigen Briefen von Professor Oliphant geschah. Ich glaube, Onkel Auberon und Dr. M’Turk lagen unter der Höhensonne.«
    Der Dean strich müde mit der Hand über seine Stirn. »Mich über solche Bagatellen aufzuregen, besitze ich nicht mehr die Kraft. Seit Monaten arbeite ich mich zu Tode, um die Königin würdig zu empfangen. Jetzt ist alles umsonst. Alle Energie vergeudet. Meine kleine Rede, die ich so liebevoll aufsetzte, mit so viel Mühe, so viel Schliff...« Seine Stimme brach. »Nicht mehr als ein Gedicht, vom Wind verweht.«
    Er hielt inne. Aus dem Aufzug kam ein surrendes Geräusch. Die fünf Nackten sahen einander an.
    »Jemand kommt herauf«, murmelte Auberon.
    »In unser Stockwerk«, fügte M’Turk hinzu.
    »Mein Gott«, stammelte der Dean schreckerfüllt, »doch nicht etwa die Königin?«
    Das Surren hörte auf. Die Tür öffnete sich. Heraus trat Kaplan Thomas Arnold Becket in glänzendem Stehkragen, leuchtend blauer Krawatte, tadellosem Gehrock, gestreifter Hose und einer taubengrauen zweireihigen Weste.
    Der Kaplan blieb abrupt stehen. Er starrte. Er blinzelte. Er rollte die Augen. Seine Lippen bewegten sich. »Ich bin tot«, murmelte er. »Eine Katastrophe brach über das Spital herein. Während ich im Aufzug war. Es wurde vom Blitz getroffen. Jetzt erfreuen wir uns alle des ewigen Lebens. Wir sind im Himmel.« Er verbeugte sich höflich vor dem Dean. »Guten Morgen, Sir Lionel. Wie nett, mit Ihnen die Ewigkeit zu verbringen.«
    »Woher haben Sie diese Kleider?« zischte der Dean.
    Der Kaplan blickte an sich herab. »Moss Brothers.«
    »Ich meine, fanden Sie sie in der Spitalswäscherei?«
    Der Kaplan sah ihn gekränkt an. »Natürlich nicht. Ich weiß, daß Sie über meine übliche Kleidung spotten. Doch ich trage sie nur, damit die Leute mich als einen der Ihren akzeptieren. Ich kann mich auch - wie jetzt - dem Anlaß entsprechend kleiden«, fuhr er verwirrt fort. »Ich weiß bloß, daß Professor Oliphant mich heraufsandte, um nachzusehen, was mit dem Dean los sei.«
    »Ausziehen.« Der Dean ging auf den Kaplan zu.
    »Was?«
    »Ziehen Sie sich aus. Alles. Jeden Faden. Sie haben genau fünfzehn Sekunden Zeit, sich zu entkleiden.«
    Der Kaplan blickte wild um sich. »Ich flehe Sie an, respektieren Sie meine Kleidung. Sie können schwerlich von mir erwarten, daß ich mich an Ihrem >Love-in< beteilige oder was immer für eine Orgie Sie da abhalten. Zu einer etwas sonderbaren Zeit, möchte ich übrigens bemerken.«
    Von der Tür gegenüber dem Aufzug ertönte neuerliches Hämmern und wütende Schreie wie: »Ich werde dich umbringen, Maggie! Ich schneide dich in Stücke. In kleine Stücke. Du wirst in einem Einmachglas im Spitalsmuseum enden.«
    »Ausziehen«, kommandierte der Dean. »Sofort.«
    »Rühren Sie mich nicht an.«
    »Ausziehen. Kommen Sie, Undercroft. Und du, Auberon. Steht nicht herum. Hilf mir.«
    »Kommt alle«, forderte Faith die Anwesenden auf. »Höchste Zeit, Vater zu helfen. Ziehen wir den Kaplan aus.« Zehn Sekunden, und der Dean hielt die Hose des Kaplans in Händen.
    »Der Kragen ist etwas problematisch«, murmelte er nachdenklich. »Aber vermutlich kann ich ihn irgendwie umdrehen. Hoffentlich bemerkt die Königin nicht, daß ich eine etwas absonderliche

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