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Macho Man: Roman (German Edition)

Macho Man: Roman (German Edition)

Titel: Macho Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Netenjakob
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romantischer, wenn wir unser erstes Mal vorverlegen. Und was wäre vom Timing her besser als der heutige Tag, an dem ich mich fühle wie Brad Pitt, nur attraktiver; ich habe mich exakt so gestylt wie für die Disco und mir die erste Tube Gel meines Lebens gekauft. Die Klamotten habe ich sogar noch in die Reinigung gegeben, damit alles perfekt aussieht. Außerdem hatte Emine auf dem Rückweg etwas Lipgloss auf der Hose hinterlassen, als sie auf meinem Schoß eingeschlafen war. Keine Angst, es ist nichts passiert – sogar ihr Angebot, noch mit zu mir zu kommen, habe ich mannhaft abgelehnt. Ich kann Aylin mit reinem Gewissen entgegentreten.
    Aylin kommt. Ich setze meinen neu gelernten Verführer-Blick auf und schaue ihr damit tief in die Augen. Aylin ist perplex. Yes! Genau das wollte ich erreichen: Sie kann es kaum fassen. Sie ist sprachlos. Es hat sie umgehauen. Sie ist überwältigt.
    »Du ... was ist mit dir passiert?«
    »Überraschung! Und? Gefällt dir, was du siehst?«
    Jetzt verziehen sich Aylins Mundwinkel in die falsche Richtung. Sie soll lächeln, aber stattdessen schaut sie ... angewidert. Und sie schüttelt den Kopf. Abwesend drückt sie mir einen Kuss auf den Mund und setzt sich. Ich bin wie vor den Kopf gestoßen. Und verstehe nicht.
    »Aber... wieso? Was ... was gefällt dir denn nicht?«
    »Na... irgendwie ... alles.«
    »Aber ... ich verstehe das nicht. Das sind türkische Klamotten. Du bist Türkin. Das muss dir doch gefallen.«
    »Nein.«
    Das darf doch wohl nicht wahr sein. Ich bin endlich ein cooler Typ, und jetzt mag mich meine Verlobte nicht mehr.
    »Aber warum? Erklär's mir. Warum?«
    »Weil du nicht mehr aussiehst wie Daniel. Weil du jetzt genauso aussiehst wie die Typen, die ich nicht leiden kann.«
    Das tut weh. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, dass ich sexy bin, und jetzt macht sie alles kaputt. Mein männlicher Stolz ist verletzt.
    »Aber ... o Mann, das kann doch nicht... die anderen fanden's doch auch alle geil.«
    »Welche anderen?«
    »Na, deine Cousinen.«
    »Welche?«
    »Emine und Yasemin.«
    »Na, die müssen's ja wissen.«
    Das hatte einen eindeutig sarkastischen Unterton. Ich will das so nicht auf mir sitzen lassen:
    »Wieso müssen sie das wissen?«
    »Weil sie die größten Schlampen sind, die rumlaufen.«
    »Ach. Nur weil sie mich geil finden, sind sie Schlampen.«
    »Nein, die sind einfach immer Schlampen.«
    »Und Emine wollte natürlich auch nur mit mir ins Bett, weil sie eine Schlampe ist. Dass das an meiner Attraktivität gelegen haben könnte, das kommt dir wohl gar nicht in den Sinn.«
    »Sie wollte mit dir ins Bett?«
    »O ja. Und was habe ich gesagt? Ich habe ›Nein‹ gesagt.«
    »Warum wollte sie mit dir ins Bett?«
    »Weil ich unheimlich geil mit ihr getanzt habe, deshalb.«
    »Das wird ja immer besser.«
    »Hatte ich Lust, mit ihr zu schlafen? Natürlich hatte ich Lust. Jeder Mann, an dem sich eine leicht bekleidete 18-Jährige in heißen Klamotten reibt, kriegt Lust. Aber ich habe ›Nein‹ gesagt. Und warum habe ich ›Nein‹ gesagt? Deinetwegen.«
    »Soll ich mich jetzt auch noch bedanken oder was?«
    »Ich hätte in den drei Tagen mit mindestens zehn Frauen schlafen können. Hab ich aber nicht.«
    »Daniel, wie redest du? Ich erkenne dich gar nicht wieder.«
    »Sogar Lysa will jetzt was von mir. Aber habe ich was unternommen? Njet. No. Hayır.«
    »Wer ist Lysa?«
    »Oder Frau Sanchez-Pütz von Schmitz & Nittenwilm, wie die mich angesehen hat, oder die beiden Russinnen... Nur meine Verlobte, die zickt hier rum.«
    »Daniel, pass auf, was du sagst!«
    »Ich soll aufpassen, was ich sage? Du trampelst doch hier auf meinen Gefühlen rum! Ich hab die Klamotten extra noch in die Reinigung ... für dich. Und das Gel, dafür bin ich extra noch ... Weißt du, ich dachte, du findest das auch gut, und dann ... na ja, wir gehen schön essen, trinken ein bisschen Wein, gehen dann zu mir, und...«
    »Du wolltest mich verführen??? In den Klamotten???«
    Aylin kriegt einen Lachanfall. Mein Trauma. Ich will sexy sein, und die Frau lacht. Wüste Erinnerungen an die Demütigungen meiner Pubertät schießen mir durch den Kopf. Der alte Daniel hätte sich jetzt mit gesenktem Kopf zurückgezogen, zwei Stunden The Wall gehört und dann mit seinem Nena-Poster über die Schlechtigkeit der Welt diskutiert. Der neue Daniel ist sauer. Die Wut auf Gaby Haas und all die anderen Frauen, die mich früher nicht für voll genommen haben, kommt in mir hoch, und zum

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