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Macht Musik schlau?

Macht Musik schlau?

Titel: Macht Musik schlau? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Jäncke
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Ergebnisse von der gleichen aber auch von anderen Arbeitsgruppen publiziert. So wird berichtet, dass Patienten, die unter der Alzheimer-Erkrankung litten, nach dem Hören der Mozart-Sonate kurzfristige Leistungssteigerungen in räumlichen Aufgaben aufwiesen (Johnson, Cotman, Tasaki und Shaw, 1998). Ebenfalls führte die Präsentation der Mozart-Sonate zu reduzierten pathologischen Entladungen bei epileptischen Patienten (Hughes, 2001; Hughes, 2002), und Langzeitbeschallung mit der Mozart-Sonate führte bei Ratten zu besseren Orientierungslernleistungen in künstlichen Labyrinthen (Rauscher, Robinson und Jens, 1998). Erwähnenswert ist, dass dieser Effekt für zirka vier Stunden anhielt. Ist damit der Weg geebnet worden, um Mozart-Musik nun auch im Sinne eines «Medikamentes» oder einer «Therapie» einzusetzen?
    2.2
    Die Folgen
    Die Wirkung insbesondere in der Öffentlichkeit war und ist enorm. Während die Wissenschaftskollegen quasi «staunend» verharrten, reagierte die Öffentlichkeit mit überschwänglichen Pressereaktionen. Eltern und Lehrer griffen diese Befunde, auf der immer währenden Suche noch Optimierungsmöglichkeiten bei der Kindererziehung, begierig auf. Schlagzeilen wie «Musik macht schlau» oder «Babys steigern IQ mit Mozart um 100 %» sind typische Schlagzeilen, die gelegentlich den Blätterwald beherrschen und die Aufmerksamkeit der Eltern auf sich ziehen. Mittlerweile ist eine Polarisierung in der Öffentlichkeit zu bemerken, wobei einige von der Wirkung überzeugt sind, während andere sich negativ oder gar lächerlich machend über diese Befunde äußern. Es gibt sogarmehrere Webseiten, die neue Befunde und Diskussionsbeiträge publizieren, welche angeblich den «Mozart-Effekt» bestätigen (als Beispiel sei die kurioseste Variante hier erwähnt: http://www.mozarteffect.com/ ).
    Shaw und Rauscher wurden eher zu Spielbällen der Presse und Öffentlichkeit, wobei sie eigentlich, von der enormen Publikumsresonanz getrieben, sich bis heute verteidigen müssen. Einer der Autoren, Gordon Shaw, hat ein Institut mit dem Namen «Music Intelligence Neural Development – M. I. N. D.» gegründet, welches sich der Erforschung und Vermarktung der von ihnen erzielten Befunde widmet. Im Rahmen dieses Institutes werden neue Unterrichtsmethoden insbesondere für den Mathematikunterricht entwickelt und Lehrer ausgebildet, die diese Methoden einsetzen. Hierbei wird Musik und insbesondere Mozart-Musik teilweise als unterstützende Methode eingesetzt. Des Weiteren wird Musizieren, Musikhören aber auch der Umgang mit ausgesuchten Videospielen als didaktisches Hilfsmittel eingesetzt, um das Lernen von Mathematik zu fördern. Im Vordergrund stehen am Institut entwickelte Computerprogramme und didaktische Strategien, die darauf abzielen, mathematische Probleme für Kinder im Vorschulalter und für die unteren Klassen visuell und konkret fassbar zu machen.
    Es muss darauf hingewiesen werden, dass insbesondere Gordon Shaw in mehreren Interviews immer darauf aufmerksam gemacht hat, dass mehr Forschung notwendig sei, um den fördernden Effekt von Musik auf räumliche Funktionen und andere Kognitionen besser verstehen zu können. Ausdrücklich erwähnt er immer wieder, dass nicht
nur
Mozart-Musik fördernde Effekte habe, sondern dass auch andere Musik solche Einflüsse ausüben könne. Allerdings sei dies bislang noch nicht ausgiebig erforscht worden. So betonte Shaw bis zu seinem Tode im Jahr 2005, dass die Wahrnehmung von Musik eine elementare Form der Wahrnehmung sei, die quasi als Basis für andere höhere kognitive Funktionen diene.
    Während Shaw und Rauscher noch mehr oder weniger seriös mit diesem Thema umgehen bzw. umgegangen sind, haben sich die Massenmedien dieses Themas mit großer Vehemenz angenommen. Des Weiteren hat sich eine Gruppe von Personen gebildet, die aus dem Mozart-Effekt eine Art Alternativmedizin und Alternativpädagogik entwickelt haben. Bemerkenswert ist die Vereinfachung und Abstrahierung der Befunde, die dann in der Folge auch zu negativen Ausstrahlungseffekten in der wissenschaftlichen Kollegenschaft führt.
    In diesem Zusammenhang werden übertriebene und teilweise irreführende Behauptungen über die Musik formuliert. Ein interessantesBeispiel ist Don Campbell, der die Tendenz hat, die Arbeiten aus diesem Bereich teilweise maßlos aufzubauschen.

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