Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macht Musik schlau?

Macht Musik schlau?

Titel: Macht Musik schlau? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Jäncke
Vom Netzwerk:
Mittelwertsunterschied eine halbe Streuung usw.
    Zusammengefasst zeigte sich, dass über alle psychologischen Tests kein Unterschied in den Testleistungen zwischen der Musik- und Ruhebedingung festgestellt werden konnte (d = 0,09). Dies entspricht umgerechnet auf den Intelligenzquotienten einem Unterschied zwischen der Musik- und Ruhebedingung von 1,4 IQ-Punkten. Da doch teilweise sehr unterschiedliche psychologische Leistungstests verwendet wurden, hat der Autor dieser Metaanalyse die verwendeten psychologischen Tests in solche Tests eingeteilt, die entweder mehr «abstraktes Denken» oder «räumlich-zeitliche» Aspekte des Denkens messen. Für die Tests, welche «abstraktes Denken» testen, ergab sich ein Effekt von d = – 0,04, während für das «räumlich-zeitliche» Verarbeiten ein Effekt von d = 0,14 (entspricht 2,1 IQ-Punkten) berechnet werden konnte. Interessant ist, dass die Effekte in den Untersuchungen von Rauscher und Kollegen deutlich größer ausfielen, als in den Untersuchungen anderer Autoren. Übrigens auch in jenen Untersuchungen, die zumindest tendenziell dieBefunde von Rauscher et al. bestätigen. Insgesamt ist demzufolge festzuhalten, dass das kurzfristige passive Hören einer Mozart-Sonate keinen allgemeinen leistungssteigernden Effekt auf verschiedene kognitive Funktionen ausübt. Somit scheint die weit über das Ziel hinausreichende Behauptung, dass 10 Minuten passives Hören der Mozart-Sonate auch die allgemeine Intelligenz fördere, widerlegt zu sein. Zur Erinnerung: Diese Behauptung wurde von Rauscher und Kollegen selbst nie aufgestellt, sondern tauchte mehrfach in Form von übertriebenen Pressemitteilungen auf. In der Metaanalyse zeigte sich allerdings eine schwache Leistungssteigerung in visuell-räumlichen Aufgaben nach dem Hören der Mozart-Sonate.
    Vergleicht man die kognitiven Leistungen nach dem passiven Hören der Mozart-Sonate mit Leistungen nach einer auditiv geleiteten Entspannungsinstruktion, sind deutlich bessere Leistungen nach dem Hören der Mozart-Musik festzustellen (insgesamt 201 Versuchspersonen, Effektgröße d = 0,20), wobei die Leistungen für die räumlichen Aufgaben wesentlich besser vom Musikhören profitieren (d = 0,56). In gewisser Weise ist dies nicht besonders verwunderlich, denn die Entspannungsinstruktion führt zu einer Reduktion des allgemeinen Erregungsniveaus, was in der Folge mit einer Reduktion der allgemeinen kognitiven Leistungsfähigkeit einhergeht. Interessant ist, dass das allgemeine Erregungsniveau und die damit verbundene Grundaufmerksamkeit durch Hirngebiete auf der rechten Hirnhemisphäre insbesondere im Parietal- und Frontallappen kontrolliert werden. Einige dieser Hirngebiete sind auch für die Bearbeitung von räumlich-zeitlichen Aufgaben spezialisiert (z.B. der rechtsseitige Parietallappen). Möglicherweise führt das Hören der Mozart-Musik zu einer mehr oder weniger unspezifischen Erhöhung der Hirnaktivität in diesem Parietallappenbereich, was in der Folge zu besseren Leistungen in den zeitlich-räumlichen Leistungen führen könnte (siehe unten für weitere Informationen zu dieser Interpretation). Dieser erregungssteigernde Effekt wird vom Autor der Metaanalyse als ein vorübergehender «Enjoyment-Arousal-Effekt» beschrieben. Das bedeutet, dass eine stimmungsaufhellende Form der Erregungssteigerung vorliegen muss, um auch zu einer Leistungssteigerung in kognitiven Aufgaben zu führen. Dies könnte erklären, dass andere Stimulationen, die nicht als besonders angenehm empfunden werden, offenbar keinen leistungssteigernden Effekt auf Kognitionen auszuüben scheinen.
    An der 1999 publizierten Multicenter-Studie (Steele et al., 1999) nahmen drei universitäre Forschungsinstitute teil (die psychologischen Instituteder Universität Montreal (UM), der Appalachian State University (ASU) und der University of Western Ontario (UWO)), die insgesamt 217 erwachsene Personen untersuchten. Die Autoren geben explizit an, die Nichtexistenz des Mozart-Effektes nachweisen zu wollen. In den drei Forschungseinrichtungen kam jeweils das gleiche Mozart-Stück zur Anwendung wie in den Originalarbeiten von Rauscher und Kollegen. Die Messung der kognitiven Leistungen erfolgte mittels der gleichen räumlichen Aufgabe wie in den Originaluntersuchungen (also die gleichen Falt- und Schneideaufgaben aus dem Stanford-Binet-Test), wobei auch 16

Weitere Kostenlose Bücher