Macht Musik schlau?
Aspekte unterschieden, oder die Versuchsleiter unbewusst auf die Versuchspersonen und deren Leistung Einfluss nahmen. Diese Aspekte darf man nicht unterschätzen, denn sie wirken subtil und können erhebliche Auswirkungen haben (siehe weiter unten). Bei Multicenter-Studien können sich die Forschungseinrichtungen im Hinblick auf bestimmte Versuchsstandards besser synchronisieren und deshalb eine bessere Vergleichbarkeit der experimentellen Bedingungen realisieren. Das Hauptproblem von Multicenter-Studien besteht darin, dasssich prinzipiell Forscher mit dem Ziel zusammenschlieÃen können, um den Nachweis zu erbringen, ein bestimmtes Ergebnis zu widerlegen oder zu bestätigen. Das soll nicht bedeuten, dass die Wissenschaftler die Daten wissentlich beeinflussen, doch es ist belegt, dass selbst subtile Einstellungen und Instruktionsvariationen der Versuchsleiter die Art und Weise beeinflussen können, wie Versuchspersonen die ihnen gestellten Aufgaben bearbeiten. Hierbei ist zu bedenken, dass gerade in psychologischen und pädagogischen Experimenten solche Einflüsse nachgewiesen sind. Vor dem Hintergrund dieser zu bedenkenden Aspekte sollen im Folgenden die Ergebnisse der Metaanalyse und der Multicenter-Studie dargestellt werden.
In die hier zu besprechende Metaanalyse (Chabris, 1999) wurden 16 Arbeiten einbezogen, die in den Jahren von 1993 (der Erstpublikation von Rauscher und Kollegen) bis 1998 den kurzeitigen Einfluss von Mozart-Musik auf kognitive Leistungen untersucht haben. Diese Arbeiten wurden in wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert, die hinsichtlich ihres Qualitätsstandards und des wissenschaftlichen Renommees sehr unterschiedlich sind. In diesen wissenschaftlichen Publikationen werden insgesamt 20 experimentelle Vergleiche von «Mozart- vs. Ruhebedingungen» beschrieben. In der «Mozart-Bedingung» kam immer die Mozart-Sonate zur Anwendung (10 Minuten Präsentation), die auch in der Originalpublikation von Rauscher und Kollegen verwendet wurde. Diese Metaanalyse berücksichtigt Daten von insgesamt 714 Versuchspersonen, wobei auch die beiden oben dargestellten Arbeiten von Rauscher und Kollegen Berücksichtigung fanden. Die in den 16 Studien verwendeten kognitiven Tests umfassten den Papierfaltetest aus dem Stanford-Binet-Intelligenztest (in teilweise leicht unterschiedlichen Darbietungs- und Auswerteformen), andere Tests, die räumliche Funktionen testen (Minnesota-Paper-Form-Board, Labyrinthtests, Musteranalysetests aus dem Stanford-Binet-Intelligenztest), Tests zur Messung der non-verbalen Intelligenz (Ravenâs Matrizentest, der Matrizentest aus dem Stanford-Binet-Intelligenztest), einfache Arbeitsgedächtnisaufgaben 3 (Zahlenspanne-Test) oder einfache Kurzzeitgedächtnistests (Lernen von Buchstabenfolgen).
Das grundsätzliche Prozedere bei Metaanalysen ist, die Daten der zu vergleichenden Bedingungen über alle unabhängigen Experimente zusammenzufassen und einen gemeinsamen Kennwert zu berechnen. Im Prinzip berechnet man über alle Experimente einen Mittelwert für die Leistung in der psychologischen Testaufgabe (z.B. nach dem Hören der Mozart-Sonate) und einen Mittelwert für die jeweils andere Bedingung (z.B. nach der Ruhebedingung). Dann werden die beiden Gesamtmittelwerte voneinander abgezogen und anhand der gemeinsamen Streuung normiert. Auf diese Art und Weise erhält man ein sogenanntes EffektmaÃ, also einen normierten Unterschied zwischen den Leistungen in zwei Versuchsbedingungen. Bei einem Effekt von Null besteht also kein Unterschied. Je stärker sich der Unterscheid von Null unterscheidet, desto gröÃer sind die Mittelwertsunterschiede. Diese EffektmaÃe werden in der Literatur mit der Abkürzung d versehen. Ich hoffe, dass diese Darstellung nicht zu kompliziert war, aber sie ist für das Verständnis recht wichtig. Das oben erläuterte Effektmaà ist nichts anderes als ein normierter Mittelwertsunterschied. Im Allgemeinen wird ein Effekt von d = 0,1 â 0,3 als klein, von d = 0,3 â 0,5 als mittelgroà und Effekte gröÃer als d = 0,5 als sehr groà bezeichnet. Da die Mittelwertsunterschiede auf die Streuung (also die Variabilität innerhalb der Stichprobe) bezogen sind, kann man die Effekte auch als Streuungsabweichungen interpretieren. Ein Effekt von d = 1 bedeutet demnach, dass der Unterschied eine Streuung beträgt. Bei einem Effekt von d = 0,5 beträgt demnach der
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