Macht nichts, Darling
entschuldige mich. Zufrieden? Ich bin eben nur ein undankbarer alter Bastard.«
»O nein — der Bastard ist Onkel Aloysius!« widersprach Sally und lachte endlich wieder. »Es regt mich nur auf, daß Sie mich finsterer Machenschaften verdächtigen. Sie lagen schon hier im Bett, ehe ich wußte, wer Sie waren.«
Er stieß ein kurzes Lachen aus. »Aber dann haben Sie Ihre Chance wahrgenommen. Vermutlich ist das so Ihre Art — erst helfen Sie den Leuten, und dann denken Sie weiter. Schön, und was nun?«
»Sie haben vorhin gesagt, daß Sie etwas für mich tun wollen, obgleich es nicht nötig ist, und nun wissen Sie ja wohl, was ich mir am allermeisten wünsche.«
»Natürlich. Ich gebe den beiden meinen Segen. Was bleibt mir sonst schon übrig? Ob sie heute noch mal etwas Zeit für den alten Tyrannen haben?«
Jan und Judith nahmen sich die Zeit. Sie kamen in Rekordgeschwindigkeit auf Sallys jubelnden Telefonanruf hin. Als sie strahlend wieder gegangen waren, voll von Plänen für die nächste Zukunft, sagte Joseph Fraser zu Sally, die ihm das Abendessen brachte: »Nun, wo ich meinen Vatersegen los bin und alles in bester Butter ist, möchte ich Sie nur noch um einen einzigen Gefallen bitten.«
»Aber gern!« rief Sally begeistert. »Alles, was Sie wollen!«
»So unvorsichtig können nur Sie antworten, kleine Sally... Na, ich werde Sie nicht zu unverschämt beim Wort nehmen. Nur setzen Sie sich jetzt mal hin und erklären Sie mir, was Sie vorhin mit dem Bastard Aloysius und seinem Elfenfimmel gemeint haben. Haben Sie phantasiert, oder habe ich mich verhört?«
Hierauf setzte sich Sally ans Bett und erzählte mit ungeheurem Behagen die Geschichte ihres Großonkels Aloysius.
15
Drei Tage später brachte Jan seinen Vater im Auto zur Wohnung seiner Frau. Sally beklagte den »viel zu frühen« Aufbruch und behauptete, Matthew und sie würden sich ohne Mr. Fraser schrecklich langweilen, winkte ihm aber doch seelenvergnügt nach. »Komisch, nicht?« sagte sie dann unbedacht zu Matthew. »Nun sind wir nach so vielen Wochen auf einmal wieder ganz allein.«
Sie traf damit unversehens eine empfindliche Stelle. »Klar, daß du dich mit mir allein langweilst. Kein einsamer Seemann schwänzelt mehr um dich ’rum, kein alter Kracher macht dir mehr Komplimente über deine Schlauheit.«
»Nein, von dem Irrtum bist du jedenfalls frei. Und zur Langeweile werden wir kaum kommen, denn wir müssen uns jetzt endlich mit Hochdruck um unseren Umzug kümmern. Hast du die Inserate in der Zeitung schon durchgelesen?«
Sie studierten die Angebote miteinander, fanden aber nichts Passendes. Doch am nächsten Tag kam Judith angeradelt, sichtlich erfüllt von einer guten Neuigkeit.
»Was, Sie schwänzen schon den Bibliotheksdienst?« war Sallys Begrüßung. »Die Leute werden sagen: >Nun hat sie’s natürlich nicht mehr nötig — wo sie endlich damit herausgerückt ist, daß sie verheiratet ist.<« Die Nachricht hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, und man hörte allenthalben sagen: »Ich hab’s mir ja gleich gedacht... Ein Flittchen sieht anders aus.«
»Sie können sagen, was sie wollen«, erwiderte Judith fröhlich, »und die Bibliothek leidet nicht unter meiner Abwesenheit, denn Vater schiebt so lange Wache und reißt jedem den Kopf ab, der ein Buch zu spät zurückbringt. Er ist eine Sensation — wir haben einen Betrieb wie nie. Nun ist uns eine großartige Idee gekommen, Sally. Wollen Sie die Bibliothek nicht übernehmen? Sie rentiert sich jetzt schon ganz gut, und die Wiese dahinter ist verkäuflich. Da können Sie mindestens eine Kuh und ein Pferd halten, und Matthew kann noch einen schönen Garten anlegen. Warum in die Ferne schweifen, wenn Sie hier ebensogut Ihr Auskommen finden können? Und ich übergebe meine Bücher niemandem lieber als Ihnen. Auf die Farm kann ich sie sowieso nicht mitnehmen, wir haben nicht genug Platz dafür, und ich habe dort zuviel anderes zu tun. Wir finden, unser Plan ist die einzig richtige Lösung für uns alle.«
Für einen Moment hob sich Sallys Herz. Oh, diese verzweifelte Suche nach einer neuen Heimat aufgeben, in der Nähe ihrer Freunde bleiben zu dürfen, nicht noch einmal ganz von vorn anfangen zu müssen—! Alles konnte so weitergehen wie bisher. Aber... Sie schöpfte tief Atem und sagte langsam:
»Es ist einfach rührend von Ihnen, und es sieht Ihnen ähnlich, daß Sie mir die Bibliothek vererben wollen, die Sie sich aufgebaut haben. Aber für Matt und mich ist es
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