macht Urlaub
sind...«
»Nein, bin ich nicht, aber ich brauchte Informationen von
Carstairs, und ich fühle mich immer noch verpflichtet, wenn ich
Sie ausleihen möchte. Er läßt Sie grüßen.«
»Aber was ist mit Ihrer Kunstgalerie in Mexico City?« Er verzog das Gesicht »Seit der Peso so gefallen ist, habe ich
sie auf Eis gelegt. Und meine Reise nach Jordanien hat nichts
mit der CIA zu tun, es geht um eine Ehrenschuld gegenüber
einem alten, sehr guten Freund.«
»Erzählen Sie.« Sie brachte ihm Kaffee und ein
Thunfischsandwich.
Nach einem Moment des Schweigens begann Farrell: »Okay,
es ist so, Herzogin. Ich habe einen Freund hatte einen Freund«,
berichtigte er. »Er kam vor geraumer Zeit in die Vereinigten
Staaten, um an der Columbia Universität Vorlesungen über den
Nahen Osten zu halten. Er war ein Gelehrter, ungemein begabt
und intelligent, und ein Iraker. Saddam Hussein hatte damals
erst damit angefangen, das Land umzukrempeln, und man hielt
ihn nicht für besonders bedeutend. Mein Freund lehrte über den
Islam und die Arabische Welt: ihre Literatur, Kultur, Kunst, und
ihre Befreiung von den Kolonialmächten.«
»Und Sie haben ihn in New York kennengelernt?« Farrell nickte. »Wir wurden Freunde, gute Freunde. Ich war
einige Zeit für die CIA im Nahen Osten tätig gewesen, daraus
machte ich kein Hehl. Er kehrte in den Irak zurück, um
weiterhin die Bücher zu schreiben, die er schreiben wollte.« Er
zögerte. »Nur zwei seiner Bücher wurden hier in den Staaten
verlegt. Zornige Bücher. Haben Sie von dem Autor Dib Assen
gehört?«
Mrs. Pollifax zog nachdenklich die Brauen zusammen. »Dib
Assen... Ich glaube nicht...« Plötzlich fuhr sie zusammen. »Nein,
warten Sie, ich habe ein Buch gelesen: Die Peiniger, eine
beißende Satire über das Leben unter einem namenlosen
Diktator. Es war von einem Iraker geschrieben. Unvergeßlich.
Könnte das Dib Assen gewesen sein?«
Farrell nickte. »Ja, es ist von Dib Assen. Sein zweiter ins
Englische übersetzter und hier herausgegebener Roman heißt
Folterinstrumente. Scheinbar ein Liebesroman, aber in Wahrheit
ein hochexplosives politisches Werk.«
»Erzählen Sie weiter...«
»Wir korrespondierten. Nachdem er das erste Mal verhaftet und wieder freigelassen worden war, hatte ich ihm zu verstehen gegeben, daß ich mir seinetwegen große Sorgen mache. Er antwortete, daß er schreibe, was er schreiben müsse. Und er fuhr damit fort. Viele seiner späteren Arbeiten wurden im Untergrund als Kopien der Originalmanuskripte verbreitet. Inzwischen hatte ich ihm versprochen, ja mein Wort gegeben, daß er fest mit mir rechnen könne, sollte er jemals Hilfe
brauchen.«
Mrs. Pollifax nickte. »Und jetzt braucht er Hilfe.«
»Bedauerlicherweise nicht, denn er ist tot«, entgegnete Farrell
düster. »Die Londoner Zeitungen veröffentlichten einen
außerordentlich umfangreichen Nachruf; sein Tod war als Folge
eines Herzanfalls gemeldet worden. Aber sie hatten
herausgefunden, daß er in der schlimmsten Haftanstalt des
Landes, dem Ba'thi Iraq, gestorben ist. Glauben Sie, daß es ein
Herzanfall war?«
»Nein«, erwiderte sie. »Nicht, wenn er weiterhin Werke wie
Die Peiniger schrieb.«
»Er hat nie damit aufgehört«, erklärte Farrell, »und jetzt gibt
es ein letztes Manuskript, das er offenbar kurz vor seiner
Verhaftung verstecken konnte. Er hatte einem Freund in Bagdad
vor langer Zeit einmal meinen Namen genannt, und dieser
Freund versprach, das Manuskript nur mir auszuhändigen. Ich
kenne lediglich den Vornamen dieses mutigen Freundes:
Ibrahim. Für mich ist das eine sehr ernste und sehr wichtige
Verpflichtung, Herzogin. Eine Ehrenschuld. Ich kann ihn nicht
im Stich lassen.«
»Aber - wie in aller Welt wurden Sie kontaktiert? Wie haben
Sie über und von Ibrahim gehört?«
Farrell grinste. »Auch Sie werden die Leute, die diese Reise
arrangieren, kennenlernen und ihre Begutachtung über sich
ergehen lassen müssen, Herzogin. In Manhattan leben
Exiliraker, die irgendwie auf geheimnisvollen Wegen Bruchstücke von Neuigkeiten sammeln und ein Nachrichtenblatt herausgeben. Durch sie hörte ich von diesem Ibrahim. Es gefällt ihnen gar nicht, daß ich auf Ihrer Begleitung bestehe, Herzogin. Abflug ist um einundzwanzig Uhr, und zuvor müssen wir sie aufsuchen. Um die Tickets abzuholen, zusätzliche Informationen zu bekommen und damit sie Sie überprüfen
können, sozusagen.«
»Natürlich komme ich mit«, murmelte Mrs. Pollifax
nachdenklich. »Ich weiß nur nicht, wie ich Cyrus telefonisch
erreichen
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