macht Urlaub
an das schäbige Stundenhotel, zu dem Farrell sie gebracht und wo er eine Auswahl alter Kleidungsstücke zusammengetragen hatte: einen zerlumpten Trenchcoat, Turnschuhe und zwei verfilzte Pullover, die sie über ihr Reisekostüm hatte ziehen müssen. Ihre Koffer hatten sie unter den Plastikbeuteln und Coladosen im Einkaufswagen begraben. Das Zimmer hatte nach Desinfektionsmitteln und billigem Parfüm gerochen, und ein blinkendes Neonschild vor dem Fenster hatte die Wände in Rot getaucht. Sie konnte ein belustigtes Lächeln nicht unterdrücken, als sie sich ausmalte, was Cyrus sagen würde, könnte er seine Frau als Stadtstreicherin sehen, die einen vollbepackten Einkaufswagen durch heruntergekommene Straßen schob. Schwere Schritte im Stockwerk über ihnen brachen die Stille. Kurz danach waren das Schließen einer Tür und dann das Öffnen der Tür am Ende der Diele hinter dem Ladentisch zu vernehmen. Der Mann, dessen Silhouette sich gegen das Licht abhob, sagte: »Kommen Sie herein... Schnell, bitte.«
Mrs. Pollifax schob bereitwillig den Einkaufswagen hinter dem vorausgehenden Farrell her. Sie betraten einen fensterlosen Raum, der von Leuchtstoffröhren an der Decke grell beleuchtet wurde und in dem sich lediglich ein Schreibtisch, vier Stühle und ein Kopierer befanden. Die beiden Männer am Schreibtisch trugen schwarze Anzüge, weiße Hemden und Krawatten und waren nicht unbedingt als Ausländer zu erkennen. Beide hatten eine leicht sonnengebräunte Haut und trugen die wohl üppigsten schwarzen Schnurrbärte, die sie je gesehen hatte. Dennoch unterschieden sie sich unverkennbar voneinander. Mrs. Pollifax wußte beispielsweise sofort, daß der Ältere Antun Mahmoud war, noch bevor Farrell ihn ihr vorstellte. Nach seiner Haltung und dem scharfen Blick hätte er General sein können - was er früher vielleicht auch einmal war, dachte sie. Sie hielt ihn für effizient, intelligent, ungeduldig und wachsam.
Der andere war eine Imitation des ersteren, aber jünger und weniger hart. Beide blickten sie abschätzend an. »Setzen!« befahl Antun streng.
Mrs. Pollifax ließ ihren Wagen stehen und setzte sich. Antuns Gefährte lächelte sie schüchtern an. Antun musterte sie stirnrunzelnd. »Mr. Farrell hat Sie hoch gelobt. Sie arbeiten für die CIA?«
»Hin und wieder kann ich ihnen von Nutzen sein.« »Aber Sie sehen nicht aus...«
Farrell unterbrach ihn und sagte knapp: »Sie hat Erfahrung,
glauben Sie mir. - Herzogin, schälen Sie sich bis zu Ihrem Macy-Kostüm und befreien Sie diesen unglaublichen Hut aus seinem Plastikbeutel.« Mrs. Pollifax seufzte und trat an den Einkaufswagen, wo unter dem zerlumpten Trenchcoat und den zwei abgetragenen Pullovern ein adrettes marineblaues Kostüm zum Vorschein kam. Dann kramte sie in dem Einkaufswagen, holte einen Plastikbeutel heraus, öffnete ihn und nahm den Garten aus gelben und rosa Rosen heraus, der an einer breiten Strohkrempe befestigt war. Kaum hatte sie ihn aufgesetzt, wurde sie - wie Carstairs von der CIA es amüsiert nannte - seine sehr naive Touristin. Und wenn der Hut die beiden Männer auch sichtlich verwunderte, schien er doch ihre Anwesenheit zu erklären und jedwede Bedenken zu zerstreuen.
»Ah, ja, sehr gut.« Antun nickte. »Ich verstehe. Sie haben Reisepässe und Visa?«
»Es ist für alles gesorgt«, versicherte ihm Farrell. »Nur, wo treffen wir diesen Ibrahim? Sie sagten vormittags?«
Antun nickte. »Er wird in der Festung Karak, etwa hundertdreißig Kilometer südlich von Amman, nach Ihnen Ausschau halten. Sie werden einen Führer brauchen, da Sie nicht Arabisch sprechen.«
»Einen Führer? Wird er - eh - einer von Ihnen sein?« erkundigte sich Mrs. Pollifax.
Sie hatte ihn beleidigt. Spöttisch entgegnete er: » ›Einer von uns?‹ Nein. Wie andere Touristen bedienten auch wir uns eines Reisebüros in Manhattan. Wenn Ihnen dieser Führer nicht zusagt - er wird Sie am Flughafen erwarten -, stehen Ihnen noch vier andere zur Auswahl. Hassan, gib ihr die Liste.«
»Danke«, sagte Mrs. Pollifax verlegen und steckte die Liste ein. »Muß ich mich wieder so verkleiden, wie ich hereinkam, in dem alten Trenchcoat?«
Ungeduldig erwiderte er: »Nein, nein, jemand anderes wird in dieser Verkleidung mit dem Einkaufswagen und in Begleitung eines Mannes das Haus durch die Vordertür verlassen. Sie beide benutzen die Hintertür. In der Garage hinter uns wartet ein Lieferwagen.« Er wandte sich an Farrell. »Dieser Führer - er heißt Juseff Jidoor - wird im
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