macht Urlaub
Großvater Englisch sprach, doch das hier war anscheinend eine Art Konferenz, und nicht alle seiner Männer verstanden diese Sprache.
Nach mehreren Runden Kaffee stand noch immer niemand auf. Zwei junge Frauen trugen zu essen auf, Hummus, zerdrückte, in Öl schwimmende Auberginen, Tomatenscheiben und frisch gebackenes Khobs. Mrs. Pollifax begann sich zu fragen, wann man ihnen das halbbegrabene Fort zeigen würde, von dem so wenige wußten und das Hanan ihnen unbedingt zeigen wollte. Nach dem Essen, für das sich seine Gäste mit ausgesuchter Höflichkeit bei dem Scheich bedankten, traten sie ins Freie, wo sich ihnen Hanan wieder anschloß, und Mrs. Pollifax fragte sie nach dem Fort.
Doch es war Josef, der antwortete. Mit besorgter Miene sagte er: »Ich möchte nicht ohne die Erlaubnis meines Großvaters dorthin. Ich habe mit ihm über diesen Ausflug gesprochen, aber er lächelte nur, nickte und sagte, er habe Anweisungen erteilt, ein Schaf zu schlachten für ein Fest zu Ihren Ehren heute abend.«
Farrell wehrte ab. »Heute ist Freitag, Josef, und wir fliegen Montag abend in die Vereinigten Staaten zurück! «
»Mein Großvater lebt nach Wüstenzeit«, entgegnete Josef kläglich. »Er versteht so etwas nicht. Trotzdem, das sieht ihm nicht ähnlich.« Er runzelte die Stirn. »Etwas bedrückt ihn, ich spüre es. Und es hat etwas mit unserem geplanten Ausflug zu tun.«
Mrs. Pollifax, die durchaus nichts dagegen hatte, hierbleiben zu können, bemerkte fröhlich: »Wir müssen uns nicht unbedingt ein halbversunkenes Fort ansehen. Hier in ebensolcher Hektik zu sein wie zu Hause, erscheint mir absolut unpassend. Oh, sehen Sie!« rief sie. »Kamele, eine ganze Reihe! Und ein Mann auf einem Pferd!«
»Es ist Qasim!« rief Hanan strahlend. »Er bringt mir mein Kamel!«
Mrs. Pollifax interessierte sich sehr für diesen Qasim und die Beziehung zwischen ihm und der elfjährigen Hanan, die für ihr Alter so klug und verständig war. Sie hatte auch ein wenig Angst, ihn kennenzulernen; denn wenn Hanan ihn heiraten würde, fragte sie sich, ob er wohl ihre offene Lebhaftigkeit schwächen oder zerstören oder sie gar zwingen würde, sich zu fügen. Er ritt auf dem edlen Braunen, den Hanan beschrieben hatte, und als er absaß, grinste er das Mädchen an. »Kleine Cousine«, sagte er, »ich habe gehört, daß du Gäste hast.«
»Ja, ich habe Gäste, Qasim.«
»Alan bik«, sagte er zu Farrell und gab ihm die Hand. Mrs.
Pollifax begrüßte er mit »As salam alaikum!«
»Alaikum as salam!« erwiderte Mrs. Pollifax prompt. Das
schien ihn zu freuen.
Mrs. Pollifax war bei seinem Anblick erleichtert. Ihm haftete
eine natürliche, für einen Sechzehnjährigen erstaunliche Würde
an. Sein dunkles Gesicht war attraktiv, der Mund sah aus, als
lächle er gern und oft, und seine dunklen Augen zeigten Wärme.
Sie hätte ihn für älter gehalten. Offensichtlich war er ein
glücklicher junger Mann, im Gegensatz zu vielen Jungen seines
Alters in Amerika.
»Ich habe dir Hilweh gebracht«, wandte er sich an Hanan,
»und Kamele für Juseff und deine Gäste, damit ihr einen kurzen
Ausritt machen könnt, wenn ihr wollt.«
»Oje!« murmelte Mrs. Pollifax.
»Ich wüßte nicht, was Mrs. Pollifax glücklicher machen
würde«, entgegnete Farrell amüsiert. »Wie zuvorkommend von
dir.«
Mrs. Pollifax bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. »Ich habe nur die sanftesten Kamele genommen«, versicherte
Qasim sofort, als er ihre Miene bemerkte. Er machte sich daran,
die vier Tiere vorzustellen, erläuterte ihren Stammbaum und
erklärte, daß er jeden Winter für zwei Monate in die Stadt ging, um an einem staatlichen Ausbildungsprogramm über Landwirtschaft und Viehzucht teilzunehmen. »Sehen Sie? Ganz sanft.« Auf diese Weise wurde Mrs. Pollifax mit ihrem ersten Kamel bekannt gemacht. Nach einem leichten Stupsen sank das graubraune Kamel auf die Knie, so daß sie mit Qasims Hilfe hinaufsteigen und sich in den farbenfroh verzierten Sattel setzen konnte. Qasims neuerliches Stupsen brachte das Kamel zum Aufstehen, und sie kippte nach vorn, um gleich wieder zurückzurutschen, als das Tier auch die vorderen Beine streckte. Danach zuckelten sie und das Kamel unter Qasims Führung zwar schaukelnd, aber friedlich dahin. Das Kamel war viel höher als ein Pferd, doch es gab mehr, woran sie sich festhalten konnte, und nachdem sie um das Lager herumgeführt worden war, gefolgt von einem Schwarm fröhlicher Kinder, gab sie zu, daß sie mit einem Kamel schon besser
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