macht Urlaub
verständnislos, dann blickte sie Awad an. »Dieser halbe Abdruck ist mir bekannt - und Ihnen ebenfalls. Er stammt von dem Schuh des Mannes, der vergangene Nacht an meiner Haustür stand und der Juseffs Batterie gestohlen hat.«
Verwirrt entgegnete Mrs. Pollifax: »Aber das ist doch nicht möglich! Wir dachten - wir waren so sicher, daß es die Männer aus dem roten Wagen waren, die...« Sie hielt inne, als sie nur verständnislose Blicke erntete. Wie, fragte sie sich, könnte sie überhaupt erklären, daß die Männer aus der roten Limousine hinter ihr hergewesen waren, nicht hinter Farrell, und daß sie und Farrell angenommen hatten, ihre unermüdlichen Verfolger wären es gewesen, die in der Nacht zum Haus geschlichen waren, um sowohl das Taxi als auch den Kleinlaster unbrauchbar zu machen.
Ich hätte es sein sollen! dachte sie. Warum haben sie nicht mich entführt? Sie spürte, daß eine Antwort am Rande ihres Bewußtseins herumgeisterte, aber zu flüchtig, als daß sie sie in diesem Augenblick der Panik, Verzweiflung und Sorge einfangen könnte. »Wo können sie ihn hingebracht haben?« fragte sie Awad. »Wollen wir sie denn nicht verfolgen? Sie können noch nicht weit gekommen sein! Bitte, können wir nicht versuchen, sie einzuholen?«
Er sagte bestimmt: »Nicht vor Sonnenaufgang. Wir brauchen Licht. Gutes Licht.« Und erzürnt fügte er hinzu: »Das ist eine unverzeihliche Beleidigung, die an Scheich Ibn Jidoors Ehre rührt. In seinem Lager!«
Eine kleine Hand glitt tröstend in Mrs. Pollifax'. Sie hatte gar nicht bemerkt, daß Hanan hier war. »Keine Angst«, wisperte Hanan. »Wir werden ihn finden!«
Mrs. Pollifax war dankbar für ihre Zuversicht, aber bis zum Sonnenaufgang dauerte es noch sieben Stunden, und was mochte bis dahin mit Farrell geschehen, wie weit fort würde er dann sein?
Worte des Erstaunens und der Entrüstung murmelnd und Allah um seine Hilfe anrufend, kehrten die Männer, von Awad angeführt, zum Lager zurück. Mrs. Pollifax ging etwas langsamer und hoffte, sie müsse bis zum Sonnenaufgang mit niemandem mehr reden. Hanan ging neben ihr her, und Mrs. Pollifax wurde bewußt, wenn sie jetzt schlafen wollte - zu ihrer Überraschung war es nach ihrer Uhr erst zweiundzwanzig Uhr -, würde sie sich zu den Frauen in das Muharram, die durch den Vorhang abgetrennte Zelthälfte, begeben müssen. Ihr graute davor, aber Hanan schien es zu spüren. Sie ging hinein und sprach auf arabisch zu den Frauen, die mitfühlende Töne von sich gaben, Mrs. Pollifax Decken brachten und sie mit freundlichem Mitleid ansahen.
Sie legte sich nieder, wissend, daß Hanan ihr gegenüber unter ihrer eigenen Decke lag. Die Unterhaltung auf der anderen Seite des Vorhangs verstummte allmählich... Sie war aufgewühlt und hatte Angst um Farrell, aber es war ein langer Tag gewesen, und nach einer alptraumhaften halben Stunde fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
Sie erwachte, als jemand sie am Arm packte. Sie hörte Hanan flüstern: »Ich bin's... Seien Sie ganz leise. Kommen Sie!«
Nach einer Erklärung zu fragen, hätte bestimmt sämtliche Schlafenden um sie geweckt, so schälte sich Mrs. Pollifax behutsam aus ihren Decken und kroch hinter Hanan her ins Freie. Stumm zog Hanan sie von den Zelten weg und sagte, immer noch flüsternd: »Wir können jetzt losreiten. Qasim wird uns helfen.«
»Qasim?« fragte Mrs. Pollifax. »Jetzt losreiten?«
»Qasim hat eine Idee, wo hin sie Mr. Farrell gebracht haben könnten.«
Mrs. Pollifax, die noch immer nicht ganz wach war, stammelte: »Aber – w-wwohin?«
Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, so daß sie etwas besser sehen konnte. Hanan überlegte. »Ich glaube, es ist zwischen fünfzehn und zwanzig Kilometer von hier.«
»Aber wie wollt ihr in der Dunkelheit die Spur finden?«
Hanan lächelte. »Wenn man den Ort kennt, wo Mr. Farrell vielleicht zu finden ist, braucht man nicht nach Spuren zu suchen, man muß nur die Sterne als Wegweiser nehmen.« Fast abfällig fügte sie hinzu: »Awad ist übervorsichtig!«
Mrs. Pollifax war inzwischen hellwach. Sie betrachtete das Mädchen fasziniert. »Und du hast mit Qasim diesen nächtlichen Ausflug beschlossen?«
»O ja«, erwiderte Hanan voll Zuversicht. »Er hat drei Kamele für uns gesattelt und wartet hier ganz in der Nähe.«
»Kamele!«
Hanan nickte. »Ja. Awads Wagen ›auszuborgen‹ hätte das
ganze Lager geweckt. Sie müssen doch zugeben, daß er einen grauenhaften Lärm macht.«
Mrs. Pollifax wußte nicht, ob
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