Macht Vakuum
vom Aufstieg der amerikanischen Macht und der vom Westen dominierten Institutionen im Gefolge des Zweiten Weltkriegs bis zu den geopolitischen und wirtschaftlichen Umwälzungen der letzten paar Jahre. Kapitel Drei behandelt den Einfluss der G-Null auf unsere Umwelt: auf Politik, Geschäftsleben, Information, Kommunikation, Sicherheit, Nahrung, Luft und Wasser. Kapitel Vier untersucht die Fähigkeit von Ländern, Unternehmen und Institutionen, mit den Risiken und Chancen umzugehen, die durch die G-Null entstehen, und trennt die Gewinner der neuen Ära von den Verlierern. Kapitel Fünf befasst sich mit der Frage, was als Nächstes kommt, und macht Voraussagen über die internationale Ordnung, die aus der G-Null erwächst. Das sechste und letzte Kapitel des Buchs stellt Ideen vor, wie die Amerikaner die neue Welt gestalten – und an ihrer Führung mitwirken – können.
Die Welt ist in eine Periode des Übergangs und bemerkenswerter Umwälzungen eingetreten. All denen, die Nationen und Institutionen in diesem volatilen historischen Moment führen wollen, wird die G-Null mehr abverlangen als nur große Macht oder gut gefüllte Taschen. Sie werden Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit besitzen müssen und die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen, insbesondere solche, die aus unerwarteten Richtungen kommen.
1 WAS IST DIE G-NULL?
Es ist besser, allein zu sein
als in schlechter Gesellschaft.
George Washington
Am 17. Dezember 2009 feierte die dänische Königin Margrethe den mit Spannung erwarteten Klimagipfel mit einem Galadiner auf Schloss Christiansborg in Kopenhagen. Staatschefs und vornehme Gäste aus der ganzen Welt erfreuten sich an Salzdorschpüree, Muscheln und einer Süßspeise sowie an Livemusik von der Band der Königlichen Leibgarde. Als ob die Musik der königlichen »Leibgarde« nicht ausgereicht hätte, um die Lebensbedrohlichkeit des Klimawandels unfreiwillig zu unterstreichen, ertönten auch noch Aufnahmen von Frank Sinatras »Here’s That Rainy Day« und George Harrisons »Here Comes the Sun«. Königin Margrethe ignorierte das diplomatische Protokoll, laut dem sie neben dem dienstältesten anwesenden Würdenträger hätte sitzen müssen: Robert Mugabe, dem Staatspräsidenten von Simbabwe, einem Mann, der eher für die brutale Behandlung seiner politischen Gegner, die Anstachelung zum Rassenhass und die Zerstörung der Wirtschaft seines Landes als für charmante Konversation oder Anstrengungen zur Bekämpfung des Klimawandels bekannt war. »Wir wissen, dass manche Leute nicht neben anderen sitzen wollen«, erklärte ein dänischer Protokollbeamter einem Reporter. »Es ist wie bei einem Familienfest. Sie wollen vermeiden, dass Onkel Louis neben Onkel Ernie sitzt.« 1
Die geschickte Rochade der Königin war der erste und einzige Erfolg des Gipfels.
Eine Woche nach dem Ende der Konferenz meldete die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua, der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao habe während des Dinners erfahren, dass der amerikanische Präsident Barack Obama »Freunde und Verbündete« zu einem »heimlichen« Treffen eingeladen habe, um die Verhandlungsstrategie für die Konferenz zu diskutieren, und dass die chinesische Delegation nicht eingeladen worden sei. 2 Es ist bis heute unklar, ob ein solches Treffen vereinbart wurde oder ob Wen eine falsche Information bekam. Möglicherweise wurde die ganze Geschichte von der chinesischen Regierung als Rechtfertigung dafür ausgeheckt, dass Wen bei einer wichtigen Besprechung am folgenden Tag fehlte und sich seine Delegation weigerte, der Schlusserklärung zuzustimmen. Was auch immer in Wirklichkeit passierte, Wen zog sich jedenfalls in seine Suite im Radisson Blu zurück – und der Gipfel scheiterte.
Das meiste, was wir über die Verhandlungen zu wissen glauben, die am folgenden Tag hinter verschlossenen Türen stattfanden, stammt von einer geheimen Aufnahme – Audiodateien im Umfang von 1,2 Gigabyte, die »versehentlich entstanden« und in den Besitz des deutschen Nachrichtenmagazins Der Spiegel gelangten. 3 Am 18. Dezember versammelten sich zwei Dutzend Staatschefs im Konferenzraum Arne Jacobson im Kopenhagener Bella Center, um ihre unterschiedlichen Positionen in Bezug auf eine gemeinsame Bekämpfung des Klimawandels genau zu besprechen. Mehr als 100 andere politische Führer aus aller Welt mussten draußen bleiben, bis diese Hauptakteure eine Übereinkunft erzielt hatten. Der chinesische Ministerpräsident blieb, wie gesagt, im
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