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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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Stimmengewirr. Durchsagen. Der letzte Aufruf für ihren Flug nach London. Valerie machte einen weiteren Versuch.
    »Sie können mich hier nicht einfach festhalten. Ich bin Anwältin. Ich kenne meine Rechte.« Sie hätte genauso gut gegen eine Wand sprechen können. Frustriert wandte sie den Männern den Rücken zu.
    Was war passiert?
    Die Mädchen. Marc.
    Valerie ballte die Fäuste und atmete gegen die Panik an, die in ihr aufstieg. In ihrer Tasche vibrierte ihr Handy. Sie zog es heraus und erkannte Marcs Nummer auf dem Display. Hastig drückte sie die Taste, um das Gespräch anzunehmen, doch einer der Beamten war bereits bei ihr und griff nach dem Telefon.
    Valerie war schneller. »Marc!«, rief sie und wich zurück, das Handy fest am Ohr. »Die Polizei hält mich am Flughafen fest! Ist etwas zu Hause passiert?« Doch bevor sie Marcs Stimme hörte, prallte sie gegen den anderen Polizisten, der ihr das Telefon aus den Fingern riss.
    Valerie wirbelte herum. Hände umschlossen ihre Arme. Der Beamte unterbrach die Verbindung und ließ das Handy in seiner Tasche verschwinden.
    »Ich will jetzt sofort von Ihnen wissen, warum Sie mich hier festhalten«, stieß sie hervor. Sie wand sich in seinem Griff. »Sie haben kein Recht, mich so zu behandeln. Nach Paragraph 239 St GB liegt hier der Straftatbestand der Freiheitsberaubung vor. Das wird Konsequenzen für Sie haben. Ich werde es nicht hinnehmen, dass ich aufgrund Ihrer Handlungen meinen Flug und damit meinen Geschäftstermin in London verpasse.«
    Über ihren Kopf hinweg tauschten die beiden Männer einen Blick. Sie erkannte es an der Mimik des Polizisten, der ihr gegenüberstand. Aber sie sagten nichts.
    Valerie ballte wütend die Fäuste und senkte den Kopf. Der Beamte ließ sie los, und sie rieb sich ihre Arme.
    »Bitte … setzen Sie sich«, sagte einer der beiden. Sie machte sich nicht die Mühe aufzusehen, um herauszufinden, welcher es war. »Es wird einen Augenblick dauern, bis die Kollegen da sind.«
    Die Kollegen.
    Valerie presste die Lippen zusammen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich in einer solchen Situation befunden, ihrer Rechte beraubt, ausgeliefert. Ihre Stimmung schwankte in der folgenden halben Stunde zwischen kalter Wut und Fassungslosigkeit.
     
    Das Klopfen an der Tür kam so unverhofft, dass sie beinahe von ihrem Platz an dem Tisch hochfuhr. Der Beamte an der Tür öffnete und ließ zwei Männer in Zivil herein.
    Sie trugen gut sitzende Anzüge aus teuren Stoffen, wie Valerie auf den ersten Blick erkannte, doch die Art, wie sie sich bewegten und leise mit den uniformierten Beamten der Bundespolizei sprachen, verriet, dass auch sie Polizisten sein mussten. Sie beobachtete sie schweigend. Schließlich wandte sich ihr der Jüngere der beiden zu.
    »Frau Weymann, wir müssen Sie bitten, mit uns zu kommen.«
    Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme über der Brust. »Ich werde nirgendwo hingehen.« Ihre Wut hatte gesiegt.
    Der Mund des Mannes verzog sich nachdenklich. Er war nicht unattraktiv. Groß, kantig, breitschultrig. Er strich sich mit der Hand über das glatt rasierte Kinn.
    »Ich würde vorschlagen, Sie erklären mir erst einmal, was hier vorgeht und warum Sie mich seit bald einer Stunde ohne Begründung festhalten«, sagte sie mit fester Stimme. »Und dann wüsste ich gern, wer Sie sind.«
    Er zog eine Karte aus der Brusttasche seines Anzugs und legte sie vor sie auf den blanken Tisch. Eric Mayer, las sie. Die Farben der deutschen Flagge sprangen ihr entgegen, der Bundesadler und eine Adresse in Berlin. Sie fasste die Karte nicht an.
    »Wir haben nur ein paar Fragen an Sie«, sagte er. »Wenn Sie jetzt bitte …«
    »Ich bin Anwältin, Herr Mayer«, fiel Valerie ihm mit einem letzten Blick auf die Karte ins Wort. »Ich kenne meine Rechte. Ich sollte seit einer halben Stunde auf dem Weg nach London sein. Ich …«
    Der Blick des zweiten Beamten in Zivil ließ sie verstummen. Es lag so viel offensichtliche Ablehnung in seinen kalten blaugrauen Augen, dass sie unvermittelt schluckte.
    »Wir können unsere Befragung hier nicht durchführen«, unterbrach Eric Mayer ihr plötzliches Schweigen. »Bitte kommen Sie jetzt. Desto schneller können Sie wieder Ihrer Wege gehen.«
     
    Später war es genau dieser Moment, der ihr immer wieder ins Gedächtnis kam. Warum hatte sie ihre Blockadehaltung aufgegeben? Hatte sie Mayer vertraut? Der Adler und die Farben der deutschen Flagge auf seiner Visitenkarte hatten ihr eine

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